Auf gute Nachbarschaft: gesunder Garten durch Mischkultur

In der Bildmitte steht eine Reihe Zwiebeln, flankiert von Basilikum.

Unter Mischkultur versteht man das räumliche Nebeneinander von verschiedenen Pflanzen auf einem Beet, und zwar von solchen, die sich gegenseitig positiv beeinflussen. Diese Idee haben kluge Gärtnerinnen und Gärtner der Natur abgeschaut. Denn dort gibt es in der Regel keine Monokulturen, in denen ausschließlich eine einzige Pflanze angebaut wird. Der natürliche Pflanzenbewuchs ist immer bestrebt, jeden Lebensraum mit einer großen Artenvielfalt zu überziehen. Diese bunte Mischung fördert Nützlinge und hält Krankheiten in Schach. Dagegen sind Monokulturen ein Schlaraffenland für Krankheiten und Schädlinge.

Die Mischkultur lässt sich für verschiedene Ziele einsetzen: um die Erträge zu erhöhen, das Aroma zu verbessern oder um Schädlinge und Krankheiten abzuwehren. Die hilfreichen Wirkstoffe können auf verschiedensten Wegen zur Nachbarpflanze gelangen: durch Wurzelausscheidungen, über die Luft durch Duftmoleküle aus Blättern und Blüten oder indem sie durch Regen von den Blättern abgewaschen werden und in den Boden gelangen.

Blick in einen bunt blühenden Garten.
Je vielfältiger die Bepflanzung, desto gesünder ist der Garten.© Rudi Beiser

Wer hilft wem in der Mischkultur?

Viele der Kulturpflanzen, die in unseren Gärten stehen, haben durch die Züchtung ihre Widerstandsfähigkeit zugunsten von hohen Erträgen verloren. Wildpflanzen besitzen wesentlich mehr sekundäre Pflanzenstoffe, mit deren Hilfe sie sich gegen Schädlinge und Krankheiten zur Wehr setzen können. Zu diesen Stoffen gehören beispielsweise Senföle oder ätherische Öle. Da Wildpflanzen und Heilkräuter mit sekundären Pflanzenstoffen sehr gut ausgestattet sind, setzt man sie in der Mischkultur als Helferpflanzen für das schutzbedürftige Gemüse ein. In der Regel hilft also das Bohnenkraut der Bohne (Blattläuse), der Schnittlauch der Möhre (Möhrenfliege) und der Thymian dem Kohl (Kohlweißling) und nicht umgekehrt!

Das Dream-Team in Reih und Glied: Mischkultur optimal anlegen

Mischkulturen legt man in der Regel als Reihenkultur an, denn die Helferpflanzen können ihre Wirkung nur effektiv entfalten, wenn sie relativ nahe bei den hilfsbedürftigen Pflanzen stehen. Der Abstand sollte etwa 20 bis 40 Zentimeter betragen. So bepflanzt man beispielsweise ein Beet mit wechselnden Reihen aus Kohl und Dill, um den Kohlweißling fernzuhalten. Oder man mischt Reihen aus Erdbeeren und Knoblauch, um die Erdbeeren gegen den Grauschimmel zu unterstützen. Gleiches gilt für Tomaten und Zwiebeln. Manchmal genügt es, innerhalb eines Beetes oder einer Reihe vereinzelte Helferkräuter unterzubringen. So verbessert Kamille in einer Möhrenreihe deren Ertrag und Kresse, zwischen Radieschen gesät, fördert deren Aroma. Oder man mischt etwas Dill unter das Saatgut von schwierigen Keimern wie Möhren oder Pastinaken, denn Dill fördert die Keimung der benachbarten Samenkörner.

Die Kamille ist eine der besten Mischkulturpflanzen, denn sie hält den Garten gesund.© Rudi Beiser

Es ist auch möglich die Mischkultur-Pflanzen am Beetrand unterzubringen oder als Beeteinfassung. Das empfiehlt sich vor allem bei mehrjährigen Kräutern, die sich ansonsten schwierig mit einjährigen Gewächsen kombinieren lassen.

Kennenlernen, bevor man zusammenzieht, gilt auch für Pflanzen

Zusammenleben kann schwierig sein. Deshalb gibt es ein paar Dinge zu beachten, damit die „Wohngemeinschaften“ auf dem Beet funktionieren. Es genügt nicht, wenn sich zwei Pflanzen zwar hinsichtlich der Schädlingsvertreibung positiv beeinflussen, aber ganz unterschiedliche Bedürfnisse bezüglich Nährstoffbedarf, pH-Wert, Wasserhaushalt sowie Wärme und Licht haben. Beispielsweise gehören Thymian und Salbei eigentlich nicht als Mischkultur neben den Kohl, auch wenn beide den Kohlweißling irritieren und an der Eiablage hindern. Denn Kohl ist ein absoluter Starkzehrer, der ein nährstoffreiches Beet benötigt. In dieser stickstoffreichen Erde können die schwachzehrenden Gewürzkräuter ihre Aromen nur schlecht entwickeln und werden selbst krankheitsanfällig. Aber in diesem Fall geht es ja in erster Linie um den Schutz des Kohls, Thymian und Salbei dienen nur als kurzlebige Schädlingspolizei.

Nachaufnahme der zartlila Blüten.
Der Thymian irritiert mit seinem Duft den Kohlweißling, dessen Raupe Kohlgewächse schädigt.© Rudi Beiser

Genauso müssen der Licht- und Wasserbedarf der Partnerpflanzen zusammenpassen. So besitzen beispielsweise die beliebten Mischkulturpartner Möhre und Zwiebel ganz unterschiedliche Wasserbedürfnisse. Die Möhre braucht für ihre Entwicklung einen tiefgründigen, feuchten Boden. Die Zwiebel benötigt dagegen eher einen trockenen Standort, damit sie gut ausreifen kann und auch lange lagerfähig bleibt. In diesem Fall wären Schnittlauch oder Lauch die besseren Partner für die Möhre.

Nette Nachbarn helfen einander in der Mischkultur

Besonders bei den Heilkräutern sind sehr viele Helferpflanzen vertreten, die sich effektiv als Mischkulturpflanzen einsetzen lassen. Beispielsweise sind die Heilkräuter Brennnessel, Kamille und Schafgarbe der Gesundheit von Gartenpflanzen und Gartenboden sehr förderlich. Diese drei Pflanzen spielen im Demeter-Landbau eine wichtige Rolle als Kompostpräparate. Auch Beinwell und Dost wirken als Mischkulturpflanzen wachstumsfördernd und gesunderhaltend. Ähnlich positiv auf die allgemeine Gesundheit der Nachbarpflanzen wirken Bärlauch, Zwiebel, Knoblauch und Lavendel, denn sie enthalten pilzwidrige Verbindungen. In ihrer Nachbarschaft fühlen sich Pflanzen wohl, die anfällig sind für Mehltau, Grauschimmel und Rostpilze.

Besonders beliebt sind Mischkulturen mit Stickstoffsammlern (Leguminosen), etwa Erbsen und Bohnen, oder Gründüngerpflanzen wie Klee und Luzerne. Vor allem starkzehrende Pflanzen wie Kohl oder Sellerie profitieren davon. Auch nährstoffbedürftige Heilkräuter wie Baldrian oder Engelwurz fühlen sich neben Leguminosen wohl. Eine Mischkultur mit Sojabohnen brachte dem Baldrian 40 Prozent Ertragszuwachs.

Pflanzen werden noch heilkräftiger mit Mischkultur

Mithilfe von Mischkulturen lassen sich sogar die Inhaltsstoffe der Nachbarpflanzen erhöhen: Die Gründüngerpflanze Senf erhöht zum Beispiel den Carotin-Gehalt von Erbsen. Die Brennnessel verbessert als Mischkulturpflanze bei aromatischen Kräutern den ätherischen Ölgehalt um erstaunliche Prozentanteile: bei Baldrian bis zu 20 Prozent, bei Salbei, Pfefferminze und Majoran über zehn Prozent und bei Engelwurz sogar um 80 Prozent. Ähnliche Beobachtungen wurden mit Lavendel als Mischkulturpartner gemacht. In Bulgarien pflanzt man oft Knoblauch unter die Rosen, um die Menge des kostbaren Rosenöls zu erhöhen. Ein Effekt, der schon im 16. Jahrhundert in der Provence genutzt wurde.

Aber es gibt auch unfreundliche Nachbarn in der Mischkultur

Es gibt jedoch auch Nachbarschaften, die sich in der Entwicklung behindern oder sich sogar verdrängen. Besonders unfreundliche Nachbarn sind beispielsweise Eberraute, Liebstöckel, Rainfarn und Wermut. In ihrem „Dunstkreis“ werden Nachbarpflanzen verdrängt, weshalb sie einen Platz für sich allein bekommen sollten. Der Abstand zu den Nachbarpflanzen sollte statt der üblichen 30 bis 40 Zentimeter mindestens 80 Zentimeter betragen. Als besonders „schwierig“ gilt der Wermut. Bei Anbauversuchen hat man festgestellt, dass Fenchelpflanzen erst bei einem Abstand von 130 Zentimetern ihre normale Wuchshöhe von 40 Zentimeter erreichten. Trotzdem gibt es Pflanzen, die sich von seinen Ausdünstungen kaum beeindrucken lassen, wie Johannisbeeren, Lauch, Salbei oder Schafgarbe. Außerdem ist der Wermut ein guter „Blattlausfänger“.

Nachaufnahme der zarten Blättchen.
Der Wermut gilt als schwieriger Partner, der auf andere Pflanzen wachstumshemmend wirkt.© Rudi Beiser

Auch Kresse ist nicht bei allen Pflanzen als Nachbar beliebt. So bildet etwa der Kopfsalat in ihrer Nähe keine richtigen Köpfe aus und beginnt früh zu schossen. Gurken mögen ebenfalls nicht in der Nähe von Kresse stehen. Auch Petersilie und Kopfsalat sind alles andere als ein Traumpaar. Genauso stehen Tomaten und Rote Bete sowie Bohnen und Lauch miteinander auf Kriegsfuß (siehe Tabelle).

Beispiele positiver Mischkulturen mit Kräutern und Heilpflanzen

Wirkung Helfer-Pflanzen (in Klammern stehen Pflanzen, die von der positiven Wirkung der Kräuter besonders profitieren)
gesunderhaltend, ertragssteigernd, wachstumsfördernd Basilikum, Beinwell, Dost, Kamille, Malve, Schafgarbe, Thymian
aromaverbessernd, wachstumsfördernd Basilikum (Tomaten, Gurken), Dill (Gurken), Kerbel (Salat), Kresse (Radies), Knoblauch (Erdbeeren), Kümmel (Kartoffeln), Petersilie (Tomaten)
fördert die Keimung Dill, Ehrenpreis
gegen Pilzerkrankungen Bärlauch, Knoblauch (Erdbeeren), Zwiebel, Basilikum (Gurken), Meerrettich (Kartoffeln), Salbei (Kartoffeln), Taubnessel (Kartoffeln), Wermut (Johannisbeeren), Lauch, Petersilie (Tomaten)
steigert Produktion der äth. Öle bei Heilkräutern Brennnessel, Lavendel, Knoblauch
vertreibt Kohlweißling Borretsch, Dill, Eberraute, Lavendel, Pfefferminze, Rosmarin, Salbei, Thymian, Tomaten, Ysop
vertreibt Fadenwürmer (Nematoden) Ringelblume, Sonnenhut, Tagetes
vertreibt Blattläuse Bohnenkraut (Bohnen, Salat), Kerbel (Salat), Kapuzinerkresse (zieht Läuse an), Lavendel (Rose), Tulsi-Basilikum, Wermut (zieht Läuse an)
vertreibt Möhrenfliege Schnittlauch, Zwiebel, Lauch
irritiert Kartoffelkäfer Tagetes, Phacelia

 

Kräutertee statt Mischkultur

Nicht alle Mischkulturen machen Sinn. Wir hatten oben stehend schon das Beispiel Kohl und Thymian, die von ihren Bedürfnissen her nicht auf ein gemeinsames Beet passen, sich aber in ihren gegenseitigen Wirkungen doch guttun würden. Oder wer möchte eine Mischkultur mit Brennnesseln anlegen, selbst wenn sie den ätherischen Ölgehalt von benachbarten Zitronenmelissen verbessern?

Für all diese Fälle gibt es eine gute Lösung: Wir nutzen die Inhaltsstoffe der Helferpflanzen in Form von Teespritzungen. Dementsprechend wird der Kohl mit Thymian- oder Salbeitee besprüht, um den Kohlweißling fernzuhalten. Und durch das Besprühen der Melissen mit Brennnessel-Tee entwickeln diese besonders viel Aroma.

Teespritzung als Ersatz für die Mischkultur

Die Teespritzung ist eine nahezu unbekannte Anwendung: Hierbei lassen sich fast alle positiven Effekte der Mischkultur nutzen. Regelmäßige Spritzungen ersetzen somit eine Mischkultur mit dieser Pflanze. Dazu einfach 30 Gramm getrocknete Helferkräuter (oder 100 Gramm frische) mit zehn Litern heißem Wasser überbrühen. Den Tee abgekühlt und unverdünnt mit einem Pumpzerstäuber über die Kulturen sprühen.

Auch mehrjährige Kräuter, die viele Jahre auf demselben Platz stehen, eignen sich nur bedingt für Mischkulturen. Aber in Form von Teespritzungen kann man ihre Wirkung indirekt trotzdem nutzen.

Beispiele negativer Mischkultur-Kombinationen

  • Bohnen mit Erbsen oder Lauch bzw. Zwiebeln
  • Erbsen mit Zwiebeln
  • Gurken mit Kresse oder Rettich oder Tomaten
  • Kartoffeln mit Zwiebeln
  • Kopfsalat mit Kresse oder Petersilie oder Sellerie
  • Rote Bete mit Möhren oder Tomaten

 

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