Bucheckern essen – kleine Früchte mit großem Nährstoffgehalt
Wir haben die Buche, den Baum des Jahres 2022, schon im Frühjahr vorgestellt und dabei vor allem die Nutzung der Blätter in Wildkräuterküche und Heilkunde beschrieben. Jetzt im Herbst soll es um die leckeren Früchte der Buche gehen. Dass man Bucheckern essen kann, wissen vermutlich die meisten. Dabei gibt es jedoch einiges zu beachten. Unser Pflanzenexperte Rudi Beiser erklärt das Wichtigste rund um die Zubereitung der kleinen nussigen Früchte der Buche.
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Bucheckern – kleine Früchtchen mit viel Inhalt
Im September und Oktober reifen die dreikantigen Bucheckern in kleinen Fruchtbechern. Die stacheligen, vierlappigen Fruchtbecher fallen vom Baum und lassen sich vom Waldboden aufsammeln. Sie springen dabei auf und geben zwei Bucheckern frei. Diese ölhaltigen Früchte waren früher ein wichtiger Nährstofflieferant, denn sie enthalten viel Fett. Das daraus gepresste Öl galt einst als gutes Speiseöl mit einem nussigen Geschmack. Wer eine kleine Presse für den Hausgebrauch besitzt, kann sich einmal selbst am Ölpressen probieren. In Notzeiten streckte man früher mit gemahlenen Bucheckern das Brotmehl oder röstete daraus einen Kaffee-Ersatz.
Bucheckern essen: Das sollten Sie beachten
Die kleinen Früchte können Sie wie Nüsse zum Knabbern oder zum Backen verwenden. In rohem Zustand sollten Sie davon jedoch nicht allzu viele essen. Maximal 30 bis 40 Stück sollten es sein, denn der übermäßige Genuss der rohen Früchte kann Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. Die unverträglichen, leicht giftigen Inhaltsstoffe Fagin und Oxalsäure werden jedoch durch Erhitzen unschädlich gemacht. Deshalb ist es sinnvoll, die dreieckigen Früchte vor dem Genuss einige Minuten ohne Fett zu rösten. Das können Sie entweder im Backofen oder in der Pfanne tun.
Zum Essen müssen Sie die Bucheckern jedoch noch von der rotbraunen Schale befreien, was leider eine sehr mühsame Handarbeit ist. Bei der Verarbeitung größerer Mengen ist es hilfreich, die Bucheckern mit kochendem Wasser zu überbrühen, damit sich die Schale leichter ablöst. Es muss nur die äußere feste Schale entfernt werden, die dünne hellbraune Innenhaut ist essbar. So vorbereitet, können die kleinen Nüsschen mit Mandelaroma über Salat, Müsli oder Dessert gestreut werden. Sie eignen sich auch als Backzutat oder als Bestandteil von Brotaufstrichen und Pesto.
Bucheckern – ein Superfood aus dem Wald
Die Bucheckern haben neben 50 Prozent Fett noch mehr zu bieten. Mit 700 bis 900 Milligramm Kalium auf 100 Gramm sind sie eine richtige Kaliumbombe und auch der Eisengehalt ist mit sieben Milligramm pro 100 Gramm sehr hoch. Der Kaliumgehalt übertrifft den von Wirsing sogar um das 3,6fache. Kalium ist maßgeblich an der Herzfunktion und Blutdruckregulation beteiligt. Zudem ist die kleine Frucht ein guter Lieferant des Spurenelementes Zink, und die essenziellen Vitamine der B-Gruppe sind ebenfalls vielfach vertreten. Der Proteingehalt beträgt circa sieben Prozent. Das sind genügend Gründe, um sich beim Waldspaziergang nach Buchen umzuschauen! Es dürfte auch nicht weiter schwerfallen, denn Buchen haben in Deutschland einen Anteil von 16 Prozent an der Waldfläche. Jeder sechste Baum ist also eine Buche.
Reichlich Früchte gibt es nur in Mastjahren
Die Buchen haben nur alle fünf bis acht Jahre einen reichen Fruchtbehang, man nennt diese Jahre Mastjahre. Durch den Trockenstress, unter dem die Buchen in den letzten Jahren leiden, kommt es häufiger zu Mastjahren, da die Bäume mit reichlich Nachkommen ihr Überleben sichern wollen.
Bucheckern galten früher als gutes Schweinefutter, weshalb die Dorfhirten die Schweine im Herbst zum Mästen in den Wald trieben. Der Arzt Adam Lonitzer schrieb 1679: „Die Schwein haben sonderlich Lust zu diesen Buchnüßlein/und wird das Fleisch wohlschmeckend und lieblich davon.“ Allerdings hielt man Eicheln für das bessere Futter. So schrieb Konrad von Megenberg in seinem „Buch der Natur“ über die Buche: „Des Baumes Frucht macht nicht so keckes Fleisch an dem Schwein als die Eicheln.“
Die Mastjahre wurden auch als Wetterorakel genutzt: Wenn Bucheckern im Herbst in Massen auftraten, sahen dies die Menschen als Hinweis auf einen strengen, harten Winter. Eine Mäuseplage glaubte man ebenfalls daraus ablesen zu können, deshalb der alte Spruch: „Viel Buch, viel Fluch.“ Überhaupt nutzte man den alten Orakelbaum gern, um Vorhersagen für den kommenden Winter zu machen. So schnitt man zum Beispiel an Allerheiligen, also am 1. November, einen Span aus der Buche. War er trocken, erwartete man einen trockenen, warmen Winter, war er nass, dann gab es einen feuchten, kalten Winter.
Bucheckern essen: zwei leckere Rezepte
Bucheckern bilden mit ihrem nussigen Geschmack eine wunderbare Grundlage für herzhafte und süße Gerichte. Das Pesto erhält durch Bucheckern und Pilze eine herbstliche Note. Wer es gern süßer mag, nascht von den nussigen Bucheckern-Cookies.
Rezept für Bucheckern-Pilz-Pesto
Das brauchen Sie für das Bucheckern-Pilz-Pesto
- 50 g Bucheckern
- 1 Zwiebel
- 50 ml Olivenöl
- 125 g Champignons
- 50 g Parmesan
- 50 g Petersilie
- Salz, Pfeffer
- 1 EL Zitronensaft
So bereiten Sie das Bucheckern-Pilz-Pesto zu
- Die Bucheckern schälen und in einer Pfanne ohne Fett leicht anrösten. Anschließend mit einer Nussmühle oder einem Mixer mahlen.
- Zwiebeln fein würfeln und mit einem Esslöffel Olivenöl glasig dünsten.
- Ebenfalls fein gewürfelte Champignons zugeben und gar dünsten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
- Mit fein geschnittener Petersilie, Zitronensaft, Parmesan und dem restlichen Olivenöl mischen.
- Das warme Pesto unter Nudeln ziehen oder auf geröstetem Weißbrot servieren.
Rezept für Bucheckern-Cookies
Das benötigen Sie für die Bucheckern-Cookies
- 100 g Bucheckern
- 180 g Dinkelmehl
- 100 g Butter oder Margarine
- 100 g Vollrohrzucker (alternativ brauner Zucker)
- 1 Ei
- 3 Messerspitzen Vanillepulver (oder nach Vorliebe Zimt)
- 2 TL Backpulver
- abgeriebene Zitronenschale 1 Zitrone
Zubereitung der Bucheckern-Cookies
- Die geschälten Bucheckern ohne Zugabe von Fett in einer Pfanne rösten. Abgekühlt im Mixer zu Mehl verarbeiten.
- Butter, Zucker und Ei gut schaumig rühren. Mehl, Bucheckern, Backpulver, Vanille und Zitronenschale darunterrühren. Eine Stunde in den Kühlschrank stellen.
- Im Abstand von sechs bis acht Zentimetern kleine Kugeln auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzen. Im vorgeheizten Ofen bei 180 °C acht bis zehn Minuten backen, bis die Cookies am Rand braun werden. Sie sehen beim Herausnehmen noch weich aus, werden aber beim Auskühlen härter!
Tipp: Da das Schälen der Bucheckern viel Zeit in Anspruch nimmt, können Sie einen Teil der Früchte auch durch Haselnüsse oder Mandeln ersetzen.
Ich begebe mich gedanklich in die Nachkriegszeit… Hunger und nochmals Hunger.
Meine Mutter ging dann mit uns Kindern in den Wald und wir sammelten die Bucheckern. Daheim haben wir den essbaren Kern herrausgeholt
und meine Mutter machte daraus einen “ falschen Bienenstich“