Aloe vera: Anbau, Wirkung und Anwendung der natürlichen Heilpflanze

Aus einer aufgeschnittenen Aloe vera wird das Gel in ein Glas gefüllt.

Die herausragende Bedeutung von Aloe vera für die Schönheitsindustrie wurde mir schon bei einem Aufenthalt auf der Kanarischen Insel Teneriffa bewusst. Überall in den Regalen entdeckte ich Aloe-vera-Produkte. Teilweise waren ganze Läden damit bestückt. Als sich kürzlich eine Freundin eine Aloe vera zum Geburtstag wünschte, beschloss ich, der Ursache für ihre Beliebtheit einmal genauer nachzugehen. Vor allem interessierte mich, wie man die wertvollen Inhaltsstoffe gewinnt, und ich wollte etwas über die Anwendung von Aloe vera erfahren.

Was für eine Pflanze ist die Aloe vera? Was zeichnet sie aus?

Erste und wichtigste Erkenntnis: Aloe ist nicht gleich Aloe. Die erwähnten Heilkräfte schreibt man nur der Aloe vera (aus dem Lateinischen = die „Echte Aloe“) beziehungsweise der Aloe vera barbadensis Miller zu. Sie sollte also nicht mit einer der mehr als 300 anderen Aloe-Arten verwechselt werden. Die Aloe vera ist eine Wüstenpflanze und gehört zur Gattung der Sukkulenten. Das sind fleischige, saftreiche Pflanzen, die Wasser speichern und so längere Trockenzeiten überstehen können.

Die langen, spitz zulaufenden Blätter der Pflanze haben dornige Ränder und ranken sich rosettenartig um ihren Stängel. Auf den ersten Blick wirkt die Pflanze eher unspektakulär. Doch sie hat etwas Mystisches an sich. Im Inneren der Blätter offenbart sich ihr kostbares Geheimnis: Sie sind mit einer transparenten, gallertartigen Masse gefüllt, die wertvolle Inhaltsstoffe enthalten und wahre Wunder wirken soll. Vor allem als Haar – und Hautpflegemittel lässt sich Aloe vera verwenden. Außerdem soll sie eine gesunde Ernährung unterstützen.

Herkunft und Anbau von Aloe vera

Ihren Ursprung vermutet man auf der arabischen Halbinsel. Von dort aus soll sich die Pflanze zunächst in tropische und subtropische Regionen verbreitet haben. Kultiviert wird die Aloe vera vorwiegend in den Südstaaten der USA, in Mexiko, der Karibik, Nordafrika, dem südlichen Mittelmeerraum sowie Indien. Die USA und Mexiko gelten als größte Exporteure von Aloe-vera-Gel. In Europa sind die Anbauflächen deutlich kleiner. Auch in unseren Gefilden gedeiht die Aloe vera.

Wo hat die Aloe vera als Heilpflanze ihren Ursprung?

Die positiven Eigenschaften der Pflanze wurden schon sehr früh entdeckt. So ist überliefert, dass bereits die alten Ägypter (um 1.500 vor Christus) unter anderem Aloe vera als Konservierungsmittel zur Einbalsamierung ihrer Toten nutzten. Kleopatra und Nofretete wendeten sie als Schönheitselixier an. Während ihrer Kriegszüge behandelten die Griechen und die Römer die Wunden ihrer Ritter mit Aloe vera. In Indien gaben die Menschen bei Feuerbestattungen die Blätter der Pflanzen mit ins Feuer. Die Aloe vera galt dort als Symbol für das ewige Leben.

Welche Inhaltsstoffe hat Aloe vera?

Laut medizinischer Literatur haben Forscher im Aloe-vera-Gel bisher mindestens rund 200 verschiedene Vitalstoffe entdeckt, darunter die Vitamine A, C, E, B1, 2, 3, 6 sowie Vitamin B12, das für die Produktion roter Blutkörperchen verantwortlich ist. Hinzu kommen unter anderem wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente wie Calcium, Magnesium, Zink, Selen, Eisen und Mangan, außerdem Enzyme und Aminosäuren. Noch sind nicht alle Inhaltsstoffe erforscht. Auch ihr Zusammenspiel, das für die heilenden Kräfte von Aloe vera hauptverantwortlich sein soll, gibt der Wissenschaft noch Rätsel auf.

Welche Wirkung schreibt man ihnen zu?

Die Hersteller von Aloe-vera-Produkten attestieren der Pflanze sehr viele positive, gesundheitsfördernde Wirkungen. Laut Magazin Test seien allerdings nicht alle umfassend wissenschaftlich belegt. Als erwiesen gelte, dass Aloe vera die Wundheilung fördert, Entzündungen hemmt und bei Sonnenbrand kühlend und lindernd wirkt, so die Autoren. Dass sie ein Feuchtigkeitslieferant für die Haut sei, gelte ebenfalls als anerkannt.

Bei ernsthaften äußeren und vor allem inneren Erkrankungen (wie beispielsweise Krebs) sei der Nutzen jedoch nicht belegt und Vorsicht geboten. Um den tatsächlichen gesundheitlichen Nutzen von Aloe-vera-Saft oder Trink-Gels nachweisen zu können, fehlten noch klinische Studien.

In welchen Produkten ist Aloe vera enthalten?

Aloe-vera-Gel ist vor allem in vielen Haut- und Haarpflegeprodukte zu finden – entweder pur oder als Hauptbestandteil mit Zusätzen. So gibt es beispielsweise angenehm kühlendes Aloe-vera-Gel oder Aloe-vera-Spray, die fast nur aus purer Bio-Aloe-vera bestehen. In anderen Cremes oder Seren kommen neben der Aloe vera weitere feuchtigkeitsspendende Ingredienzien zum Einsatz, zum Beispiel im Aloe-vera-Hyaluron-Serum mit Mandel- und Nachtkerzenöl oder im Reinigungsschaum mit Bio-Honig.

Woran erkenne ich gute Aloe-vera-Produkte?

Hier lohnt es sich genauer hinzuschauen. Viele Hersteller werben auf ihren Produkten großflächig mit Abbildungen der Pflanze. Oft ist der Wirkstoff jedoch nur mit einem geringen Prozentsatz oder als rückverdünntes Pulver enthalten. Das bemängelt die Verbraucherzentrale Hamburg und warnt vor Greenwashing in der Kosmetik. Auskunft gibt die Verpackung. Die Inhaltsstoffe eines Produktes sind nach Gewicht in abnehmender Reihenfolge aufgelistet. Das heißt, an erster Stelle stehen die Hauptbestandteile, an letzter Stelle die Stoffe mit dem geringsten Anteil.

Wie kultiviere ich die Heilpflanze im eigenen Haushalt?

Da sie aus tropischen oder subtropischen Zonen stammt und kälteempfindlich ist, lässt sich die Aloe vera bei uns nur als Kübel- oder Zimmerpflanze – und nicht im Garten – kultivieren. Sie liebt einen sonnigen, warmen Platz. In den Sommermonaten kann man sie auf den Balkon oder die Terrasse stellen. Für ihr Wachstum benötigt sie einen mineralischen, humusarmen, nährstoffreichen Boden, der wasserdurchlässig ist. Am besten eignet sich eine Substratmischung speziell für Sukkulenten. Diese können Sie selbst herstellen oder im Handel kaufen.

Aloe vera Pflanze steht auf einem Fensterbrett in der Sonne.
An einem warmen, sonnigen Standort fühlt sich die Aloe vera wohl.© stock.adobe.com – lamphun

Als Wüstenpflanze benötigt die Pflanze wenig Wasser. Das heißt: bitte sparsam gießen – am besten über einen Untersetzer – und das Wasser nicht in die Rosette geben! Sie darf nicht in der Feuchte oder Nässe stehen.

Wer eine Aloe vera besitzt, kann sich glücklich schätzen. Denn sie lässt sich mit etwas Glück durch Seitensprosse beliebig vermehren. Dazu trennt man die Setzlinge vorsichtig von der Mutterpflanze ab und pflanzt sie in einen separaten Behälter.

Wie gewinnt man das Aloe-vera-Gel aus der Pflanze?

Wenn Sie eine Aloe-vera-Pflanze besitzen, können Sie das Gel zu Hause ganz einfach selbst ernten und für vielfache Zwecke anwenden. Das kostbare Gel befindet sich in den Blättern. Um es in möglichst konzentrierter Form zu gewinnen, gießen Sie die Pflanze vorher ein paar Tage nicht. Die positiven Eigenschaften des Gels verfliegen schnell an der Luft. Daher ist eine rasche Weiterverarbeitung empfehlenswert. Im Kühlschrank soll es sich drei Tage halten.

Aloe vera Gel aus der Pflanze gewinnen so geht’s

  1. Die größten äußeren Blätter mit einem scharfen Messer so nah wie möglich am Stängel abschneiden.
  2. Wichtig! Das abgeschnittene Blatt mit der Schnittkante nach unten in einen Behälter stellen und das Aloin unbedingt vollständig herauslaufen lassen. Die gelbliche Flüssigkeit kann Reizungen auslösen und hat eine stark abführende Wirkung.
  3. An der Schnittkante ein Stück abschneiden und das Blatt unter fließendem Wasser abwaschen.
  4. Mit einem scharfen Messer vorsichtig die grünen Blattkanten abschälen und das darunterliegende Gel freilegen und vorsichtig herausfiletieren. Fertig.

Anwendung von Aloe-vera-Gel

Aloe-vera-Gel lässt sich sowohl innerlich als auch äußerlich anwenden, um den Körper zu pflegen. Wie das geht, erfahren Sie im Folgenden.

Verwendung in der Hautpflege

Aloe vera spendet viel Feuchtigkeit und ist ein perfekter Nährstofflieferant für trockene Haut. Vitamine und Spurenelemente sollen die Regeneration der Haut stimulieren und zu einer vermehrten Produktion von Kollegen und Elastinfasern führen. Reife Haut soll mit der Zeit fester und straffer werden. Am einfachsten ist es, das frische Gel für eine pflegende Gesichtsmaske zu verwenden. Das (pürierte) Gel auf die Haut geben, circa fünf bis zehn Minuten einwirken lassen und mit kaltem Wasser abspülen.

Anwendung bei der Haarpflege

Auch für Haare und Kopfhaut ist Aloe vera eine wahre Wohltat. Die Wirkstoffe sollen das Haar kräftigen und trockenes Haar wieder geschmeidig machen. Sie können das frisch geerntete Gel pur direkt auf die Haare und die Kopfhaut geben. Einreiben, einwirken lassen, ausspülen. Oder Sie gönnen Ihrem Haar eine DIY-Haarkur mit Aloe vera. Die Intensivkur lässt sich mit wenigen Zutaten im Handumdrehen herstellen. Probieren Sie es aus!

Verwendung bei der Wundheilung

Bei Sonnenbrand, kleinen Verletzungen, Mückenstichen oder Hautirritationen das frische Gel direkt auf die betroffenen Stellen geben. Das kühlt angenehm und soll die Haut regenerieren.

Innerliche Anwendung

Die gesundheitsfördernde Wirkung von Aloe-Saft und Aloe-vera-Gel (als Stückchen im Salat oder püriert im Smoothie), für die der Mehrfachzucker Acemannan verantwortlich sein soll, ist noch umstritten. Aloe-vera-Saft gibt es aus purem Gel oder ganzen Blättern. Man kann ihn selbst herstellen. Wer sichergehen will, dass der Saft kein Aloin enthält, kauft fertige Produkte vom Hersteller – im besten Fall Aloe-vera-Direktsaft aus kontrolliert biologischem Anbau der Premium-Gattung Aloe barbadensis Miller.

Gibt es Aloe-vera-Pflanzen aus Bio-Anbau?

Die beste Qualität haben Pflanzen aus zertifiziertem biologischem Anbau – zum Beispiel von Bioland. In Europa ökologisch angebaute Aloe-vera-Pflanzen sind mit dem EU-Bio-Siegel gekennzeichnet. Das IASC-Siegel kommt aus den USA und soll einen hohen Qualitätsstandard für Fertigprodukte aus Aloe vera sicherstellen. Nur Produkte, die den natürlich vorkommenden Mehrfachzucker Acemannan enthalten, erhalten das IASC-Zertifikat.

Außerdem gibt es regionale Herkunftssiegel. In Spanien, insbesondere auf den Kanarischen Inseln, sollen sich viele kleinere Betriebe auf die Produktion biologisch sehr hochwertiger Aloe-vera-Pflanzen spezialisiert haben. Aloe-vera-Pflanzen, die auf den Inseln Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera nachweislich ökologisch produziert werden, sind beispielsweise mit dem Balearen-Siegel und dem EU-Siegel gekennzeichnet.

Wie nachhaltig ist Aloe vera?

Hier muss man zwischen industrieller Massenproduktion, kleineren zertifizierten Bio-Betrieben und dem Hausgebrauch unterscheiden. Für Erstere werden teilweise riesige Plantagen in Monokultur betrieben. Andererseits, so betont der – laut eigener Aussage – weltweit größte Hersteller von Aloe-vera-Produkten Forever Living Products, würden die 40 Millionen Pflanzen des Unternehmens dazu beitragen, die Erdatmosphäre jedes Jahr von Hunderten Millionen Tonnen CO2 zu reinigen.

Nachhaltiger ist es sicher, kleinere, regionale, bio-zertifizierte Betriebe zu unterstützen. Am nachhaltigsten ist jedoch die Herstellung von Bio-Aloe-vera-Gel für den eigenen Hausgebrauch. Die Pflanze lässt sich einzeln von Hand ernten und beliebig vervielfachen. Das ist umweltfreundlich, reduziert Transportwege und spart Energie und Kosten.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde mit größter Sorgfalt erstellt. Die Autorin ist jedoch keine Ärztin oder Apothekerin. Die im Beitrag gegebenen Informationen sind nicht als Gesundheitsberatung zu verstehen. Besprechen Sie eine Anwendung der Tipps mit gesundheitlichem Bezug daher bitte mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt.

 

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