Barfußschuhe: Wie gesund sind sie wirklich?
Aus orthopädischer Sicht ist Barfußlaufen für den Menschen die gesündeste Art zu gehen. Wussten Sie, dass sich in den Füßen ein Viertel aller Knochen unseres Körpers befinden? Diese sind mit 33 Gelenken miteinander verbunden und werden über Sehnen mit 100 Bändern und 20 Muskeln stabilisiert. Ein Meisterwerk der Natur, welches es ermöglicht, dass uns unsere zarten Treter im Laufe eines Lebens durchschnittlich 120.000 Kilometer weit tragen. Barfußlaufen ist jedoch nicht immer ohne Weiteres möglich. Beispielsweise, wenn Scherben auf dem Boden liegen oder die Temperaturen unter die Zehn-Grad-Marke fallen. Hier empfehlen sich Barfußschuhe als Alternative. Wir erklären alles Wissenswerte rund um die alternative Schuhform.
Inhalt
Warum läuft man in Barfußschuhen anders?
Konventionelle Schuhe sind gepolstert und stabilisieren beziehungsweise entlasten den Fuß. Dadurch übernehmen sie viele Aufgaben, die beim Barfußlaufen von unserer Fußmuskulatur geleistet werden müssen. Das hört sich erst einmal positiv an – hat aber zur Folge, dass viele Fußmuskeln nicht mehr im Einsatz sind und deshalb mit der Zeit verkümmern.
Genau darauf basiert die Grundidee der Barfußschuhe, auch Minimalschuhe genannt: Die Füße sollen wieder natürlich gehen können.
Wie? Ganz einfach, indem die Füße ihre „Arbeit“ wieder selbst machen müssen. In Barfußschuhen haben sie Schritt für Schritt maximalen Bodenkontakt und müssen selbsttätig alle Unebenheiten ausgleichen. Das trainiert und stärkt verkümmerte Fußmuskeln und regt gleichzeitig die Fußreflexzonen an. Da sich die Zehen in Barfußschuhen frei bewegen können, wird ihre ursprüngliche Greiffunktion wieder mit in die Gehbewegung integriert. Das fördert den Gleichgewichtssinn und schult darin, auch auf steilen oder steinigen Untergründen die Balance zu halten.
An welchen Merkmalen erkennt man Barfußschuhe?
Diese minimalistischen Schuhe haben grundsätzlich weder Fußbett noch Absatz, keine Dämpf- oder Stützelemente und sind besonders leicht. Der größte Unterschied zu herkömmlichen Schuhen liegt jedoch in der Beschaffenheit der Laufsohle. Bei Barfußschuhen ist diese ausgesprochen dünn und flexibel. Sie bietet zwar Schutz vor spitzen Steinen oder Scherben, ist aber bewusst so beschaffen, dass jedes Detail des Untergrunds spürbar bleibt. Dadurch muss die Fußmuskulatur alle Unebenheiten selbst ausgleichen – was aber wiederum die Reflexe schult.
Auch das ist anders: Barfußschuhe sind vorn extraweit geschnitten, sodass alle Zehen viel Bewegungsfreiheit genießen und beim Gehen gut „greifen“ können.
Optisch gesehen gibt es Barfußschuhe in komplett unterschiedlichen Ausführungen: Manche sind – bis auf die extradünne Sohle – von herkömmlichen Schuhen kaum zu unterscheiden. Andere wiederum sehen aus wie Handschuhe – mit einem Kämmerchen für jeden Zeh.
Sind Barfußschuhe für jeden Fuß geeignet?
Wenn Sie gesunde Füße haben, können Sie Barfußschuhe ganz unbedenklich tragen. Es ist sogar so, dass Barfußschuhe zur besseren Fußgesundheit beitragen können und kleinere Fehlstellungen sich mit der Zeit ausgleichen lassen. Gerade bei Plattfüßen kann das Tragen von Barfußschuhen die Muskulatur deutlich kräftigen und Schmerzen lindern. Leiden Sie jedoch an einer starken Fehlstellung oder Deformierung im Fußbereich und haben Sie auch sonst beim Barfußlaufen Probleme, sollten Sie in jedem Fall erst mit Ihrem Orthopäden oder Ihrer Orthopädin sprechen.
Vorsicht ist auch bei Stoffwechselerkrankungen geboten, wie zum Beispiel Diabetes, oder bei Erkrankungen des Nervensystems. Durch die eingeschränkte Sensitivität kann es vorkommen, dass Sie es nicht merken, wenn Sie sich beim Laufen mit Barfußschuhen verletzen. Ebenso spüren Sie es vielleicht nicht, wenn Sie die Muskulatur zu stark beanspruchen.
Worauf sollten Barfußschuh-Einsteiger und -Einsteigerinnen achten?
Unsere Füße kennen es nicht anders, als fest eingepackt und gut gestützt zu gehen. Es empfiehlt sich deshalb, sie erst einmal langsam wieder an das „Barfußlaufen“ zu gewöhnen. Am besten, Sie tragen Ihre Minimalschuhe anfangs nur stundenweise in der Wohnung oder für kürzere Strecken draußen. Achten Sie darauf, wie Ihr Fuß reagiert, bevor Sie Ihre Barfuß-Zeit weiter steigern. Sehen Sie Ihr neues, unkonventionelles Schuhwerk einfach als eine Art Trainingsgerät. Nachdem Sie Ihr Training immer weiter intensivieren, können Sie die Schuhe bald den ganzen Tag tragen – sogar beim Sport.
Kann man Barfußschuhe auch im Winter tragen?
Für die kalte Jahreszeit gibt es eigens entwickelte Barfußschuhe. Die Laufsohle ist bei diesen Modellen ebenfalls sehr dünn, hat dafür aber deutlich mehr Grip. Für guten Halt bei Schnee oder Eis ist also gesorgt. Winter-Minimalschuhe sind oft mit einem speziellen Warmfutter ausgestattet. Manche Hersteller bieten zudem speziell entwickelte Thermo-Einlegesohlen an, die besonders gut isolieren. Bodenkälte ist für Barfußschuhträger und -trägerinnen hauptsächlich dann ein Problem, wenn sie draußen viel stehen. Ist der Fuß in Bewegung, wird er durch die intensive Zusammenarbeit von Muskeln und Sehnen gut durchblutet. Dadurch bleibt er auch im Winter erstaunlich warm. Zum Schutz gegen Kälte und vor allem Nässe haben wetterfeste Schuhe oft einen knöchelhohen Schaft. Die Decksohle ist aus wasserabweisendem beziehungsweise -dichtem Material, wie zum Beispiel Wollfilz oder gefettetem Leder.
Sind Barfußschuhe auch für Kinderfüße geeignet?
Kinder-Barfußschuhe unterstützen die natürliche und gesunde Entwicklung der Fußmuskulatur. Da sie in ihrer Passform optimal auf Kinderfüße zugeschnitten sind, können sie auch schon allererste Lauflernschuhe sein. Wichtig ist es, beim Kauf immer darauf zu achten, dass die Zehen genügend Freiraum haben, um sich gut bewegen zu können. Die dünne Sohle fördert eine natürliche Laufbewegung. Das sorgt dafür, dass Kinder schon früh ihre Fußmuskulatur trainieren – was vor späteren Fehlstellungen schützen kann.
Sind Barfußschuhe nachhaltig?
Barfußschuhe sind nicht grundsätzlich immer auch ökologische Schuhe. Ob die Produktion klimaneutral ist und ob dabei auf nachhaltige Materialien und faire Herstellungsprozesse Wert gelegt wird, ist abhängig vom Hersteller. Bei ökologischen Barfußschuhen sind die Sohlen oft aus Naturkautschuk oder einem Gummi-Kork-Gemisch gefertigt. Sie werden in Handarbeit an das Obermaterial genäht. Dieses kann unter anderem aus Bio-Baumwolle, Hanf, Leder oder Wollfilz bestehen. Teilweise kommen wiederaufbereitete Materialien zum Einsatz, wie beispielsweise recycelter Polyester.
Fazit zu Barfußschuhen
Barfußschuhe trainieren und stärken die Fußmuskulatur durch maximalen Bodenkontakt sowie durch die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Das sensibilisiert die Fußreflexzonen und führt langfristig zu einem besseren Körperbewusstsein. Barfußschuhe können dazu beitragen, Schmerzen zu lindern und kleinere Fehlstellungen zu korrigieren. Aus all diesen Gründen ist die Entscheidung für Barfußschuhe in jedem Fall die richtige. Es sei denn, Sie haben Füße mit starken Fehlstellungen oder leiden an einer Stoffwechselerkrankung.
Man muss ja nicht gleich alle konventionellen Schuhe durch Barfußschuhe ersetzen. Am besten, man tastet sich langsam an das Thema heran und probiert die minimalistischen Schuhe einfach mal aus. Spätestens, wenn beim Tragen ein nicht gekanntes Wohlgefühl einsetzt oder Schmerzen gelindert werden, wird man von selbst dabeibleiben.
Übrigens: Seit Barfußschuhe im Trend liegen, gibt es sie von vielen Herstellern sowie in unterschiedlichen Formen und Designs. Einige sehen beispielsweise aus wie gewöhnliche Sneaker. Es gibt spezielle Modelle für Damen und Herren. So können jetzt auch Modebewusste, die auf Optik besonderen Wert legen, den passenden Barfußschuh für sich finden.
Super!
Ich trage mittlerweile nur noch Barfußschuhe – habe nach und nach alle „normalen“ Schuhe ersetzt, sogar die Wanderschuhe. Gibt für mich nichts besseres. Bin 63 Jahre alt und schon immer viel barfuß gelaufen, deshalb war die Umstellung überhaupt kein Problem.
Habe inzwischen 4 Paare. Und trage sie überwiegend, auch ganze Tage, auchzum Laufen, radeln, joga,… oder auch in Haus und Garten. Möchte keines wieder hergeben. ( 61J)
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