Pflanzenporträt: Damaszener-Rose – der Duft des Orients im Garten
Rosen sind wohl die bekanntesten und beliebtesten Zierpflanzen in unseren Gärten. Angeblich geben die deutschen Privathaushalte jährlich 250 Millionen Euro dafür aus. Nicht umsonst wird die Rose als „Königin der Blumen“ bezeichnet. Die Zahl der gezüchteten Sorten ist deshalb ins Unermessliche gestiegen. Man geht weltweit von inzwischen 30.000 bis 40.000 Rosensorten aus. Die meisten davon entstanden erst in den letzten 150 Jahren. Sehr viel älter ist die Damaszener-Rose (Rosa x damascena), die schon vor über 3.000 Jahren in den Gärten Persiens kultiviert wurde und die wegen ihrem wunderbaren ätherischen Öl auch Ölrose genannt wird.
Inhalt
Damaszener-Rosen: Die Ur-Rosen aus dem Orient
Trotz Genforschung liegt die Entstehungsgeschichte der gezüchteten Gartenrosen, also der Kulturrosen, noch weitgehend im Dunkeln. Den Ursprung der Rosenzüchtung liegt im sogenannten Fruchtbaren Halbmond – dazu zählen heute Syrien, der Irak und der Iran – wo der Mensch erstmals gezielt Pflanzen selektierte. Von dort aus verbreiteten sich die Zuchtrosen nach Ägypten, Griechenland und Italien.
Es ist kaum zu glauben, dass ausgehend von wenigen Ur-Rosen innerhalb von 3.000 Jahren Zehntausende Gartenrosen entstanden. Die zwei ältesten Urahnen der Gartenrosen sind die Essigrose und die Damaszener-Rose.
Die Essigrose
Die Essigrose (Rosa gallica), auch Apothekerrose genannt, ist eine fein duftende Wildrose, die maßgeblich an der Züchtung der Gartenrosen beteiligt war. Sie kam ursprünglich aus Vorderasien, tauchte über die alten Handelswege aber schon sehr früh im Mittelmeerraum auf. Die Römer und die Griechen kultivierten sie in ihren Gärten. Die Essigrose war auch jene Rose, die man im Mittelalter in den Klostergärten anbaute und in Apotheken als Heilpflanze handelte.
Die Damaszener-Rose
Die Damaszener-Rose oder Ölrose (Rosa damascena) ist genetisch auf die Essigrose zurückzuführen. Vermutlich gab es eine Kreuzung mit den Wildrosen Rosa moschata und Rosa phoenicia. Aus der Kreuzung mit Rosa phoenicia entstanden die einmal blühenden Damaszener-Rosen, aus der Kreuzung mit Rosa moschata die zweimal blühenden Damaszener-Rosen (Sommer und Herbst). Die Damaszener-Rose stammt wie die Essigrose aus dem Vorderen Orient und liefert schon seit über 1.200 Jahren den Grundstoff für Rosenwasser und ätherisches Rosenöl. Sie kam erst im 13. Jahrhundert mit den Kreuzrittern nach Europa.
Die Damaszener-Rose wird heute den „Historischen Rosen“ oder „Alten Rosen“ zugeordnet. Hier findet man nur jene Rosen, die einer Rosenklasse angehören, die schon vor 1867 bekannt war. Also zum Beispiel die Gallica-Rosen, die Damaszener-Rosen, die weiß blühenden Alba-Rosen, die „hundertblättrigen“ Zentifolien, die Moosrosen und die Portland-Rosen. Alles, was nach 1867 auf den Markt kam, wird als „moderne Rose“ bezeichnet. Das Jahr 1867 ist gekennzeichnet durch die Züchtung der ersten Tee-Hybride, durch Einkreuzung der chinesischen Teerose. Dadurch entstanden zahlreiche öfters blühende Sorten mit neuen Farben. Bis dahin gab es Rosen nur mit Farbtönen zwischen Weiß, Rosa und Rot. Allerdings verloren die Hybriden oftmals den schönen Rosenduft und wurden krankheitsanfälliger – und auch weniger winterfest.
Die empfehlenswertesten Sorten der Damaszener-Rose
Auch bei den historischen Damaszener-Rosen sind im Fachhandel viele verschiedene Zuchtsorten im Angebot. Die Blütenfarben variieren je nach Sorte von reinem Weiß bis zu leuchtendem Purpurrot. Zwar haben fast alle Damaszener-Rosen einen unglaublichen Duft, aber einige tun sich besonders hervor, nicht nur durch ihren Wohlgeruch, sondern auch durch ein robustes und gesundes Wachstum.
Damaszener-Rose Sorte „Ispahan“
Die einmal blühende Sorte „Ispahan“ hat eine sehr lange Blühzeit von sechs bis sieben Wochen und ihre rosafarbenen Blüten haben einen wunderbar intensiven Duft. Deswegen finden die gefüllten Blüten auch gerne bei der Herstellung von Parfums Verwendung. Ispahan wird bis zu 1,50 m hoch, ist sehr resistent gegen Pilzkrankheiten und gut frosthart.
Sorte „Rose de Resht“
Die Sorte „Rose de Resht“ ist eine der besten und bekanntesten Damaszener-Rosen. Sie ist frosthart, regenfest, relativ robust gegen Krankheiten und wächst problemlos im Halbschatten. Daher gilt sie als eine der unkompliziertesten Rosen. Die stark duftenden rosettenförmigen Blüten kommen wegen ihres hohen Gehalts an ätherischem Öl auch gerne als Zutat für Tee oder Likör zum Einsatz. Die bis 1,50 m hohe kompakt-buschige Rose blüht nicht nur im Sommer, sondern auch ein zweites Mal im Herbst. Abgesehen von einer kurzen Pause kann man sie als dauerblühend bezeichnen.
Damaszener-Rose „Trigintipetala“
Die Sorte „Trigintipetala“, manchmal auch als „Bulgarische Öl-Rose“ bezeichnet, wird sehr häufig für die Produktion von ätherischem Rosenöl angebaut. Es handelt sich um eine uralte einmal blühende Sorte mit bis zu zwei Meter langen Trieben, die einen überhängenden Strauch bilden. Die halbgefüllten hellrosa Blüten besitzen einen intensiven, süßlichen Duft. Die Sorte ist gut winterhart.
Historische Damaszener-Rose „Jacques Cartier“
Die Sorte „Jacques Cartier“ trägt rosafarbene, dicht gefüllte Blüten mit einem ausgezeichneten Duft. Sie wächst kompakt und erreicht eine Wuchshöhe von 1,50 m. Sie blüht ähnlich wie Rose de Resht ein zweites Mal im Herbst. Jacques Cartier ist sehr gut winterhart und erfordert wenig Pflege. Es gibt die Sorte auch in Weiß.
Rosensorte „Mme Hardy“
Die Sorte „Mme Hardy“ ist eine der schönsten weißen Rosen. Ihre Blüten sind reinweiß, dicht gefüllt und zeigen in ihrer Mitte ein grünes Auge. Die Blüten duften wunderbar und sehr stark. Der einmal blühende Strauch besitzt robustes, dichtes Laub und wächst aufrecht mit zwei Meter langen, überhängenden Blütenzweigen.
Düngung und Pflege der historischen Rosen
Damaszener-Rosen benötigen einen guten Gartenboden und eine jährliche Frühlingsdüngung mit Kompost oder organischem Dünger. Rosen bevorzugen kalkhaltige Böden, also einen pH-Wert von 6,5 bis 7. Ist der Boden zu sauer, muss dies mit Kalk ausgeglichen werden. Besonders wohl fühlen sie sich in durchlässigem Boden, denn Staunässe im Wurzelbereich ist nicht erwünscht.
Leider nagen Wühlmäuse gerne an den Wurzeln von Rosen. Notfalls sichert man die Wurzeln bei der Pflanzung mit entsprechenden Maschendrahtkörben. Wie bei allen Rosen gibt es auch bei der Damaszener-Rose die klassischen Pilzerkrankungen mit Mehltau und Blattfleckenkrankheiten. Vorbeugende Spritzungen des Blattwerkes mit Ackerschachtelhalm oder Lavendeltee können hier hilfreich sein.
Wie schneidet man Damaszener-Rosen richtig?
Historische Rosen vertragen keine radikalen Rückschnitte, denn sie blühen nur an den Trieben, die im Vorjahr gewachsen sind. Ein starker Rückschnitt würde sie für ein ganzes Jahr blütenlos machen.
Einmal blühende Rosen – zum Beispiel die Rosenklassen Alba, Gallica, Zentifolien und Moosrosen – werden sehr zurückhaltend geschnitten. Nur abgestorbene und kranke Triebe sollten in Bodennähe entfernt werden. Das zeitige Frühjahr (März, April) gilt als idealer Zeitpunkt für diese Maßnahmen. Ein Rückschnitt der Blütentriebe – um zu groß gewachsene Rosen etwas in Form zu bringen – erfolgt am besten in den Sommermonaten kurz nach dem Abblühen.
Bei den zweimal blühenden historischen Rosen – zum Beispiel Damaszener-, Portland-, Noisette- und Teerosen – sollten Sie im Sommer zusätzlich noch die abgeblühten Blüten entfernen. Dadurch fällt die Nachblüte wesentlich üppiger aus. Bei den Damaszener-Rosen gibt es allerdings auch einmal blühende Sorten, zum Beispiel „Mme Hardy“.
Damaszener-Rose in der Heilkunde
In der Heilkunde spielt das ätherische Öl aus den Rosenblüten eine besondere Rolle. Es wird vor allem in der Aromatherapie eingesetzt. Zur Destillation des kostbaren Öles nutzt man in erster Linie die Damaszener-Rose und die Essigrose. Man benötigt vier Kilogramm Rosenblütenblätter, um daraus einen Milliliter ätherisches Öl zu gewinnen. Das entspricht circa 20 Tropfen. Deshalb ist Rosenöl eines der teuersten Öle.
Das Öl wird in erster Linie zur körperlichen und seelischen Entspannung beigegeben. Der harmonisierende und beruhigende Duft öffne das Herz. Er soll die psychische Stimmung verbessern und einen guten, erholsamen Schlaf fördern. Außerdem soll das entspannende Öl Stress reduzieren, bei nervöser Erschöpfung und bei nervösen Herzbeschwerden helfen. Zudem sagt man dem sinnlichen Duft der Rose eine aphrodisierende Wirkung nach. Beliebt sind hierbei Bäder, Massagen oder Parfum. In der arabischen Volksmedizin spielte auch ein Nebenprodukt der Destillation eine wichtige Rolle, das sogenannte Rosenwasser, also das Rosenhydrolat.
Blüten der Damaszener-Rose für Hausapotheke und Küche
Im Mai und Juni können Sie die zarten Blütenblätter der Duftrosen pflücken. Ernten Sie die Blüten am Tag des Aufblühens, denn sie sind sehr kurzlebig. Der optimale Erntezeitpunkt ist kurz vor Mittag. Trocknen Sie die Rosenblüten möglichst rasch, in dünner Schicht ausgebreitet, sonst verfärben sie sich bräunlich. Es ist daher vorteilhaft, sie mit künstlicher Wärme zu trocknen.
In der anerkannten Phytotherapie nimmt man die zarten Rosenblüten lediglich bei der Behandlung leichter Hautentzündungen und zum Gurgeln bei Entzündungen im Bereich der Mund- und Rachenschleimhaut. Dies lässt sich gut über die zusammenziehende und entzündungshemmende Wirkung der enthaltenen Gerbstoffe erklären, ergänzt durch die antibakterielle Wirkung der ätherischen Öle. In der Volksmedizin nutzt man sie innerlich auch bei Durchfällen und Magenbeschwerden.
Äußerlich sind die Blüten sehr hilfreich bei Hautproblemen wie Akne, rissiger Haut, Juckreiz, Dehnungsstreifen während der Schwangerschaft oder wunden Brustwarzen während der Stillzeit. Für einen Teeaufguss dosiert man zwei Teelöffel Blüten auf eine Tasse und lässt das Ganze sechs bis sieben Minuten ziehen.
Die frisch geernteten Blüten sind aber auch in der Küche einsetzbar. Sie eignen sich als essbare Dekoration und zum zarten Aromatisieren (und Färben) von Zucker, Essig, Likör oder Tee. Auch können Sie daraus ein Blütengelee oder einen Blütensirup herstellen.
Hagebutten werden bei gezüchteten Rosen relativ selten oder wenig gebildet. Man findet sie aber in großer Menge bei den Wildrosen.
Rezept für selbst gemachten Rosenblüten-Sirup
Zutaten
- 1 l Wasser
- 1 kg Zucker
- 1-l-Messbecher, gefüllt mit Blütenblättern der Damaszener-Rose
- 1 Zitrone
- 1 Vanilleschote
Zubereitung
- Zucker und Wasser zum Kochen bringen und zehn Minuten köcheln.
- Rosenblüten, Zitronenscheiben und aufgeschnittene Vanilleschote einrühren und alles vom Herd nehmen.
- Zugedeckt zehn bis zwölf Stunden ziehen lassen.
- Die Masse durch ein sehr feines Sieb abgießen.
- Den Sirup erneut zum Kochen bringen und in sterile Flaschen füllen.
Rezept für Rosenblüten-Gelee
Zutaten
- 200 g Blüten von Duftrosen
- 800 ml Apfelsaft
- Saft von 1 Zitrone
- 500 g Bio-Gelierzucker 2:1
- ½ Vanilleschote
Zubereitung
- Die Blüten in einen Topf geben und mit dem Saft übergießen.
- Aufgeschnittene Vanilleschote und Zitronensaft zugeben. Etwa 2-3 Stunden ziehen lassen.
- Im Topf bis zum Kochen erhitzen. Vom Herd nehmen, 10 Minuten ziehen lassen und durch ein feines Sieb abfiltern.
- Mit Gelierzucker mischen und zum Kochen bringen. Nach drei Minuten Kochzeit heiß in saubere, sterile Gläser füllen und sofort verschließen.
Mythologie der Damaszener-Rose: die rosenbekränzte Aphrodite
In ihrer ursprünglichen Heimat zwischen Euphrat und Tigris spielten Damaszener-Rosen und Essigrosen eine wichtige Rolle bei den Frühlings- und Fruchtbarkeitsfesten, die zu Ehren der Großen Göttin gefeiert wurden. Sie gehörte somit zum Kult der Ishtar/Innana und wurde von den später erscheinenden Göttinnen Isis (Ägypten), Aphrodite (Griechenland) und Venus (Rom) übernommen.
In der griechischen Mythologie entstand die Rose als Produkt einer blutigen Tat: Der Titan Kronos entmannte seinen Vater Uranus mit einem Sichelhieb und warf die Geschlechtsteile ins Meer. Aus dem dort aufschäumenden Samen wurde die schöne Göttin Aphrodite geboren. Sie erhob sich aus dem Wasser und der an ihrem Körper haftende Meeresschaum verwandelte sich an Land in weiße Rosen. Die Götter waren von dieser Schaumgeburt so angetan, dass sie himmlischen Nektar auf die neue Blume herabspritzten. Von diesem Nektar bekam die Rose ihren unsterblichen Duft.
Da Aphrodite in Zypern an Land ging, ist dort vielleicht der Ursprung der weiß blühenden Rosenarten zu suchen. Die weiße Rose gehörte zu den wichtigsten Pflanzen der Liebesgöttin. Deshalb wurden ihre Statuen und Altäre mit Rosen bekränzt.
So entstand die Rotfärbung der Rosen laut Mythologie
Aber auch die roten Rosen verdanken ihre Farbe der leidenschaftlichen Göttin: Neben ihrem Liebhaber Ares (röm. Mars) hatte sie auch ein Auge auf den schönen Jüngling Adonis geworfen. Ihre Liebe musste sie allerdings mit der Unterweltsgöttin Persephone teilen. Der Göttervater Zeus (röm. Jupiter) versuchte den Streit der Göttinnen zu schlichten, indem er verfügte, dass Adonis ein Drittel des Jahres bei Aphrodite (röm. Venus) und ein weiteres Drittel bei Persephone (röm. Proserpina) leben sollte. Über das restliche Drittel konnte der junge Mann frei verfügen und dies nutzte er für die Jagd. Der eifersüchtige Ares tötete den Nebenbuhler in Gestalt eines wilden Ebers. Auf dem Weg zu ihrem sterbenden Geliebten streifte Aphrodite mit ihren Füßen die Stacheln der weißen Rose und ihr heiliges Blut färbte sie nachhaltig rot. Als Adonis in ihren Armen starb, entstand aus seinem Blut und aus den Tränen der Göttin eine weitere Pflanze, das Adonisröschen.
Die römische Entsprechung der griechischen Liebesgöttin namens Venus, hat ebenfalls einen Bezug zur Rotfärbung der weißen Rose: Als sie nackt badete, wurde sie von Jupiter überrascht. Sie errötete und mit ihr die am Ufer stehenden weißen Rosen.