Flüssigholz: Nachhaltige Alternative zu Kunststoff
Seit einiger Zeit habe ich von Shampoo und Duschgel auf plastikfreie Alternativen wie Dusch- und Haarseife umgestellt. Zu Hause sind beides prima Optionen, aber mit der Urlaubszeit kam die Frage auf: Wie transportiere und lagere ich nasse Seife am besten auf Reisen? Eine Seifendose aus Plastik kam für mich nicht in Frage, ein Glas schien mir nicht bruchsicher genug. Da entdeckte ich eine Seifendose aus Flüssigholz. Von Flüssigholz hatte ich bis dahin nie gehört und mein Interesse war geweckt.
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Was ist Flüssigholz?
Sicher hatte jeder von uns schon einmal einst flüssiges Holz in der Hand – schließlich wird Papier aus einem Brei aus Zellstoff und Wasser, quasi aus verflüssigtem Holz, hergestellt. Bei der Papierproduktion bleibt ein anderer Bestandteil des Holzes übrig: Lignin. Dieses sorgt für die Festigkeit des Holzes und eignet sich daher für die Herstellung stabiler Produkte.
Das Lignin muss zunächst einmal gereinigt werden. Dann wird es mit Naturfasern wie Flachs oder Hanf vermischt, erhitzt und zu einem Granulat verarbeitet. Dieses wird dann wiederum verflüssigt, damit die gewünschten Produkte im Spritzgussverfahren hergestellt werden können.
Für welche Produkte eignet sich Flüssigholz?
Flüssigholz kann erdölhaltige Kunststoffe in Produkten ganz oder teilweise ersetzen. Am verbreitetsten scheinen Badutensilien aus Flüssigholz zu sein: Zahnputzbecher, Seifendose, Kamm etc. Aber auch eher technische Produkte lassen sich damit herstellen, so gibt es zum Beispiel Kopfhörer und Lautsprecher, bei denen ein Teil aus Flüssigholz das üblicherweise aus Kunststoffs bestehende ersetzt. Erste Handyhüllen bestehen vollständig aus dem Material. Der Fahrzeughersteller Ford forscht schon seit etwa zehn Jahren daran, wie Flüssigholz sinnvoll bei der Innenausstattung von Fahrzeugen eingesetzt werden kann. Selbst nach dem Tod kann man auf Flüssigholz setzen, denn mittlerweile kann man auch Urnen daraus erwerben.
Der Verwendung von Flüssigholz sind also wenige Grenzen gesetzt. Bei der Farbauswahl muss man sich dann aber doch ein wenig einschränken. Die braune Grundfarbe des Materials ermöglicht derzeit noch keine transparenten und weißen Produkte aus Flüssigholz.
Wie entsorge ich Flüssigholzprodukte korrekt?
Irgendwann kommt auch ein Produkt aus Flüssigholz am Ende seines Lebenszyklus an. Besteht das Produkt nur aus diesem Material, kann man es einfach verrotten lassen oder auch verbrennen. Dabei wird laut den Experten von Waldhilfe nur so viel CO2 freigesetzt, wie zuvor von den Pflanzen im Rahmen ihres Wachstums aufgenommen wurde.
Markus von Willert, studierter Forstwissenschaftler und Gesamtprojektleiter der wald-wird-mobil.de-gGmbH sagt dazu: „Die Potentiale, die im klimaschonenden Rohstoff Holz schlummern sind so vielseitig wie faszinierend. Flüssiges Holz, das wie herkömmlicher Kunststoff in jede denkbare Form gebracht werden kann, dabei jedoch den Einsatz fossiler Rohstoffe ersetzt, ist ein besonders interessantes Beispiel hierfür. Die knapp 2 Millionen Privatwaldeigentümer in Deutschland, können durch die Bereitstellung des im Rahmen von Pflegemaßnahmen anfallenden Holzes dazu beitragen, innovative Holzanwendungen zu fördern und somit einen erheblichen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten. Mit unserem Privatwaldportal Waldhilfe.de klären wir darüber auf und geben ihnen viele praktische Hilfsmittel an die Hand.“
Es kann also jeder dazu beitragen, Kunststoff mehr und mehr durch natürliche Alternativen zu ersetzen – sei es, indem man bei der Neuanschaffung auf das Material achtet, aus dem ein Produkt hergestellt ist; sei es, indem man nachhaltige Rohstoffe möglicherweise sogar selbst bereitstellt.