Nachhaltiges Badezimmer: Feste vs. flüssige Kosmetik im Vergleich

Eine Seife liegt in einer Schale aus Holz, dahinter werden Hände mit einer eiförmigen Handcreme gepflegt.

Haar- und Körperpflegemittel in bunten Plastikflaschen gibt es in unzähligen Ausführungen für den individuellen Pflegebedarf – auch in der Naturkosmetik. Doch mit der Zero-Waste-Bewegung drängen zunehmend feste, plastikfreie Produktalternativen auf den Markt. „Waterless Beauty“ beziehungsweise „Solid Cosmetics“ nennt sich dieser Trend. Wie ist es um die Qualität, Effektivität und Nachhaltigkeit der festen im Vergleich zu den flüssigen Pflegeprodukten bestellt? Ist ein Wechsel empfehlenswert? Und was ist bei der Anwendung zu beachten? Wir haben für Sie die wichtigsten Informationen zusammengestellt und einigen Produkte dem Vergleich „feste vs. flüssige Kosmetik“ unterzogen.

Produktmerkmale fester Kosmetik

Wasser wird in Kosmetika oft als Füllstoff eingesetzt. Den Solid Cosmetics wird das Wasser ganz oder teilweise entzogen. Dadurch erhalten sie ihre feste Konsistenz. Anschließend werden sie in eine kompakte Form gepresst. Diese bezeichnet man als „Bar“ – dieser englische Begriff bedeutet so viel wie „Stück“. Bars kommen mit wenig Verpackungsmaterial und gänzlich ohne Plastik aus. Das schont Ressourcen, spart Müll und ist gut für die Umwelt.

Feste Kosmetik enthält dieselben Inhalts- und Pflegewirkstoffe wie das flüssige Produkt, nur in reiner, hoch konzentrierter Form. Feste Kosmetik ist reichhaltiger und ergiebiger und hat bei sparsamer Anwendung eine längere Nutzungsdauer. Das erklärt den meist höheren Preis. Schon kleine Mengen reichen oftmals aus. Außerdem gibt es unterwegs keine Pannen mit ausgelaufenem Shampoo oder Duschgel.

Feste vs. flüssige Kosmetik: Umweltaspekte und Ökobilanz

Neben der Einsparung von Wasser ist das geringere Aufkommen an Plastik – und Verpackungsmaterial ein deutlicher Vorteil von fester Kosmetik. Die Verpackung besteht vorwiegend aus Papier oder Pappe, teilweise sind es auch recycelbare Glas- oder Blechtiegel. Da sie kleiner und handlicher sind, nehmen die Produkte weniger Platz ein und reduzieren die Transportkosten. Das wirkt sich alles positiv auf die CO2-Bilanz aus.

Eine Seife wird in einer Seifendose aus Metall aufbewahrt.
Seifen kann man auch in Unverpackt Läden kaufen und sie praktisch in einer Seifendose transportieren.© Waschbär

Anwendung von fester Kosmetik

Bei erstmaliger Anwendung ist der Umgang mit fester Kosmetik noch ungewohnt. Doch wer ein paar Pflegetipps beachtet, kommt meist gut damit zurecht. Probieren Sie einfach aus, welche Alternative für Sie die richtige ist.

Feste vs. flüssige Kosmetik: Ausgewählte Produkte im Vergleich

Mittlerweile gibt viele Alternativen zu flüssiger Kosmetik. Doch welche Vorteile haben feste und flüssige Produkte und wie wendet man die festen Varianten an? Wir haben feste vs. flüssige Kosmetik unter die Lupe genommen.

Feste vs. flüssige Kosmetik: Deo

Festes Deo

Deo-Bars sind in Kegelform oder als Stick im Papiertube erhältlich. Zu den Inhaltsstoffen gehören oft pflegende Sheabutter, entzündungshemmendes Kokosöl und Natron. Letzteres reduziert die Schweißbildung. Düfte neutralisieren den Geruch. Ein großes Plus ist die Ergiebigkeit: Ein Deostick kann bis zu vier Deospray-Flaschen ersetzen. Nachteile: Erst die Körperwärme macht festes Deo geschmeidig. Beim Auftragen können sich kleine Reste absetzen. Zu starker Druck macht die Sticks brüchig.

Vier Deosticks in Papierverpackungen stehen und liegen vor einem Fenster.
Das feste Deo ist in eine stabile Papiertube gefüllt.© Waschbär

Anwendungstipp: Kühl aufbewahren. Vor der Anwendung den Deostick mit den Händen leicht anwärmen und sanft nach oben schieben. Sparsam auftragen, sorgfältig verreiben und einwirken lassen. Sie haben den Stick zu weit herausgeschoben? Einfach umdrehen und leicht zurückklopfen.

Flüssiges Deo

Deosprays und -Roll-ons sind unkompliziert in der Anwendung und geben sofort ein Frischegefühl. Inhaltsstoffe und Verpackung können jedoch – vor allem bei konventionellen Marken – unter nachhaltigen Gesichtspunkten problematisch sein. Sprühdosen aus Metall lassen sich nur schwer recyceln. Manche Sprays enthalten noch giftige Treibhausgase wie Butan, Propan oder Isobutan.

In herkömmlichen Roll-ons finden sich teilweise noch kritische Bestandteile wie Aluminiumsalze und Alaun (Kaliumaluminiumsulfat), Alkohol, synthetische Farb-, Duft- oder Konservierungsstoffe. Auch wenn die wissenschaftliche Meinung über eine mögliche gesundheitsschädigende Wirkung inzwischen nicht einheitlich ist – das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, dem Körper so wenig Aluminium wie möglich zuzuführen.

Bio-zertifizierte Flüssigdeos, wie beispielsweise Deomilch, enthalten hochwertige natürliche Ingredienzen, die gesundheitlich unbedenklich sind. Achten Sie auf die Prüfsiegel.

Hinweis: Beim Wechsel von einem herkömmlichen Deo mit Aluminiumsalzen auf ein Bio-Naturkosmetik-Produkt kann es eventuell zu vermehrter Schweißbildung kommen. Das soll sich jedoch von selbst wieder regulieren. Eine Auswahl an festen und flüssigen Bio-Deos finden Sie im Waschbär-Shop.

Feste vs. flüssige Kosmetik: Zahnpflege

Feste Zahnpflege

Besonders kinderfreundlich in der Optik ist feste Zahnpasta am Stiel. Sie ist vegan, enthält zu 100 Prozent natürliche Bestandteile und wird in Handarbeit gefertigt. Ein Zahnpastablock soll in etwa zwei Tuben Zahnpasta entsprechen. Stiel und Pappschachtel sind kompostierbar. Plastik kommt nicht zum Einsatz. Nachteil laut Zahnpasta-Test der Stiftung Warentest: Sie enthält – wie fast alle Naturkosmetikprodukte – kein Fluorid. Auch das Magazin ÖKOTEST Ausgabe 4/2021 empfiehlt ausdrücklich Zahnpasta mit dem – zum Teil umstrittenen – Fluorid. Dieses mache die Zähne widerstandsfähig gegen Karies. Fluorid sei in so geringen Mengen enthalten, dass es nicht schädlich sei.

Anwendungstipp: Mit der angefeuchteten Zahnbürste mehrmals über den Zahnpastablock streichen und die Zähne wie gewohnt putzen.

Zahnputztabletten bilden keinen Schaum. Der Putzvorgang soll aber besonders gründlich sein. Mikrofeine Zellulosefasern polieren die Zähne sanft glatt, bis in die Zahnzwischenräume. Plaque kann so quasi gar nicht erst entstehen. Die Tabletten sind kleiner und leichter als herkömmliche Zahnpasta und sind in kleine, kompostierbare Tüten verpackt. Im Vergleich zu Zahnpasta fallen 80 Prozent weniger Verpackung an. Das reduziert den CO2-Ausstoß bei Produktion und Transport. Zudem kommt bei der Herstellung kein Wasser zum Einsatz. Stiftung Warentest bemängelt den Fluoridanteil, der geringer ist als bei herkömmlicher Zahnpasta. Zudem seien die Tabletten pro Putzvorgang vergleichsweise teuer.

Für den Vergleich feste vs. fluessige Kosmetik sind feste Zahnputztabletten neben einer Holzzahnbürste und Zahnseide ausgelegt.
Zu Beginn ist die Handhabung von Zahnputztabletten ungewohnt, aber Sie sparen viel Verpackungsmüll ein.© Waschbär

Anwendungstipp: Eine Tablette pro Putzvorgang. Erst gründlich zerkauen, dann mit der Zahnbürste wie gewohnt putzen und ausspülen.

Flüssige Zahnpflege

Herkömmliche Zahnpasta enthält in der Regel Putzkörper, waschaktive Substanzen – die sogenannten Tenside –, Geschmacks-, Konservierungs- und Farbstoffe sowie Fluoride. Einige dieser Stoffe gelten als gesundheitlich bedenklich, so auch die Mikroplastikkügelchen, die Reinigungseffekte erzielen sollen. Die Plastiktuben, in denen Zahnpasta üblicherweise zu kaufen ist, sind schwer abbaubar.

Bei bio-zertifizierten Zahnpasten werden die Zähne mit mineralischen Putzkörpern gereinigt. Natürliche antibakterielle Wirkstoffkompositionen sorgen für einen frischen Geschmack. Pflanzliche Tenside machen den Putzvorgang zum schäumenden Erlebnis. Manche Naturkosmetikhersteller bieten ihre Zahnpasta in Tuben aus recyceltem Kunststoff oder Kreide an.

Als Ergänzung bieten sich nachhaltige Zahnbürsten aus schnell nachwachsendem, ökologischem Bambus mit BPA-freien Borsten, Wechselzahnbürsten mit Öko-Bürstenkopf oder klimaneutrale Modelle an.

Feste vs. flüssige Kosmetik: Shampoo

Festes Shampoo

Bei Shampoo-Bars ist zwischen Haarseifen und festen Shampoos zu unterscheiden. Beide erzeugen weniger Schaum als Flüssigshampoos, reinigen aber genauso gründlich. Ob Sie zu Haarseife oder zum festen Shampoo greifen, macht jedoch bei der Pflege einen Unterschied.

Haarseifen sind gesiedete Seifen mit basischem pH-Wert. Nachteil: Sie können die Haare beschweren. Achten Sie beim Kauf auf den Verseifungsgrad. Dieser sollte bei bis zu zehn Prozent für pflegeleichte oder fettige Haare liegen. Für sehr trockenes Haar empfiehlt sich ein Wert von 25 bis 40 Prozent.

Festes Shampoo ist flüssiges Shampoo ohne Wasseranteil. Es bietet die Vorteile eines klassischen Shampoos und darüber hinaus: Ein Stück festes Shampoo entspricht etwa zwei bis drei Flaschen Flüssigshampoo. Ähnliches gilt für Pflegespülungen beziehungsweise Conditioner.

Festes Shampoo liegt auf einem Handtuch.
Shampoo und Conditioner gibt es in festen Formen, die auch noch niedlich aussehen und gut in der Hand liegen.© Waschbär

Bio-Pulvershampoo wird ohne Wasser hergestellt und ins nasse Haar einmassiert. Bio-zertifizierte Produkte enthalten ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe.

Vorzüge von festem Shampoo sind die hohe Ergiebigkeit sowie die Einsparungen bei Verpackung und Transport. Bio-Bars sind oft nur mit einer FSC-zertifizierten Papierbanderole verpackt.

Anwendungstipps: Haarseife: Etwaige Rückstände lassen sich mit einer sauren Rinse, also einer Spülung aus Wasser-Essig-Gemisch, leicht auflösen. Pulvershampoo: Zweimaliges Waschen und gründliches Ausspülen sind empfehlenswert.

Flüssiges Shampoo

Hinsichtlich der Inhaltsstoffe und Pflegewirkung gibt es zwischen festen und flüssigen Shampoos kaum Unterschiede. Flüssige Shampoos bilden meist mehr Schaum. Bei zertifizierter Naturkosmetik sind es natürliche Bio-Tenside – oft aus Kokos oder Zuckerrüben –, die diesen erzeugen. Sonst handelt es sich um synthetische Tenside. Wesentlicher Nachteil sind die Plastikflaschen und der aufwändigere Transport. Zudem kommt es beim Waschen leichter zu Überdosierung.

Anwendungstipp: Bio-Shampoos entfalten ihre Reinigungskraft am besten, wenn man sie etwas länger im Haar einwirken lässt.

Die Stiftung Warentest hat in ihrem „test“-Magazin (Ausgabe 6/2020) Haarseifen, feste und flüssige Shampoos nach verschiedensten Kriterien getestet. Auch die Ökobilanz der Produkte wurde umfänglich untersucht. Das Fazit: Wird die Haarwäsche bei der Berechnung berücksichtigt, belasten feste und flüssige Shampoos die Umwelt in nahezu gleichem Maße. Bei Herstellung, Verpackung, Transport und Entsorgung liegen die festen Produkte in Sachen Nachhaltigkeit aber deutlich vorn.

Wenn Sie sich an das Selbermachen von Kosmetik heranwagen möchten, finden Sie in unserer Reihe „Kosmetik aus der Küche“ im Waschbär-Magazin viele Anleitungen und tolle Inspirationen.

 

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