Gärtnern mit Kindern: Ein Erfahrungsbericht mit Praxistipps

Ein Vater arbeitet mit seinen Kindern in einem Gemüsebeet.

Als wir in unseren kleinen Schrebergarten „eingezogen“ sind, war unser Sohn noch ein Baby. Wir fanden die Idee toll, ihn auf der Wiese umherkrabbeln zu lassen und ein kleines gemütliches Fleckchen Erde zu bewohnen. Dass wir absolute Gartenneulinge waren, hat uns nicht abgeschreckt. Dass dieser Garten aber so wertvoll für die Entwicklung unseres Sohnes sein würde, konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Je älter unser Sohn wurde, desto mehr Verantwortung konnte er im Garten übernehmen. Heute möchten wir dieses gemeinsame Ritual nicht mehr missen. Daher möchte ich im Folgenden gern meine Erfahrungen im Gärtnern mit Kindern an Sie weitergeben.

Mit Kindern raus in die Natur

Wir alle wissen, wie wichtig es ist, rauszugehen und die Natur zu erleben. Vor allem für Kinder ist der Kontakt zu Flora und Fauna ein essenzielles Bedürfnis. Beim Gärtnern können die wissbegierigen kleinen Entdecker und Entdeckerinnen auf spielerische Weise lernen und beobachten, wie die Natur „funktioniert“. Dazu brauchen sie nicht einmal einen Garten. Auch ein Balkon oder sogar eine Fensterbank reichen aus, um den Kreislauf der Natur greifbar zu machen.

Der Spaß sollte an erster Stelle stehen

Bei allem, was wir in unserer Freizeit mit und für unser Kind tun, möchten wir mit Spaß und Freude dabei sein. Das gilt auch beim Thema Gärtnern. Im Umkehrschluss bedeutet das, wenn unser Kind gerade keine Lust hat, mitzumachen, zuzuhören oder zuzuschauen, ist das für uns vollkommen okay. Nur wer voller Begeisterung dabei ist, wird am Ende Lust am Entdecken haben und sich selbst mit einbringen.

Was können Kinder beim Gärtnern lernen?

Die wohl schönste Eigenschaft, die das Gärtnern mitbringt: Es erdet. Wenn ich nach einem anstrengenden Tag im Büro in der Erde wühle, fällt alle Anspannung von mir ab. Der Kopf wird frei und der Körper bekommt eine ordentliche Portion Bewegung. Balsam für Körper, Geist und Seele sozusagen. So geht es auch unseren kleinen Menschenkindern. Bei Reizüberflutung ist das Gärtnern ebenfalls sehr zu empfehlen, denn es kann in hohem Maße beruhigend wirken.

Ein weiterer positiver Punkt ist das Erlernen von Durchhaltevermögen. Pflanzen wachsen nicht von heute auf morgen oder bringen innerhalb weniger Tage reife Früchte zum Vorschein. Kleine Neugärtner und -gärtnerinnen müssen Verantwortung übernehmen, denn die Pflänzchen brauchen regelmäßige Pflege. Gießen, Unkrautzupfen und Düngen – das alles gehört dazu und trainiert dabei gleichzeitig die Feinmotorik sowie die Koordination. Gleichzeitig wird das Verständnis des Zusammenspiels zwischen Pflanzen- und Tierwelt geschult. So gehören zu einem Garten eben nicht nur Nützlinge, sondern auch Schädlinge.

Kinder können sich ei der Gartenarbeit bei allen möglichen Aufgaben einbringen und einen wertvollen Beitrag leisten.
Wenn Kinder von Anfang an im Gartenjahr mithelfen, freuen sie sich umso mehr, wenn aus dem Beet Gemüse geerntet werden kann.© Constanze H.

Einfache Projekte für den Einstieg: die Neugier wecken

Die Neugier der Kinder können Sie schon mit ganz einfachen Projekten wecken:

  • Das häufigste Pflanzobjekt für den Anfang ist wahrscheinlich Kresse. Mit etwas Watte und Kressesaatgut oder in Form von Kresse-Häschen oder Kresse-Eiern wächst das leckere Kraut im Nu.
  • Ein Sprossenturm bringt schnelle Erfolge. Es ist unheimlich spannend, den kleinen Keimlingen beim Wachsen zuzusehen. Die kleinen, feinen Härchen an den Wurzeln lassen sich mit einer Lupe prima beobachten. Wie sie wohl schmecken?
  • Bohnensamen entwickeln sich schnell zu großen, rankenden Pflanzen. Zu beobachten, wie die Erde aufbricht und das zarte Grün hervorschaut, ist sehr spannend.

Der richtige Zeitpunkt für den Einstieg ins Gärtnern mit Kindern

Ein Gartenjahr beginnt nicht einfach irgendwann. Wachsen, Ruhen und Sterben finden kontinuierlich statt. Es ist ein Kreislauf der immer wiederkehrenden Prozesse. Deswegen können Sie jederzeit in das Gärtnern mit Ihren Sprösslingen starten. Denn wo ein Samenkorn ist, muss ja auch mal eine Pflanze gewesen sein, die wiederum dieses Samenkorn hervorgebracht hat. Wenn Sie kleine Pflänzchen selbst vorziehen, die erst im Mai in den Garten oder auf den Balkon wandern dürfen, können Kinder prima mithelfen. Idealerweise steigen Sie mit dem Aussäen ein.

Die selbst gezogenen Pflänzchen müssen sorgfältig gegossen werden.
Wie aus dem Saatgut eine kleine Pflanze wird, die dann in den Garten verpflanzt wird, ist für Kinder eine besondere Naturerfahrung.© Constanze H.

Das Gärtnern mit Kindern vorbereiten und besprechen

Gemeinsam mit Ihrem Nachwuchs können Sie Schritt für Schritt nachdenken, was man alles braucht und was man beachten sollte. Hier gebe ich Ihnen ein paar Anregungen, die sich für uns als hilfreich erwiesen haben.

  • Planen, was man anpflanzen möchte. Was möchte das Kind gerne essen und ernten?
  • Anzuchterde selbst herstellen mit Mama und Papa macht riesigen Spaß. Das Kind kann zum Beispiel beim Absammeln der Maulwurfserde behilflich sein, die Sie hierzu benötigen.
  • Brauchen alle Samen eine kleine Erdschicht oder gibt es Samen, die Licht brauchen, um zu keimen? Die kleinen Samenkörner vorsichtig in die Erde zu legen, ist übrigens eine ausgezeichnete feinmotorische Übung.
  • Wie oft müssen die Samen gegossen werden? Wie viel Licht, Sonne und Luft brauchen sie?
  • Wann brauchen sie mehr Platz für die Wurzeln?
  • Wie unterscheiden wir die Samen? Pflanzschilder aus Kork zu basteln, geht ganz einfach.
  • Wann können wir die kleinen, zarten Pflänzchen rauspflanzen, damit es ihnen nicht zu kalt ist? Vielleicht frieren manche Pflanzen gar nicht so sehr?
  • Wie entstehen aus den Blüten die Früchte? Und wer krabbelt da noch so herum?
  • Wie viel Wasser brauchen die Pflanzen?
  • Wann wird geerntet?
  • Lassen wir die Pflanzen in der Erde, wenn alles geerntet ist? Wie gewinnen wir neue Samen? Haben wir mehrjährige Pflanzen oder einjährige gepflanzt?
  • Wohin mit der ganzen Ernte? Frisch essen, einkochen, trocknen, tauschen, verschenken – all diese Möglichkeiten können Sie gemeinsam testen. Gibt es ein Nachbarkind im Garten, mit dem Ihr Kind verschiedene Erdbeersorten tauschen kann?

Welches Saatgut eignet sich für das Gärtnern mit Kindern?

Zur Direktaussaat eignen sich für Balkon und Garten zum Beispiel Bio-Samen von Radieschen und Möhren sehr gut. Erbsen wachsen schnell und lassen sich wunderbar beobachten – und vor allem roh direkt vom Busch naschen. Grundsätzlich eignet sich alles, was Kindern schmeckt, auch zum Aussäen und Anpflanzen. Wie wäre es zum Beispiel mit rankenden mexikanischen Minigurken? Zuckermais eignet sich prima zum Grillen oder für den Rohverzehr, einen Ölkürbis können Sie zum Schnitzen oder zum Essen verwenden. Oder darf es vielleicht mal etwas Obst sein, wie die süß-säuerliche Physalis in ihrem hübschen Lampion-Haus? Cocktailtomaten können direkt vom Busch in den Mund wandern oder zu Tomatensoße verarbeitet werden. Große und kleine Blumenkinder freuen sich über leuchtende Sonnenblumen. Kräuter aller Art können Sie probieren und im Geschmack vergleichen. Oder Sie und Ihr Nachwuchs stellen daraus eine köstliche Kräuterbutter her.

Kartoffeln auf kleiner Fläche anbauen

Ebenfalls eine schöne Idee: Auf einem kleinen Stück Erde können Sie eigene Kartoffeln anbauen. Das ist ein ganz besonderes Erlebnis. Die Saatgutkartoffeln müssen im richtigen Abstand gelegt werden. Dann kommen das Anhäufeln und schließlich das anschließende Ausgraben, wenn das oberirdische Grün verwelkt ist. All das sind faszinierende Schritte, die Ihr Kind begleiten darf. Mit den eigenen Kartoffeln auf dem Teller und eigenen Kräutern im Quark schmeckt es gleich viel besser. Übrigens können Sie mit Kartoffelpflanztaschen auch auf dem Balkon Kartoffeln auf kleinstem Raum züchten.

Insektenfreundliches Saatgut auswählen

Denken Sie auch an die fliegenden Feinschmecker und säen Sie zum Beispiel Borretsch aus. Der eignet sich in Maßen zum Naschen, sieht wunderschön aus und ist sehr beliebt bei Insekten aller Art. Eine Insektenblumenmischung darf überall gesät werden. Achten Sie beim Kauf von Saatgut auf samenfeste Sorten. Diese Pflanzen haben jeweils die gleichen Eigenschaften wie ihre Mutterpflanzen. So können Sie die Samen der schönsten Blumen und der leckersten Tomaten im neuen Jahr wieder anpflanzen.

Fertige Pflänzchen aus dem Handel

Natürlich können Sie auch kleine, fertige Pflänzchen kaufen. Binden Sie Ihren Nachwuchs beim Kauf mit ein. Die angehenden Gärtner und Gärtnerinnen dürfen all Ihre Sinne nutzen, um die richtige Wahl zu treffen. Vielleicht haben Sie sogar eine Gärtnerei in der Nähe, die Bio-Pflanzen verkauft? Auf Wochenmärkten sind ebenfalls oft Pflanzen erhältlich, die mit in die Einkaufstüte hüpfen können. Einige besondere Leckereien, wie zum Beispiel die Erdbeere, lassen sich recht schwer nur aus Samen ziehen. Sie können Ihrem Kind jedoch die leichte Vermehrung durch Ableger verdeutlichen, das bringt ganz schnell neue Pflänzchen ins Beet.

Wo sollte man Saatgut und Pflänzchen einpflanzen?

Zum Einpflanzen eignen sich Balkonkästen, Töpfe, kleine Hochbeete aus Metall oder Holz. Haben Sie einen Garten zur Verfügung, können Sie das Saatgut natürlich direkt in die Erde geben. Auch ein selbst gebautes Hochbeet aus Paletten sind eine praktische Möglichkeit.

Die Karottenernte aus dem Balkonkasten ist ein erstes Erfolgserlebnis für Gärtner-Nachwuchs.
Aus der ersten eigenen Karottenernte lässt sich schon ein kleines Gericht zubereiten.© Constanze H.

Gärtnern mit Kindern: weitere Tipps

  • Versuchen Sie mit Ihren Kindern doch mal Gemüse aus „Küchenabfällen“ zum Leben zu erwecken.
  • Kochen Sie aus dem selbst angebauten Gemüse gemeinsam etwas. Das stärkt das Verständnis für das fertige Lebensmittel.
  • Laden Sie Freunde Ihres Kindes mit in den Garten ein, um ein Gemeinschaftsbeet anzulegen und zu pflegen.
  • Wenn Sie viel im Garten arbeiten, lohnt sich die Investition in eine hochwertige Grundausstattung aus Schaufel, Spaten und Rechen. Modelle mit Teleskopstiel sind zu empfehlen, weil sie „mitwachsen“.

Fazit zum Gärtnern mit Kindern

Wenn wir im Garten sind, lassen wir alles hinter uns. Wir können – trotz der vielen Arbeit – richtig abschalten. Selbst für meinen Mann, der körperlich genug zu tun hat im Beruf, ist es eine Wohltat, sich im Garten zu betätigen. Unserem Sohn geht es da ähnlich. Er liebt es, Erde umzugraben und nach roten Tomaten zu suchen. Zwischendurch wandert einfach mal eine Erbse direkt vom Strauch in den Mund. Das Gießen ist, seitdem er laufen kann, die Lieblingsbeschäftigung meines Sohnes. So ist es auch heute noch. Den Garten verlassen wir immer mit Stolz, denn wir haben etwas geschafft. Und im Winter genießen wir die Ruhe bei einem Punsch und ein paar Würstchen über dem Lagerfeuer.

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