Virtuelles Wasser: Infos, wie Sie Ihren Wasser-Fußabdruck verringern

Das Wasser, das hier durch die Hände fließt, ist nicht virtuell.

120 Liter Wasser pro Kopf verbrauchen Menschen in Deutschland durchschnittlich am Tag. Allerdings bezieht sich diese Zahl auf den direkten Wasserverbrauch. Der Wasser-Fußabdruck berücksichtigt jedoch auch das sogenannte virtuelle Wasser – und verdeutlicht den menschlichen Einfluss auf die Ressourcen der Natur.

Virtuelles Wasser – was ist das?

Wenn Sie sich in einem Café einen Espresso mit einem Glas Wasser bestellen, steckt im Espresso selbst ein hundertfaches an Wasser – virtuelles Wasser. Dieses bezieht neben dem tatsächlichen und sichtbaren Wasserverbrauch auch den unsichtbaren mit ein. Der Ausdruck virtuelles Wasser bezeichnet also laut Webseite des Dokumentations- und Wissenschaftsmagazins Planet Wissen „welche Menge Wasser zur Herstellung eines Produktes – egal ob industriell oder landwirtschaftlich – verbraucht wurde.“ Dieser Denkansatz geht auf den britischen Wissenschaftler John Anthony Allan zurück.

Jedes Produkt und jede Dienstleistung beansprucht virtuelles Wasser. Das heißt, sie verfügen über einen Wasser-Fußabdruck. Und dieser ist meist bei Weitem größer als die sichtbar verbrauchte Menge an Wasser. Für die Herstellung eines T-Shirts aus Baumwolle sind beispielsweise 2.700 Liter virtuelles Wasser nötig. Davon entfallen einige Liter auf die Anzucht sowie Ernte der notwendigen Baumwolle. Weitere Liter sind für die Reinigung des entstandenen Stoffes sowie den internationalen Vertrieb nötig.

1.545 Kubikmeter pro Kopf und Jahr verbraucht laut Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V. ein Bürger oder eine Bürgerin in Deutschland – das sind pro Tag 4.230 Liter. Im Jahr verbraucht ganz Deutschland rund 117 Milliarden Kubikmeter virtuelles Wasser. Dabei stammt laut Umweltbundesamt „mehr als die Hälfte des Wassers, für die von uns benötigten Produkte und Güter“ nicht aus Deutschland.

Die Industrieanlage ist hinter einer Wasserfläche zu sehen.
Wird das in der industriellen Verarbeitung genutzte Wasser nicht sorgsam gereinigt, kann es grünes Wasser aus dem Fluss in graues Wasser verwandeln.© CC0 / vicky6016

Grünes, blaues und graues Wasser: Was ist was?

Grundsätzlich unterscheiden Umweltschützerinnen und Umweltschützer zwischen grünem, blauem und grauem Wasser. Ersteres umfasst natürliches Regenwasser, das von Pflanzen über den Boden aufgenommen wird und Teil des natürlichen Wasserkreislaufs ist. Blaues Wasser hingegen repräsentiert Wasser aus Fließgewässern, Seen sowie Grundwasser für die landwirtschaftliche oder industrielle Produktion. Dieses ist jedoch nicht mehr Teil des natürlichen Wasserkreislaufs und steht somit Natur und Umwelt nicht mehr zur Verfügung. Das graue Wasser symbolisiert verschmutztes Wasser durch beispielsweise Dünger und Pflanzenschutzmittel im Zuge der Herstellung von Gütern und Waren.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Die Produktion eines T-Shirts benötigt grünes Wasser für die Anzucht und Bewässerung der Baumwolle. Anschließend fällt der Verbrauch blauen Wassers an, um den Herstellungsprozess an sich durchzuführen. Doch die Reinigung des Endprodukts kann beispielsweise zur Folge haben, dass Farbstoffe und Chemikalien in grünes Wasser gelangen und somit graues Wasser entsteht.

Warum der Wasser-Fußabdruck wichtig ist

Der Wasser-Fußabdruck stellt die Weiterführung des Konzepts des virtuellen Wassers dar. Er ermöglicht zum einen die Vergleichbarkeit des Wasserverbrauchs verschiedener Güter sowie Dienstleistungen innerhalb unterschiedlicher Ländergrenzen. Weiterhin bietet er die Möglichkeit, den Einfluss des menschlichen Konsums auf die weltweiten Wasserressourcen darzustellen und zu vergleichen.

„Der Wasserfußabdruck ist ein Indikator für die Nutzung der Ressource Wasser. In dem Konzept beschreiben der grüne und der blaue Wasserfußabdruck quantitative Aspekte, der graue Wasserfußabdruck stellt einen Indikator für die Wasserqualität dar“, schreibt das Umweltbundesamt in einem Artikel. Durch die Theorie des Wasser-Fußabdrucks leiten sich zum einen Handlungsempfehlungen für Politik und Unternehmen ab. Zum anderen können aber auch einzelne Verbraucherinnen und Verbraucher den persönlichen Wasser-Fußabdruck regulieren – und damit nachhaltiger leben. Für Umweltfans eine wichtige Chance, den täglichen Umgang mit Wasser zu analysieren und an einen umweltfreundlichen Lebensstil anzupassen.

So berechnen Sie Ihren persönlichen Wasser-Fußabdruck

Jeden Tag verbraucht der Mensch virtuelles Wasser. Wie groß der persönliche Wasser-Fußabdruck ist, können Sie beispielsweise auf der Webseite des Water Footprint Networks herausfinden. Die Non-Profit-Organisation bietet einen schnellen sowie einen ausgiebigen Test in Sachen virtuellem Wasserverbrauch. Vor allem in letzterer Version geht es darum, das eigene Konsumverhalten eine Woche lang unter die Lupe zu nehmen: Wie oft und wie viel Fleisch essen Sie? Wie oft gärtnern Sie? Wie lange duschen Sie?

Das mag einige zuerst abschrecken, denn es kann ungemütlich und zeitintensiv sein, sich mit den eigenen Gewohnheiten auseinanderzusetzen. Eine Motivation stellt jedoch der Effekt dar, der durch die Bewusstmachung des eigenen Wasser-Fußabdrucks einhergehen kann: Beispielsweise steht ein Kilogramm Rindfleisch für etwa 15.500 Liter virtuelles Wasser. Kommt bei Ihnen zu Hause nun dreimal die Woche Fleisch auf den Tisch, macht das einen großen Teil des eigenen Wasser-Fußabdrucks aus. Die gute Nachricht ist jedoch: Sie können Ihren individuellen Einfluss auf Natur und Umwelt ganz einfach reduzieren, indem Sie weniger Fleisch konsumieren.

Wassersprenger auf einem Maisfeld erhöhen den virtuellen Wasserverbrauch.
Sehr viel Wasser wird in der Landwirtschaft verbraucht – diese Werte fließen in die Berechnung des Wasser-Fußabdrucks ein und lassen sich durch bewussten Konsum beeinflussen.© CC0 / JCFUL

Mit diesen Tipps verringern Sie Ihren Wasser-Fußabdruck

  • Virtuelles Wasser lauert im Einkaufswagen: Fleisch, Kaffee und Tee zählen zu den sogenannten durstigen Gütern – also jenen Produkten, die besonders wasserintensiv in ihrer Herstellung sowie ihrem Import sind. Genießen Sie diese Produkte in Maßen – und verzichten Sie beispielsweise auf die vierte Tasse Kaffee im Büro, die Sie eigentlich mehr aus Langeweile als aus Genuss trinken. Darüber hinaus empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ohnehin, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche zu essen.
  • Kaufen Sie regional und saisonal. So können Sie den Verbrauch virtuellen Wassers durch Import und besondere Anzucht vermeiden. Schließlich entfällt der größte Teil des weltweiten Wasser-Fußabdrucks auf die Landwirtschaft.
  • Lassen Sie Lebensmittel nicht schlecht werden. Denn Lebensmittelverschwendung ist Wasserverschwendung. Planen Sie Ihre Mahlzeiten vor dem Einkauf und fertigen Sie einen Einkaufszettel an. So landen nur Produkte im Einkaufskorb, die tatsächlich verarbeitet werden. Ein kurzer Kühlschrankcheck bevor es in den Supermarkt geht, kann Doppelkäufe vorbeugen.
  • Papier zählt ebenfalls zu den besonders durstigen Gütern. Indem Sie beispielsweise einfach bereits bedrucktes Papier als Schmierpapier für Listen und Einkaufszettel nutzen, können Sie Ihren Wasser-Fußabdruck verringern. Oder nutzen Sie die Möglichkeit, Kleinigkeiten digital im Smartphone zu notieren. Ganze 10 Liter virtuelles Wasser werden nämlich allein für die Herstellung einer Din A4 Seite Papier benötigt.
  • Je länger Sie Güter nutzen, desto länger zögern Sie einen Neukauf hinaus – und beanspruchen auf lange Sicht weniger virtuelles Wasser. Und vor allem Elektrogeräte benötigen eine Menge davon! So werden beispielsweise für die Produktion eines Smartphones laut heise.de 910 Liter virtuelles Wasser fällig. Der Kauf aus zweiter Hand hat somit den Vorteil, dass Sie das bereits aufgewendete virtuelle Wasser für dieses eine Gut doppelt nutzen.
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