Bürstenkunde: Welche Haarbürste passt zu mir?

Eine Haarbürste aus Holz liegt neben einer Seife.

Das Angebot an Bürsten und Kämmen ist nicht nur im Drogeriemarkt fast unüberschaubar. Beim Anblick der vielen verschiedenen Varianten stellt sich oft die Frage: Welche Haarbürste passt zu mir? Denn ob lang oder kurz, glatt, wellig, fein oder dick – jedes Haar hat andere Bedürfnisse. Während beispielsweise lockiges oder langes Haar entwirrt werden muss, braucht trockenes Haar mehr Glanz und feines Haar mehr Volumen. Inzwischen gibt es für jedes dieser Bedürfnisse eine passende Auswahl an Bürsten und Kämmen. Wir zeigen, welche Form und welches Material zu Ihrem Haartyp passt und wie man Kämme und Bürsten reinigt und pflegt, damit sie einem lange erhalten bleiben.

Material und Qualität der Haarbürste – darauf sollte man achten

Wichtig ist es, beim Kauf von Kamm und Haarbürste auf eine gute Qualität zu achten. Billigware kann raue Nähte, zu spitze Borsten und Rillen an den einzelnen Zinken haben und damit die Haarstruktur und die Kopfhaut schädigen. Ein hochwertiger Kamm sollte glatt sein und über abgerundete Zähne verfügen, um eine Verletzung von Haar und Kopfhaut zu vermeiden. Empfehlenswert sind Kämme aus Naturmaterialien wie Holz, Horn oder Rhodoit aus Naturharz. Sie laden die Haare nicht statisch auf wie ein Plastikkamm.

Auch bei Bürsten sind Naturmaterialien zu empfehlen: Griff und Körper sollten aus Holz (zum Beispiel Oliven-, Birnbaum- oder Buchenholz) sein, die Borsten aus Holzstiften oder Tierhaaren. Die abgerundeten, weichen Holzstifte massieren die Kopfhaut sanft, regen die Durchblutung an und sorgen damit für eine gute Nährstoffversorgung der Haarwurzel. Im Gegensatz zu Bürsten aus Kunststoff reinigen Naturhaarbürsten das Haar, ohne dass es sich dabei statisch auflädt.

Sehr zu empfehlen sind Naturborsten aus Wildschweinhaaren. Sie sind im Aufbau unserer Haarstruktur sehr ähnlich und rauen die Schuppenschicht der Haare beim Kämmen nicht auf. Gleichzeitig sind sie fest genug, um bis auf die Kopfhaut vorzudringen, aber weich genug, um dort keine Verletzungen zu verursachen und das Haar nicht zu schädigen. Die Wildschweinborsten verteilen zudem den Talg der Kopfhaut in die Haarspitzen und sorgen damit für besonders viel Geschmeidigkeit und Glanz.

Exkurs: Kamm und Bürste – eine kleine Warenkunde

Seit Menschen Haare haben, brauchen sie eine Möglichkeit, um diese zu entwirren und von Schmutz und Läusen zu befreien. Während anfangs hierfür vor allem die Finger zum Einsatz kamen, schnitzte man vor Tausenden von Jahren einfache Kämme aus Knochen, Elfenbein oder Holz. Ausgrabungen und historische Zeichnungen zeigen, dass es auch die Haarbürste bereits seit der Antike gibt: So kämmten die alten Römer, Griechen und Ägypter ihre Haare mit Bürsten aus natürlichen Materialien wie Tierhaaren, Stachelschweinfedern, Muscheln, Feuerstein und Knochen. Die Griffe fertigte man meist aus Holz, Kupfer oder Bronze.

Erst im 18. Jahrhundert wurde das Handwerk der Bürstenmacherei geboren. In der ältesten Bürstenmanufaktur Kent in England brauchte es damals bis zu zwölf Arbeiter, um eine Haarbürste herzustellen. Schließlich mussten die Naturborsten aus feinem Tierhaar noch von Hand im Bürstenkopf aus Holz verankert werden. Waren Haarbürsten früher nur den Reichen und Adligen vorbehalten, sind Bürsten und Kämme heute aus keinem Badschrank mehr wegzudenken. Es gibt inzwischen zahlreiche Formen und Materialien für jede Haarform, Struktur und jeden Stylingwunsch.

Welche Bürstenform eignet sich für welchen Haartyp?

Je größer eine Haarbürste ist, umso besser kann man mit ihr das Haar auskämmen.

  • Die breite und flache Form, die sogenannte Paddle-Bürste, eignet sich vor allem für lange Haare. Aber auch dichtes Haar, das zu Knötchen neigt, wird damit entwirrt.
  • Volumen zaubert die Rundbürste, mit der man auch Wellen und großzügige Locken in die Haare bringen kann. Rund- und Skelettbürsten mit Löchern oder Schlitzen im Bürstenkörper sorgen dafür, dass die Luft beim Föhnen gut zirkulieren kann, sodass sich die Hitze nicht staut.

Damit eine Haarbürste die optimale Leistung bringen kann, sollte die Stärke der Borsten an die Struktur der Haare angepasst sein. Dicke Borsten eignen sich daher am besten bei dicken Haaren, feine bei dünnerem Haar. Nicht zuletzt sollte man darauf achten, dass die ausgewählte Haarbürste optimal in der Hand liegt.

Für kleine Kinderhände sind Igel-Bürsten aus Holz in der runden Igel-Form ideal, ein Gummikissen aus Naturkautschuk dämpft den Druck beim Bürsten und sorgt dafür, dass die Bürste an der größtmöglichen Fläche am Kopf und Haar anliegt. Die weichen, kurzen Holzborsten gleiten sanft durch das Kinderhaar und ziepen nicht.

Für die ersten Babyhaare sind Holzbürsten mit extraweichen Borsten aus Ziegenhaar empfehlenswert, die das feine Haar und die empfindliche Kopfhaut des Babys schonen und pflegen.

Richtig bürsten und kämmen – so geht’s

Die wichtigste Regel vorweg: Haare sollte man nicht nach, sondern vor dem Waschen kämmen oder bürsten, denn bei nassen Haaren öffnet sich die Schuppenschicht. Das macht sie empfindlich und anfällig für Schäden, sodass sie leicht brechen können. Zudem verstärkt sich das Problem dadurch, dass Haare in nassem Zustand elastischer sind und sich beim Kämmen zwar dehnen, aber nicht mehr in ihre Form zurückkehren. Auch starkes Rubbeln strapaziert Haar und Kopfhaut. Daher ist es schonender, die nasse Haarpracht sanft mit dem Handtuch auszudrücken. Möchten Sie Ihr Haar doch einmal im nassen Zustand kämmen, verwenden Sie vorher ein natürliches Pflegespray für bessere Kämmbarkeit, um die Haare zu schonen. Auch die Verwendung einer Bio-Spülung oder einer Bio-Haarkur vermeidet Ziepen und Knötchen und macht die Haare besser kämmbar.

Einzige Ausnahme beim Nass-Bürsten: Locken! Diese lassen sich tatsächlich besser im nassen Zustand kämmen. Hier sollte man mit einem grobzinkigen Kamm vorsichtig die Haare entwirren – dabei immer unten an den Spitzen starten. Diese Regel gilt auch beim Kämmen und Bürsten von trockenem Haar. Vor allem bei längerem Haar, das zu Knoten neigt, beginnt man immer unten an den Spitzen und kämmt diese behutsam aus. Dabei die Haare oben am Ansatz festhalten, damit sie nicht ausreißen. Anschließend arbeitet man sich langsam und vorsichtig nach oben in Richtung Haaransatz vor. Würde man stattdessen am Scheitel beginnen, würde man die Knoten nach unten zu den fragilen Spitzen ziehen, die dann beim Kämmen schnell brechen.

Bürsten hält Haar und Kopfhaut gesund

Mit dem Bürsten bringt man nicht nur seine Frisur in Ordnung. Es sorgt auch dafür, dass Haar und Kopfhaut gesund bleiben. Die Striche mit der Haarbürste regen die Durchblutung der Kopfhaut an und fördern die Versorgung der Haarwurzel mit Nährstoffen. Abgestorbene Hautzellen werden abgetragen und Verhornungen lösen sich.

Zudem verteilt sich der Talg, das sogenannte Sebum, beim Bürsten bis in die Spitzen. Das Sebum besteht aus Triglyceriden, Fettsäuren, Wachsestern und Proteinen, die das Haar wasserabstoßend, geschmeidig und glänzend machen. Es sorgt für Glanz und verhindert Haarbruch, indem es sich wie eine Schutzschicht um die Haare legt.

Bei der Frage, wie oft man seine Haare am Tag bürsten sollte, empfiehlt sich ein gesundes Mittelmaß: Täglich 100 Striche mit der Haarbürste müssen es nicht sein. Aber regelmäßig sollten Sie Ihr Haar schon kämmen, damit es von Schuppen, Staub und kleinen Partikeln befreit wird und schön glänzt. Nur bei Locken sollte man zurückhaltender sein. Die Hornschicht von lockigem Haar ist von Natur aus sehr spröde und anfällig für Haarschäden. Daher sollte man lockiges Haar mit einem grobzinkigen Kamm entwirren und nicht zu oft bürsten.

Zwei Holzkämme liegen auf einer Decke.
Für die Pflege von lockigem Haar sind Kämme gut geeignet.© Waschbär

Welche Haarbürste ist die richtige für meinen Haartyp?

Ob kurzes, dünnes Haar, halblange Haare, langes, feines oder dickes Haar, oder sogar Locken – für die optimale Pflege und das perfekte Styling benötigen Sie jeweils die richtige Bürste. Wir haben für Sie eine Übersicht erstellt, welche Kämme und Bürsten am besten zu welchem Haartyp passen. Damit können Sie das Beste aus Ihrem jeweiligen Haartyp herausholen.

Welche Haarbürste passt zu mir, wenn ich kurzes Haar habe?

  • Für kurzes, dünnes Haar eignet sich ein klassischer Kamm mit einer feinen Zahnung aus Holz oder Horn. Oder Sie verwenden eine Bürste mit Wildschweinborsten, die das kurze Haar zum Glänzen bringt.
  • Mehr Volumen zaubert eine Skelettbürste, leichte Wellen, kleine Locken oder ein Pony lassen sich mit einer kleinen Rundbürste mit geringem Durchmesser (maximal zwölf bis 25 Millimeter) zaubern.
  • Kurzes, dickes Haar lässt sich am besten mit einem grobzackigen Kamm entwirren. Wer möchte, kann auch hier zur Skelettbürste greifen, die sich besonders zum Föhnen empfiehlt.
  • Wer halblange Haare hat, beispielsweise einen Bob oder Pagenkopf, der wählt fürs Styling eine Skelettbürste (auch Vent-Bürste genannt). Durch die offenen Schlitze im Bürstenkörper und den Abstand zwischen den Borsten kommt die Luft beim Föhnen direkt ans Haar, was für ein schönes Volumen sorgt.
  • Für Wellen eignet sich eine Rundbürste aus Naturhaar mit einem Durchmesser von 25 bis 55 Millimetern.

Welche Haarbürste passt zu langem, feinem Haar?

  • Feines, langes Haar entwirrt man am besten mit einer Paddle-Bürste. Diese sieht, wie der Name schon sagt, aus wie ein Paddel: ein flacher, breiter Kopf mit einem Kissen aus Naturkautschuk sowie Holzborsten oder einem Mix aus Wildschwein- und Nylonborsten. Durch das Luftpolsterkissen verringert sich der Druck auf die Kopfhaut, Noppen auf den Holzborsten sind besonders schonend zur Haarstruktur.
  • Für ein glattes Föhnen eignen sich zudem Paddle-Bürsten mit Luftschlitzen oder Skelettbürsten, damit die Luft zirkulieren kann. Wer mehr Volumen in das feine Haar bringen möchte, kann die Haare erst über Kopf föhnen, bis sie fast trocken sind, und anschließend mit einer Paddle-Bürste in unterschiedliche Richtungen bürsten.
  • Wenn Sie zusätzlich noch Wellen wünschen, benutzen Sie am besten eine große Rundbürste (55 bis 80 Millimeter Durchmesser) mit Naturhaaren und Luftlöchern am Bürstenkörper, damit die heiße Föhnluft zirkulieren kann. Die Haare in Partien teilen und die obere Partie mit einer Klammer wegstecken. Danach die untere Partie in breiten Strähnen auf die Haarbürste wickeln, kurz anföhnen, abkühlen lassen und dann vorsichtig lösen.

Haarbürsten für langes, dickes Haar

  • Für dickes, langes Haar eignet sich nach der Wäsche entweder eine Skelettbürste, bei der die Borsten weit auseinander stehen, oder eine Paddle-Bürste mit etwas weiter auseinander stehenden Holzborsten zum Entwirren und Frisieren der Haare. Die Skelettbürste bietet durch ihre eingearbeiteten Luftschlitze einen Schutz beim Föhnen, da die Hitze gut zirkulieren kann.
  • Zum regelmäßigen Bürsten von trockenem, langem und dichtem Haar sind auch flache, breite Haarbürsten mit einem Mix aus Nylon- und natürlichen Wildschweinborsten gut geeignet, die das Haar zum Glänzen bringen und zusätzlich die Kopfhaut leicht massieren. Auch hier verwendet man, um Wellen oder Locken zu zaubern, eine breite Rundbürste mit Naturborsten.
Eine Haarbürste aus Olivenholz und Wildschweinborsten liegt neben Abschminkpads im Badezimmer.
Bürsten mit Naturborsten verleihen dem Haar einen gesunden Glanz.© Waschbär

Haarbürste für Locken – Kamm oder Haarbürste?

  • Lockiges Haar bändigt man am besten nicht mit einer Haarbürste, sondern mit einem grobzackigen Kamm mit abgerundeten Zacken. Damit lassen sich vor allem dichte Locken sehr gut entwirren, ohne dass die Haare beschädigt werden. Die abgerundeten Zacken sorgen dafür, dass der Kamm auch sanft zur Kopfhaut ist. Kämme gibt es aus unterschiedlichsten Materialien – der Klassiker ist aus Holz gefertigt, aber auch Horn ist mit seiner glatten Struktur zu empfehlen. Zudem verhindert das natürliche Material ein statisches Aufladen der Haare.

Da die Hornschicht lockiger Haare von Natur aus sehr spröde und anfällig für Haarschäden ist, sollte man Locken nicht direkt nach dem Waschen kämmen. Am besten ist es, Naturlocken an der Luft trocknen zu lassen und erst gegen Ende in Form zu föhnen.

Welcher Kamm passt zum Mann?

  • Für alle Herren, die längere Haare oder Locken haben, eignet sich ein Frisierkamm mit Griff, einem gebogenen Rücken und weit auseinander stehende Zinken. So kann man entspannt durch die Haarpracht gleiten, ohne dass es ziept oder Haare ausgerissen werden.
  • Für kurzes Haar und das Ziehen des perfekten Scheitels nimmt man am besten einen klassischen Universalkamm mit geradem Rücken ohne Griff. Diesen gibt es in zwei Varianten: zum einen durchgehend fein gezahnt und damit besonders für wirklich kurzes und feines Haar geeignet. Oder auf der einen Seite fein und auf der anderen Seite etwas gröber gezahnt, sodass man auch kleinere Knötchen mühelos entwirren kann. Dieser Kamm ist passend für alle, die etwas festeres kurzes Haar haben und beispielsweise einen exakten Scheitel ziehen möchten.
  • Für unterwegs und auf Reisen gibt es kleine Taschenkämme mit feiner Zahnung, die etwas kürzer als Universalkämme sind und in jeder Jacken- oder Hosentasche Platz finden.

Die richtige Pflege für Haarbürsten und Kämme

Wenn Sie herausgefunden haben, welche Haarbürste zu Ihnen passt, möchten Sie das gute Stück natürlich auch möglichst lange nutzen können. Damit Haarbürste und Kamm lange erhalten bleiben, sollte man sie gut pflegen und regelmäßig reinigen. Je nach Haarlänge entfernt man täglich oder mehrmals wöchentlich hängen gebliebene Haare und Schüppchen. Das lässt sich zunächst leicht mit den Fingern bewerkstelligen. Für ein gründliches Entfernen von Haaren kann man auch einen grobzinkigen Kamm benutzen. Anschließend klopft man die Bürste leicht mit den Borsten auf ein Handtuch, um sie von Schuppen und anderen kleinen Partikeln zu befreien.

Waschbär-Tipp: Im Waschbär-Shop finden Sie ein praktisches Set aus je einem Kamm- und Bürstenreiniger. Damit entfernen Sie auch verknotete Haare im Handumdrehen aus Ihren Bürsten.

Einmal im Monat sollte man die Haarbürste zudem nass reinigen, um den Talg zu entfernen:

  • eine Bürste mit Naturhaarborsten befeuchten, mit etwas mildem Shampoo leicht einschäumen und mit kaltem Wasser gründlich ausspülen.
  • eine Bürste mit Holzborsten unter lauwarmem Wasser mit einer milden Seife reinigen. Mithilfe einer nicht mehr benötigten Zahnbürste lassen sich Talg und Staub von den Holzstiften und aus dem Naturkautschukkissen entfernen.

Im Anschluss die Bürste mit den Borsten nach unten auf ein Handtuch legen und vollständig lufttrocknen lassen.

Ein Holzkamm hingegen sollte niemals richtig nass werden, da das Material aufquellen kann. Es genügt, den Kamm mit einem feuchten Tuch regelmäßig abzuwischen. Einen Kamm aus Horn kann man bei Bedarf unter fließendem lauwarmem Wasser mit einer milden Seife reinigen (jedoch nie im Wasser liegen lassen). Anschließend gut abtrocknen. Damit der Haarkamm aus Horn glatt und gepflegt bleibt, ölen Sie ihn zweimal pro Jahr mit neutralem Öl, zum Beispiel Olivenöl, oder einem Körperöl ein.

 

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