Blätter bestimmen – mit Kindern die heimische Baumwelt entdecken
Wenn Kinder den Wald entdecken, sind sie in Bewegung und folgen ihrer ganz natürlichen Neugier. Gerade in Zeiten von Smartphone und Co. ist der nahe und regelmäßige Kontakt mit der Natur für Kinder umso wichtiger und kann bedeutende Weichen stellen. Denn die tiefe Verbundenheit mit Flora und Fauna und das Wissen um die heimische Baumwelt können ein Grundvertrauen in das Leben wecken. Daraus kann der Wunsch entstehen, die Erde zu schützen. So werden aus Kindern nachhaltige Erwachsene von morgen. Der Waldausflug wird für Kinder umso spannender, je mehr es zu erforschen gibt. Wie Sie mit Ihren Kindern im Wald Blätter bestimmen können, zeigen wir Ihnen hier.
Inhalt
Was hierzulande wächst – ein Blick in unsere heimischen Bäume
Die Bestimmung von Blättern ist im Grunde gar nicht schwer. Hier braucht es ein aufmerksames Auge und ein wenig Wissen über unsere heimischen Baumarten. Gut zu wissen: Fast ein Drittel der Fläche in Deutschland ist von Wald bedeckt. Dabei nehmen zehn Baumarten den Löwenanteil ein. Sie bedecken etwa 90 Prozent der gesamten Waldfläche. Weitere 40 Baumarten teilen sich den Rest der Waldfläche untereinander auf. Doch was wächst hierzulande und welche heimischen Baumarten in Deutschland gibt es? Teilen wir hierzu zunächst unsere heimischen Bäume in vier Gruppen auf: Die Nadelbäume, die Laubbäume, die Weiden und die Obstbäume.
Nadelbäume |
Laubbäume |
Weiden |
Obstbäume |
Douglasie | Ahorn | Großblättrige Weide | Apfelbaum |
Eibe | Birke | Lavendelweide | Aprikosenbaum |
Fichte | Buche | Loorbeerweide | Birnbaum |
Kiefer | Eiche | Pappel | Eberesche |
Lärche | Gemeine Esche | Reifweide | Kirschbaum |
Tanne | Hainbuche | Silberweide | Kultur-Pflaume |
Wacholder | Hasel | Schwarzer Holunder | |
Zirbe | Kastanie | Quitte | |
Linde | |||
Robinie | |||
Schwarzerle | |||
Stechpalme | |||
Ulme |
Von allen heimischen Baumarten in Deutschland ist die Fichte der am weitesten verbreitete Baum. Sie macht rund ein Viertel der Waldfläche aus, dicht gefolgt von Kiefer, Rotbuche und Eiche. Der Unterschied zwischen Laubbäumen und Nadelbäumen besteht darin, dass Laubbäume sogenannte Bedecktsamer sind, bei denen die Insekten für die Bestäubung verantwortlich sind. Nadelbäume hingegen sind Nacktsamer. Hier ist der Wind für die Bestäubung verantwortlich. Während Laubbäume am liebsten nährstoffreichere Böden mögen, stellen Nadelbäume kaum Anforderungen an ihren Standort.
Walderlebnisse für Kinder – Blätter bestimmen leicht gemacht
Neben der Eingrenzung der Baumarten kommt es bei der Blattbestimmung schließlich auf die Form und den Aufbau von Blättern an. Grundsätzlich besteht ein Blatt aus zwei beziehungsweise vier Teilen: einem Unter- und einem Oberblatt. Das Unterblatt teilt sich wiederum in Blattgrund und Nebenblätter, während das Oberblatt sich in die Blattspreite und den Blattstiel gliedert.
Von eiförmig bis gebuchtet – Blätter bestimmt man am einfachsten, indem man sich die verschiedenen Blattformen gut einprägt. Grundsätzlich gibt es folgende Blattformen:
- eiförmig
- dreieckig
- rundlich
- herzförmig
- länglich bzw. lanzettlich
- gefingert
- gefiedert
Blattränder sind zum Beispiel
- gelappt
- gebuchtet
Bei den gelappten und den gebuchteten Blättern ist besonderes Augenmerk gefragt, denn sie sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Der Unterschied liegt in der Menge der Blattkuhlen. Bei den gebuchteten Blattarten gibt es davon mehr als bei den gelappten.
Beispiele zu Blattformen und den zugehörigen Bäumen
- dreieckig (z. B. Birke)
- rundlich (z. B. Schwarzerle und Zitterpappel)
- herzförmig (z. B. Linde)
- länglich bzw. lanzettlich (z. B. Silberweide oder Esskastanie)
- gelappt (z. B. Bergahorn)
- gebuchtet (z. B. Eiche)
- gefingert (z. B. Rosskastanie)
- gefiedert (z. B. Esche)
Blätter bestimmen beim gemeinsamen Waldausflug
Zur Blätterbestimmung ist ein Waldstück mit vielen verschiedenen Baumarten am besten geeignet. Für Kinder ist es spannend zu sehen, dass es eine große Zahl ganz unterschiedlich geformter Blätter gibt. Gemeinsam können Sie dann die einzelnen Bäume näher erkunden. Ihr Kind kann zum Beispiel seine Hand neben das Blatt eines Baumes halten. Ist das Blatt kleiner oder größer als die Hand?
Der Blattrand lässt sich befühlen: Ist er rau oder glatt? Hat er viele Einbuchtungen? Auch die Farbe und die Oberfläche des Blattes können Sie zusammen anschauen. Wer herabgefallene Blätter findet, kann sie nebeneinanderlegen und vergleichen. Welches ist das größte? Welches sieht am ungewöhnlichsten aus? Die Kinder können die aufgesammelten Blätter zu Hause pressen und in ein Bestimmungsbuch kleben.
Blätter bestimmen: Beispiele für Blattformen
Linde
Eiche
Sammeln Sie im Herbst einige der Früchte gemeinsam mit Ihren Kindern. Mit den Waldschätzen können Sie zum Beispiel prima ein Memo-Spiel aus Eicheln basteln.
Rosskastanie
Blätter bestimmen und ein Bestimmungsbuch basteln
Ein schöner Platz, um die Ergebnisse der Blatt- und Baumbestimmung aufzubewahren, ist ein Bestimmungsbuch. Dazu können Sie einfach ein beliebiges Notizbuch oder einen Ordner mit leeren Seiten verwenden. Neben getrockneten Blättern und Blüten kann Ihr Kind Fotos des betreffenden Baums einkleben, selbst Blätter zeichnen oder passende Rezepte und Bastelideen dazuschreiben. Jeder Baum erhält einen separaten Platz im Buch.
Blätter bestimmen: Kinderfragen, die dabei aufkommen
Wozu brauchen Bäume Blätter?
Für einen Baum sind Blätter wichtige Pflanzenteile, denn sie enthalten das sogenannte Blattgrün beziehungsweise Chlorophyll. Unter Lichteinwirkung verwandelt es Luft und Wasser in Nährstoffe, die der Baum zum Wachsen und Gedeihen benötigt. Dieser Vorgang wird Photosynthese genannt. Wenn die Blätter nun für einen Baum so wichtig sind, fragt man sich zu Recht: Warum wirft er sie dann wieder ab?
Die Frage ist einfach erklärt: Im Winter würde das Wasser in den Blättern des Baumes gefrieren und die Zellen sowie das Blatt würden absterben. Zum anderen kann auch der Boden im Winter gefrieren. Da der Baum für seine Blätter immer wieder Wasser nachziehen muss, würde er vertrocknen. Aus einem gefrorenem Boden kann kein Wasser gezogen werden. Hier ist der Baum schlau: Er registriert die Tageslänge und weiß so ganz genau, wann der Herbst einbricht. Nun ist es allmählich Zeit, seine Blätter einzufärben und schließlich abzuwerfen. Und so sitzen an jedem noch so kleinen Ast kleine „Aufpasser“, die sogenannten Fotozellen, die das Tageslicht registrieren.
Warum werden Blätter im Herbst bunt?
Sobald der Baum nur noch zwölf Stunden oder weniger Licht pro Tag bekommt, beginnt er, sein Laub einzufärben. Auch die zurückgehende Temperatur im Boden ist für den Baum ein Zeichen dafür, dass die kalte Jahreszeit naht. Mit der schwächeren Sonneneinstrahlung und den sinkenden Temperaturen verringert sich auch die Photosynthese. Es wird weniger Chlorophyll gebraucht und produziert. In der Folge wird auch immer weniger grünes Licht reflektiert. Stattdessen werden nun die roten, gelben und orangen Lichtanteile reflektiert, die für die so typische bunte Farbenpracht im Herbst sorgen.
Blätter am Boden – Nährstofflieferanten und Unterschlupf für Tiere
Mit der Zeit entzieht der Baum seinen Blättern alle Nährstoffe und verschließt die Blattstiele. Nun sind die Blätter von der Wasserversorgung abgeschnitten. Sie welken und fallen rechtzeitig vor dem Winter ab. Und so werfen jedes Jahr unzählige Laubbäume ihre Blätter ab.
Dennoch türmen sich in unseren heimischen Wäldern keine Laubberge. Warum ist das so? Der Grund ist, dass das herabgefallene Laub verrottet und am Boden zersetzt wird. Das heißt, die Blätter werden in ihre einzelnen Bestandteile zurückverwandelt, wodurch der Boden seine wertvollen Nährstoffe zurückerhält. Das Gleiche geschieht auch mit der sogenannten unterirdischen Biomasse, also den abgestorbenen Wurzeln. Im Frühjahr nehmen die Pflanzen die dort gebildeten Nährstoffe wieder über die Wurzeln auf.
Bis das Laub jedoch zersetzt wird, bietet es vielen kleinen Tieren Unterschlupf. Das bunte Herbstlaub funktioniert dabei wie eine warme, isolierende Stube für die kalte Jahreszeit und ist ein idealer Rückzugsort für Waldbewohner. Regenwürmer, Spinnen, Käfer, Molche, Raupen, Falter und Mäuse finden auf diese Weise einen Unterschlupf.
Hallo!
Zu „Teilen wir hierzu zunächst unsere heimischen Bäume in vier Arten auf“:
Schreibt hier besser: „…in vier Gruppen auf“, denn Der Artbegriff ist ja biologisch fest definiert (Eibe, Fichte, Bergahorn usw.), dann kommt niemand durcheinander 😉
Danke und weiter so!
Willi
Hallo Herr Wipfel,
vielen Dank für das wertvolle Feedback! Wir haben die entsprechende Textstelle angepasst, damit es nicht zur Verwirrung kommt.
Herzliche Grüße
Ihr Waschbär-Team
Würde gerne ein App auf meinen Handy installieren, das eben jedes Blatt erkennt und auch über die Blattformen Auskunft gibt
Hallo,
in diesem Artikel werden einige Apps vorgestellt, die bei der Pflanzenbestimmung unterstützen: https://www.ad-magazin.de/artikel/pflanzen-bestimmen-apps
Wir hoffen, dass unter den vorgestellten Apps eine passende für Sie dabei ist.
Herzliche Grüße,
Ihr Waschbär