Chili anpflanzen: Wissenswertes zu Anbau, Pflege und Ernte
Wer an Chilis denkt, hat wahrscheinlich eher Mexiko oder die asiatischen Länder vor Augen. Die scharfen Schoten lassen sich aber auch in unseren Breitengraden wunderbar pflanzen. Das feurige Gemüse bringt Pep und Würze in die Küche und sieht noch dazu sehr dekorativ aus. Wenn Sie zu Hause Chili anpflanzen möchten, benötigen Sie genug Wasser, viel Licht und Wärme – und ein bisschen Geduld. Dafür werden Sie mit einer köstlichen Ernte belohnt. Für den Anbau zu Hause ist ein Garten empfehlenswert, Sie können den Chili jedoch auch in Töpfen auf dem Balkon züchten.
Inhalt
Der Chili – ein naher Verwandter der Paprika
Der Chili ist botanisch betrachtet das Gleiche wie die Paprika. Nur hat der Chili deutlich kleinere und schärfere Früchte. Sowohl Chili als auch Paprika sind Schoten des Nachtschattengewächses Capsicum, das ursprünglich aus Mittel- und Südamerika stammt. Als der lateinamerikanische Kontinent erobert wurde, gelangte der Chili über Handelswege nach Europa. Hierzulande schätzt man die Früchte der Pflanze seitdem für ihre feurige Schärfe.
Chili pflanzen – Aussaat und Pflege
Wenn Sie die Chilipflanzen anpflanzen und gar selbst vorziehen möchten, sollten Sie damit schon früh beginnen, denn die sie haben eine lange Kulturdauer.
Chili anpflanzen: das Wichtigste auf einen Blick
Standort: sonnig, windgeschützt und warm (nicht unter 20 °C)
Vermehrung: Mitte Februar/Anfang März Aussaat in Vorkultur im Warmen, Dunkelkeimer
Aussaat ins Freie: Mai/Juni, wenn kein Frost mehr zu erwarten ist, Pflanzabstand 40–60 cm
Boden: nährstoffreich, anfangs gleichmäßig feucht, später trocken für mehr Schärfe
Pflege: regelmäßig mit Brennnesseljauche oder Kompost düngen, regelmäßig gießen (bis zur Fruchtreife), ggf. Maßnahmen gegen Schnecken ergreifen
Ernte: dunkelrote Schoten, in der Regel Ende August/Anfang September
Verarbeitung: direkt verarbeiten oder trocknen (auf einer Leine, im Ofen oder im Dörrautomaten)
Chili anzüchten
Von Mitte Februar bis Anfang März ist der beste Zeitpunkt, um Chili auszusäen. Als Gefäß können Sie ein Mini-Gewächshaus oder eine Saatschale verwenden. Tipp: Auch ein alter Eierkarton kann als DIY-Anzuchtgefäß dienen (ein Samen pro „Ausbuchtung“). Oder Sie verwenden einzelne alte Klorollen – dann legen Sie in jede Rolle jeweils einen Samen. Das Pflanzgefäß zu circa zwei Dritteln mit Anzuchterde befüllen, den Samen mit etwas Abstand hineinlegen und noch etwa einen Zentimeter Erde darübergeben, denn der Chili zählt zu den Dunkelkeimern.
Anschließend sollten Sie die Erde gut befeuchten, am besten mit einer Sprühflasche. Das Anzuchtgefäß sollten Sie dann an einem sehr hellen Ort platzieren, an dem es vor Zugluft geschützt ist. Da der Chili es gern warm mag, sollte die Temperatur etwa 22 bis 25 °C betragen.
Nach ungefähr drei Wochen zeigen sich an den kleinen Pflanzen die ersten Laubblätter. Nun können Sie den Chili in größere Töpfe umpflanzen – gern mit etwas nährstoffhaltigerer Erde als bei der Anzucht. Auch jetzt sollten Sie für die Pflanzen wieder einen sehr hellen Standort wählen. Besonders gut geeignet ist ein beheiztes Gewächshaus, Pflanzenlampen können ebenfalls gute Dienste leisten. Alternativ funktioniert es aber auch mit einem Südfenster – stellen Sie die Töpfe mit den Pflanzen einfach aufs Fensterbrett.
Ab ins Freie mit den Chilipflanzen
Wenn Sie Chili anpflanzen, sollten Sie die kleinen Chilipflanzen ab Anfang Mai noch etwa eine Woche lang an die Umgebung draußen gewöhnen, bevor Sie sie endgültig auspflanzen. Stellen Sie den Chili einfach für ein paar Stunden pro Tag an ein schattiges Plätzchen. Meiden Sie jedoch die direkte Sonne, denn sie schadet den zarten Blättern der Pflanze!
Um den Mai oder Juni herum, sobald keine frostigen Nächte mehr zu erwarten sind (Wetterbericht beachten), können Sie die selbst gezüchteten oder auch gekauften Jungpflanzen dann im Garten in ein Gemüsebeet oder in ein Hochbeet pflanzen. Ein unbeheiztes Gewächshaus ist für den Chili ebenfalls gut geeignet. Der Pflanzabstand sollte ungefähr 60 Zentimeter betragen. Ein Rankgitter oder ein Stützstock ist empfehlenswert, damit die Zweige nicht abknicken. Wenn Sie die Chilis auf dem Balkon pflanzen möchten, sollten die entsprechenden Töpfe mindestens 20 Liter Volumen haben. Befüllen Sie die Töpfe mit einer gewöhnlichen Erde für Gemüsepflanzen.
Chilis mögen es am liebsten warm und windgeschützt, daher sollte die Temperatur möglichst selten unter 20 °C fallen. Wählen Sie im Garten oder auf dem Balkon gern den wärmsten, sonnigsten Platz. Im Garten eignet sich am besten ein Boden, der locker und tiefgründig ist. Der pH-Wert sollte etwa zwischen 6 und 6,5 liegen, was bei normalen Gartenböden jedoch in der Regel gegeben ist.
Chili anpflanzen: gut bewässern!
Nach dem Auspflanzen müssen Sie die Pflanzen regelmäßig gießen, am besten täglich. Sobald die Chilifrüchte reif werden, sollten Sie mit dem Bewässern jedoch etwas zurückhaltender sein. Der Chili wird dadurch leicht unter Trockenstress gesetzt und produziert dann mehr Capsaicin. Mit anderen Worten: Die Chilis werden richtig scharf! Je trockener der Chili gegen Ende der Vegetationszeit steht, desto schärfer werden die Früchte. Es ist empfehlenswert, die Pflanze im Rhythmus von ein bis zwei Wochen zu düngen. Als Bio-Dünger eignet sich zum Beispiel eine Brennnesseljauche oder Kompost.
Chilis ernten und verwerten
Zu Beginn sind die Chilischoten grün, danach geht ihre Farbe ins Gelbe über. Ungefähr Ende August, Anfang September verfärben sich die Chilis dann ins Dunkelrote. Nun sind sie bereit für die Ernte.
Trocknen können Sie die Schoten, wenn Sie sie auf eine Leine fädeln und aufhängen. Oder Sie geben sie für ein paar Stunden bei circa 40 °C in den Ofen (die Ofentür etwas geöffnet lassen). Eine Aufbewahrung im Kühlschrank ist nicht zu empfehlen, weil die Chilis dort ihr Aroma verlieren können.
Chili anpflanzen: Krankheiten und Schädlinge bei Chilipflanzen
Chilipflanzen können anfällig für Pilzerkrankungen sein. Auch ein Befall der Pflanzen mit Blattläusen und weißer Fliege ist möglich. Beim Anbau im Freien ist Vorsicht vor Schnecken geboten, denn diese knabbern sowohl die Blätter als auch die Früchte an – selbst wenn Letztere scharf sind.
Die Chilipflanze überwintern
Die Chilipflanze ist sehr frostempfindlich, weswegen sie meist nur einjährig kultiviert wird. Prinzipiell kann sie jedoch überwintern, zum Beispiel in einem beheizten Gewächshaus. Auch ein Überwintern des scharfen Gemüses in Ihren vier Wänden ist möglich, sofern Sie es in Töpfen züchten. Jedoch sollten Sie darauf achten, dass die Pflanzen weiterhin viel Licht benötigen, da sonst ein Schädlingsbefall droht.
Der Schärfegrad von Chili: mild bis feurig
Alle Capsicum-Arten enthalten den für die Schärfe verantwortlichen Stoff Capsaicin – allerdings in sehr unterschiedlichen Konzentrationen. Vor allem in den Samen und in den Samenscheidewänden von Chili und Co. ist das Alkaloid Capsaicin zu finden. Den Schärfegrad misst man meist in Scoville-Einheiten (SCU), wobei die Skala mit 0 beginnt, also mit der gewöhnlichen Gemüsepaprika. Nach oben hin wird es dann immer schärfer. In Ausnahmefällen kann die Skala sogar eine Million überschreiten, wie etwa bei der Sorte „Naga Jolokia“.
Als Faustregel gilt: je kleiner, desto schärfer, und je grüner, desto milder der Chili! Die feurigen Habanero-Chilis zählen mit über 500.000 SCU zu den schärfsten Vertretern. Sie können schmerzhafte Hautreizungen auslösen. Bei der Verarbeitung scharfer Chilis sollten Sie daher auch Handschuhe tragen oder sich die Hände anschließend gründlich mit Seife waschen. Kommt es zu Verbrennungen an den Mundschleimhäuten, sollten Sie kein Wasser trinken, denn das verschlimmert die Symptome! Am besten, Sie löschen die Schärfe mit Joghurt oder einem Stück Butterbrot, denn das Capsaicin ist fettlöslich.
Chili anpflanzen: Tipps zu interessanten Chili-Sorten
Der Anbau von Chili hat sich zu einem regelrechten Kult entwickelt, sodass Sie im Netz zahlreiche Infoseiten und Shops finden, wo Hunderte Sorten zu finden sind. Auch in unserem Onlineshop erhalten Sie Bio-Saatgut für Chilis. Hier die interessantesten Sorten im Überblick:
Capsicum chinense – Achtung, scharf!
Die Art Capsicum chinense enthält extrem scharfe Sorten. Aus dieser Art stammen Früchte, die immer wieder wegen ihrer Schärfe Schlagzeilen machen. Die indischen Sorten „Naga Jolokia“ und „Buth Jolokia“ haben mit über 1.000.000 SCU alle bisherigen Schärferekorde gebrochen. Auch die berüchtigten Habanero-Sorten oder die Sorten „Red Savinaô“ (577.000 SCU) und „Scotch Bonnett“ (100.000–300.000 SCU) gehören dieser Art an.
Capsicum baccatum – milder, aromatischer Chili
Die Artengruppe Capsicum baccatum enthält auch einige etwas mildere und äußerst aromatische Sorten wie die gelborange „Criolla Sella“ oder die glockenförmige Sorte „Peri-Periô“, auch unter dem Namen „Glocken-Chili“ bekannt.
Capsicum frutescens – die Grundlage des Tabascos
In der Artengruppe Capsicum frutescens ist der bekannteste Vertreter der „Tabasco-Chili“ (30.000–50.000 SCU), der sich sehr gut für die Topfkultur im Haus eignet.
Verträgt sogar Frost: Capsicum pubescens
Die kälteresistente Art Capsicum pubescens stammt aus dem kühlen Hochland. Sie verträgt auch geringen Frost. Eine bekannte Sorte ist der verholzende Baum-Chili, zum Beispiel „Rocoto Manzano“, der bis zu 150 Zentimeter hoch wird und purpurfarbene Blüten trägt.
Super wertvolle Tipps, vielen Dank für diesen tollen Beitrag.
Ich habe letzten Sommer aus Kalabrien frische Peperoncini mitgenommen und diese schonend getrocknet, freue mich jetzt bald mit meinen eigenen Pflanzen anfangen zu können!