Der Phänologische Kalender – ein praktischer Gartenkalender
Zehn statt Vier Jahreszeiten
Normalerweise teilen wir das Kalenderjahr in 4 Jahreszeiten, die an fixe Daten gebunden sind.
So beginnt bei uns der astronomische Frühling immer am 20. oder 21. März.
Ganz anders gestaltet sich dies beim Phänologischen Kalender.
Hier wird das Jahr in 10 Jahreszeiten eingeteilt,
die sich an den natürlichen Erscheinungen in der Pflanzenwelt orientieren.
Der Phänologische Kalender richtet sich also nach der Natur, genauer gesagt nach dem Austreiben, Blühen oder Fruchten ganz bestimmter Pflanzen, den sogenannten Zeigerpflanzen. Der Beginn einer phänologischen Jahreszeit wird somit von bestimmten Zeigerpflanzen angezeigt:
So künden z.B. die Blüten des Schwarze Holunders den Frühsommer an und die Blüten der Linde den Hochsommer.
Beginn und Dauer der 10 Jahreszeiten unterscheiden sich von Jahr zu Jahr und von Region zu Region. So können bei der Holunderblüte je nach Beobachtungsort Unterschiede von 4-6 Wochen auftreten.
Der Phänologische Kalender gilt also gleichermaßen für milde Regionen und raue Standorte, für den Süden wie für den hohen Norden. Es ist ein flexibler Kalender, der sich an Naturbeobachtungen orientiert und regional genaue Daten liefert.
Das macht ihn für Gärtner so interessant. Am Blühbeginn der Forsythien kann er ablesen, dass jetzt eine günstige Zeit ist, um die Rosen zu schneiden und zu düngen. Und wenn der Flieder blüht, können die empfindlichen Kübelpflanzen aus dem Winterquartier geholt werden.
Schon unsere Vorfahren nutzten die Naturbeobachtung für ihre Bauernregeln: „Blüht der Huflattich, dann können Möhren und Bohnen gesät werden!“
Nachfolgend finden Sie einen ausführlichen Phänologischen Gartenkalender, der Tipps und Hinweise enthält, welche Gartenarbeiten in den 10 „neuen“ Jahreszeiten gemacht werden können. Anhand der aufgeführten Zeigerpflanzen können Sie genau erkennen, in welcher phänologischen Jahreszeit Sie sich befinden.
Bauernregeln werden zur Wissenschaft
Die Phänologie (Lehre der Erscheinungen) ist inzwischen eine Wissenschaft, die auch vom Deutschen Wetterdienst genutzt wird. Fast 1300 Beobachtungsstellen melden regelmäßig die gewünschten Daten zur Pflanzenentwicklung der Zeigerpflanzen.
So konnte man feststellen, dass sich in den letzten Jahrzehnten der Ablauf der Jahreszeiten geändert hat. Der Austrieb der Blätter, die Blüte und die Fruchtreife setzen früher ein und der Blattfall beginnt erst später. Die Vegetationsperiode hat sich durchschnittlich um 14 Tage verlängert. Die Blüte der Schlehe setzt heute sogar 30 Tage früher ein als vor 170 Jahren. Man führt dieses Phänomen auf den globalen Klimawandel zurück.
Für die Phänologie können auch Daten aus der Tierwelt herangezogen werden, beispielsweise das Eintreffen der ersten Schwalben oder das Schlüpfen der ersten Maikäfer.