Praxistest: Bierbrauen zu Hause

Ein Bierbrau-Set im Einsatz. Soeben wird Bier in den Gärbehälter aus Glas gefüllt.

Bier ist in verschiedenen Rezeptvarianten schon Tausende Jahren alt. Doch seit einiger Zeit erlebt das sowieso schon beliebte Getränk noch mal einen wahren Hype. Überall werden die kleinen Dorfbrauereien revitalisiert, die Bierauswahl im Supermarkt hat sich verdoppelt und es etablieren sich immer wieder neue Sorten. Grund dafür ist „Craft beer“. Das bedeutet erst mal nichts Anderes als „handwerklich hergestelltes Bier“. Im Zuge dieser Bewegung ist das Interesse, wie Bier überhaupt gebraut wird, enorm gestiegen. Viele wagen sich selbst an den eigentlich nicht so komplexen Vorgang selbst und probieren das Bierbrauen zu Hause. Dabei gibt es jedoch ein paar Dinge zu beachten und ein paar Tipps für gutes Gelingen.

Kleine Geschichte des Bierbrauens: Wo kommt Bier überhaupt her?

Wann genau das Bier erfunden worden ist, wissen wir nicht. Wahrscheinlich ist es vor ungefähr 6000 Jahren durch Zufall entstanden. Und zwar in Vorderasien bei den Sumerern, den früheren Bewohnern des Zweistromlandes. Sie hatten wohl angebranntes Brot in Wasser stehen lassen und es begann ein Gärprozess. Ähnlich war der Brauprozess einige tausend Jahre später bei den Ägyptern: Auch bei ihnen war Teig eine Basiszutat. Das Bier in Ägypten wurde übrigens sogar als Grabbeigabe für die Pharaonen gegen den Durst im Jenseits mitgegeben.

Die Römer tranken lieber Wein. Doch finden sich Schriften in denen sie über Bierkonsum berichten. Demnach hatten die Gallier und einige Stämme in Deutschland eine Vorliebe für ein Gebräu aus gegorener Gerste oder Weizen.

Im Mittelalter war das Bierbrauen wie Kochen und Waschen eher Frauensache. Weil Bier weniger Alkohol enthält als Wein und es auch in der Fastenzeit getrunken werden durfte, begannen Nonnen und Mönche mit dem Bierbrauen. Sie mischten alle möglichen Wildkräuter bei, um den bitteren Geschmack des Bieres zu mildern und stießen so irgendwann auf Hopfen. An dieser Zutat hielten sie fest, auch wegen seiner klärenden und konservierenden Wirkung. Doch bei den vielen beigemischten Zutaten waren auch immer wieder giftige oder weniger bekömmliche dabei. Das führte zur ersten Regulierung von Inhaltsstoffen für ein Lebensmittel in Europa: Das „Reinheitsgebot“ von 1561 legt fest, dass Bier nur aus Wasser, Hopfen und Malz hergestellt werden darf. Hefe kam später hinzu. Je nachdem aus welcher Getreidesorte das Malz hergestellt wird, hat das Bier einen anderen Geschmack.

Was es beim Bierbrauen zu beachten gilt: rechtlich und steuerlich

Wer in Deutschland Bier braut, unterliegt der Steuerpflicht und muss das Vorhaben beim Zollamt anmelden. Das gilt für alle Biersorten und auch für Biermischgetränke. Nur Bier mit einem Alkoholgehalt von unter 0,5 Prozent – das gilt als alkoholfreies Bier ist nicht steuer- und meldepflichtig. Für Hobbybrauer gilt, dass sie im eigenen Haushalt oder in nicht gewerblich genutzten Gemeindebrauhäusern bis zu 200 Liter Bier im Kalenderjahr steuerfrei brauen, diese aber nicht verkaufen dürfen. In jedem Fall besteht aber eine Meldepflicht. Das heißt, dass vor dem Brauen dem zuständigen Hauptzollamt formlos folgendes mitgeteilt werden muss: Beginn der Herstellung, Herstellungsort und die voraussichtliche Menge an Bier, die im gesamten Kalenderjahr erzeugt werden soll.

In der Schweiz dürfen Privatperson im eigenen Haushalt bis zu 400 Liter Bier je Kalenderjahr brauen. Wird das Bier zum eigenen Genuss und unentgeltlich konsumiert, ist das Brauen von der Biersteuer befreit. Anträge, Genehmigungen oder Meldungen sind in diesem Fall nicht erforderlich.

In Österreich ist das Hausbrauen für den eigenen Bedarf uneingeschränkt und steuerfrei erlaubt.

Praktische Tipps und Hinweise zum Bierbrauen

Bei uns zu Hause trinken wir gerne mal ein Bier und probieren dabei gerne verschiedene Sorten aus. Da lag es für uns nahe, dass wir auch mal versuchen, ein eigenes Bier zu brauen. Wir haben dafür das Bierbrau-Starter-Set von Waschbär genutzt. Was wir beim ersten Mal Bierbrauen gelernt haben, möchte ich hier gerne mit Ihnen in Form von konkreten Tipps teilen.

Das Bild ist dreigeteilt und zeigt verschiedene Schritte im Brauprozess
Wichtige Schritte auf dem Weg zum eigenen Bier: Im ersten Bild die Zugabe des Hopfens in einem Säckchen, das an einer Schnur hängt. In der Mitte wird die Hefe zugegeben. Rechts gärt das Bier im Glasgefäß.© Marijke P.
  • Achten Sie bei der Wahl des Brau-Sets darauf, dass es möglichst wenig Verpackungsmüll verursacht. Am nachhaltigsten ist ein Braubehälter aus Glas, der wiederverwendbar ist.
  • Je nach Set brauchen Sie zusätzlich eine Getreidemühle, zwei große Töpfe à 5 bis 6 Liter, einen Messbecher, ein steriles Geschirrtuch, ein hohes schmales Glas, eine Suppenkelle, ein Sieb, Wasser, Zucker und Flaschen zum Abfüllen.
  • Am besten eignen sich Bügelflaschen. Sie erhalten etwa 4 Liter Bier und können das gut in acht Halbliterflaschen abfüllen.
  • Beim ersten Brauversuch sollten Sie sich Zeit nehmen. Bis zu der 1. Gärung hat es etwas mehr als sieben Stunden gedauert.
  • Wir empfehlen beim Maischen das mehrstufige Verfahren. Beim einstufigen Verfahren dauert der Prozess etwa eine Stunde weniger.
  • Lesen Sie unbedingt die Gebrauchsanleitung. Je nach Bierbrau-Set gibt es durchaus Unterschiede und wenn Sie einen Schritt nicht oder anders als beschrieben ausführen, kann das Bierbrauen schon misslingen.
  • Wir empfehlen Ihnen, das Malz selbst herzustellen und auf fertiges Malzextrakt zu verzichten.
  • Je nachdem, wo sie das Gärgefäß aufstellen, können Sie dem Gärprozess zuhören. Das ist spannend und erhöht die Vorfreude aufs Probieren.
  • Nehmen Sie sich Zeit beim Filtern. Wir fanden es nicht so einfach.
  • Lassen Sie das Bier nach dem Abfüllen in die Flaschen auf jeden Fall ausreichend ruhen.

Haben Sie weitere Tipps für neue Hobbybrauer? Wir freuen uns über Ihre Kommentare.

 

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