Nachhaltige Alternativen zum Haarewaschen: Haarseife und Co.

Eine Frau hat sich die Haare unter der Dusche eingeschäumt.

Manche tun es täglich, andere nur zweimal die Woche. Haarewaschen ist Typfrage – kein Haar gleicht dem anderen. In den Regalen der Drogeriemärkte tummeln sich daher unzählige bunte Plastikflaschen. Doch neuerdings finden sich dort auch immer öfter Haarseifen und feste Shampoos. Der Nachhaltigkeitstrend führt auch hier zurück zu altbewährten Mitteln. Aber keine Sorge: Mit Omas deutscher Kernseife haben die neuen Produkte fast nichts mehr gemein. Nachhaltige Alternativen zum Haarewaschen gibt es also einige. Doch worin unterscheiden sie sich eigentlich?

Haarseife oder festes Shampoo: Wo liegt der Unterschied?

Optisch lässt sich zwischen Haarseife und festem Shampoo kein Unterschied ausmachen. Beide Produkte haben eine feste Konsistenz und sind meist in einem Karton verpackt. Auch die Anwendung von Haarseife und festem Shampoo ist dieselbe. Wo also liegt der Unterschied? Ein Blick auf die Herstellungsprozesse und Inhaltstoffe lohnt sich.

Haarseife

Bei Seifen handelt es sich genau genommen um Natrium- und Kaliumsalze von Fettsäuren. Beim „Seifensieden“ oder „Verseifen“ wird das Fett (meist pflanzlich, selten tierisch) mit einer Lauge gekocht und so in Glycerin und Alkalisalze gespalten. Bei der industriell gefertigten Kernseife wird das feuchtigkeitsspendende Glycerin abgeschöpft. Im Gegensatz zur Kernseife bleibt bei Naturseifen das Glycerin erhalten. Denn Naturseifen werden nicht durch Sieden, sondern in einem Kaltverseifungsverfahren hergestellt. Den Fetten und Ölen wird eine bestimmte Menge Natronlauge hinzugefügt, sodass die Fette nicht vollständig verseifen. Dieser Fettüberschuss wird „Überfettung“ genannt. Was erst einmal negativ klingen mag, hat einen positiven Effekt: Denn je höher der Fettanteil der Seife, desto pflegender wirkt sie. Bei Handseifen ist ein Überfettungsgrad bis zu 10 % gängig. Haarseifen sind geringer überfettet. Hier liegt der Anteil bei etwa 2 bis 5 %.

Festes Shampoo

Festes Shampoo enthält die gleichen Inhaltsstoffe wie Flüssigshampoo – bis auf das Wasser, das ihm entzogen wurde. Es besteht aus einer festen Basis wie z.B. Tonerde, Kakao- oder Sheabutter. Wie herkömmliches Haarwaschmittel auch, enthalten feste Shampoos Tenside, die für viel Schaum und damit eine gründliche Reinigung sorgen. Meistens werden die natürlichen Tenside SLSA (Sodium Lauryl Sulfoacetate), Sodium Cocoyl Isethioniate (SCI) und Sodium Coco Sulfate verwendet. Diese werden häufig aus Kokosöl gewonnen, können jedoch auch aus Palmöl hergestellt werden. Da sich Flüssigshampoo und festes Shampoo so ähnlich sind, fällt der Umstieg auf die nachhaltige Variante den meisten Menschen leicht.

Festes Shampoo – hier von Lamazuna – gibt es sowohl als konventionelle als auch ökologische Produkte. Es kommt auf die Inhaltsstoffe an.© Waschbär

Anwendung und Aufbewahrung von Haarseife und festem Shampoo

Die Anwendung beider Produkte ist identisch und unkompliziert. Einfach das Seifen- oder Shampoostück zwischen den Händen reiben und den entstandenen Schaum ins Haar einmassieren. Alternativ kann man auch mit dem Stück mehrmals über das feuchte Haar fahren und es so zum Schäumen bringen. Entscheidet man sich allerdings für die Seifenmethode sollte nach der Haarwäsche eine saure Rinse (z.B. mit Apfelessig) folgen. Das verhindert die Entstehung von Kalkseife und ist gerade bei hartem Leitungswasser empfehlenswert.

Angebrochene Seife und Shampoo sollten trocken und luftig gelagert werden. Hierzu empfehlen sich Seifenschalen mit Ablauf oder Luffa-Schwämme. Auch Sisal-Säckchen eignen sich ideal zur Aufbewahrung und haben den Vorteil, dass man sie aufhängen kann und die Stücke so von allen Seiten abtrocknen können. Will man angebrochene Seife oder festes Shampoo mit zum Sport oder ins Schwimmbad nehmen, kann man ganz einfach auf eine Metall- oder Plastikdose zurückgreifen.

Seifenstücke und auch festes Shampoo kann man auf einem Stück Luffa lagern.© Waschbär

Nachhaltige Alternativen zum Haarewaschen: Für wen eignet sich welche?

Eine pauschale Antwort lässt sich auf diese Frage nicht geben. Es ist sinnvoll, die Vor- und Nachteile der beiden Haarwaschmethoden zu vergleichen und abzuwägen:

Haarseife:

  • vollständiges Naturprodukt
  • durch Überfettung ideal für trockene Kopfhaut
  • sehr ergiebig
  • spezielle Seifen auch dauergewelltes, gefärbtes und blondiertes Haar geeignet
  • auch zur Körperreinigung geeignet
  • bei Wechsel von flüssigem Shampoo lange Umgewöhnungszeit von Haar und Kopfhaut
  • saure Rinse nach der Haarwäsche empfehlenswert
  • schnell fettendes Haar kann wegen der Rückfettung strähnig werden


Festes Shampoo:

  • Umstieg von Flüssigshampoo auf festes Shampoo einfach, da ähnliche Inhaltsstoffe
  • auch dauergewelltes, gefärbtes und blondiertes Haar geeignet
  • keine Saure Rinse notwendig
  • Keine Rückfettung, daher wird das Haar nicht so schnell strähnig
  • sehr ergiebig
  • Enthält meist milde Tenside, die aus Palmöl gewonnen werden können
  • Keine Rückfettung, daher weniger pflegend für die Kopfhaut

Nachhaltige Alternativen zum Haarewaschen haben Vorteile gegenüber Flüssigshampoo

Wer Plastikmüll reduzieren will, ist bei beiden Haarwaschalternativen gut aufgehoben. Auch über Weichmacher und Mikroplastik muss man sich dank der Kartonverpackung keine Gedanken mehr machen. Und noch dazu spart man mit den nachhaltigen Alternativen nicht nur Geld, sondern auch Platz. Das ist nicht nur im Bad von Vorteil, sondern auch auf Reisen, im Schwimmbad oder Fitnessstudio. Wer es noch minimalistischer und pragmatischer mag, kann Haarseifen problemlos als 2-in-1-Produkte auch zur Reinigung des Körpers verwenden – das haben unsere Erfahrungen mit Haarseife gezeigt.

Konventionelle Shampoos sind nicht nur in Plastik verpackt – sie enthalten auch oft Kunststoffe.© Korta - stock.adobe.com

Konventionelles Flüssigshampoo: Warum besser nicht

Silikone, chemische Tenside, Parabene, künstliche Konservierungsstoffe … Die Liste an kritischen Inhaltsstoffen in Flüssigshampoos ist lang und ein guter Grund, um über nachhaltige Alternativen zum Haarewaschen nachzudenken. Zu den bedenklichsten Stoffen in konventionellen Flüssigshampoos zählen u.a. PEG/PEG-Derivate. Sie dienen als Emulgatoren und verbinden Wasser und Fett. In Flüssigshampoos kommen sie als Tenside zum Einsatz. PEG/PEG-Derivate machen die Haut durchlässiger – auch für Giftstoffe. Als Konservierungsstoff wird des Öfteren Formaldehyd verwendet. Dieser Stoff steht im Verdacht Krebs zu erregen und reizt schon bei geringen Mengen die Schleimhäute. Neben solchen gesundheitsgefährdenden Stoffen enthalten Flüssigshampoos nicht selten Silikone, die brüchiges Haar auffüllen und versiegeln. Das Problem: Haar und Kopfhaut können unter der Silikonschicht nicht atmen. Es kann zu juckender Kopfhaut kommen, da Schweiß und Schadstoffe nicht mehr abgesondert werden. Silikone sind zwar ungiftig, doch leider sehr schlecht abbaubar. Einmal in den ökologischen Zyklus gelangt, überdauern sie dort mehrere Jahrzehnte.

In konventionellem Shampoo steckt leider auch viel zu oft Tierleid: Inhaltsstoffe wie bspw. Cholesterol, Cystin, Glycerin, Kreatin oder Lecithin gehen meist auf die Kosten der Tiere. Denn sie liefern mit ihrem Fett, Horn oder Haar die von der Industrie benötigten Rohstoffe. Auch Tierversuche zur Entwicklung neuer Produkte sind leider immer noch gang und gäbe.

Nicht weniger problematisch ist die Verpackung von Flüssigshampoos. Denn die verwendeten Plastikflaschen bestehen aus Polyethylen und das wird aus Erdöl gewonnen. Für eine 250 ml Shampooflasche werden stolze 1,1 Liter davon benötigt. Neben Polyethylen bestehen die Flaschen oft aus einem so großen Chemiemix, dass selbst Wissenschaftler die verwendeten Stoffe nicht mehr zuordnen können. In diesem Fall kann keine Einschätzung getroffen werden, wie gefährlich die Stoffe für Mensch und Umwelt wirklich sind. Dass die verwendeten Stoffe jedoch bedenklich sind haben Zelltests im Labor nachgewiesen.

Geht Flüssigshampoo auch nachhaltig?

Die größte Herausforderung bei der Produktion von nachhaltigem Flüssigshampoo stellt für die Naturkosmetikhersteller die Verpackung dar. Denn da die Unternehmen auf künstliche Konservierungsmittel und Antioxidantien in Ihren Shampoos verzichten, muss die Verpackung das Produkt besser schützen als bei konventionellen Flüssigshampoos. Alternativmaterialien wie Glas sind nur bedingt einsetzbar, da es die Entnahme erschwert. Außerdem ist es in der Herstellung sehr energieintensiv. Eine Möglichkeit für die Zukunft könnte z.B. der Biokunststoff Bio-HDPE sein. Dieser Kunststoff wird aktuell aber noch nicht allen Anforderungen der Kosmetikindustrie gerecht.

Bei den Inhaltsstoffen ist man hingegen um einiges weiter. Statt auf günstige, aber oftmals gesundheitsgefährdende chemische Inhaltsstoffe zu setzen, verwenden Naturkosmetikhersteller teurere Substanzen, wie hochwertige Öle und Extrakte. Diese stammen aus kontrolliert biologischem Anbau. Einziger Wermutstropfen: Die eingesetzten natürlichen Tenside werden manchmal aus Palmöl gewonnen. Viele Bio-Flüssigshampoos sind mittlerweile vegan, doch greifen die Naturkosmetikhersteller immer noch gern auf Stoffe wie Bienenwachs oder Milch für ihre Rezepturen zurück.

Alternative Haarpflege: DIY, Unverpackt und weiteres

Abseits von konventionellem Shampoo und Seife gibt es noch viele weitere Haarwaschmethoden zu entdecken. Selbst hergestellte DIY-Haarpflege aus der Küche, wie Shampoo aus Roggen oder aus Natron und Apfelessig, ist schnell angerührt und kommt mit wenigen Zutaten aus. Wer einen Unverpacktladen in seiner Stadt hat, kann hier Flüssigshampoo in selbst mitgebrachte Behältnisse abfüllen und so Müll vermeiden. Dort gibt es oftmals auch Shampookonzentrat zu kaufen, auf die 3-fache Menge von Shampoo verdünnt werden kann und so sehr ergiebig ist. Wenn es schnell gehen muss und keine Zeit zum Haarewaschen bleibt, kann ein Trockenshampoo Abhilfe schaffen. Es gibt es große Auswahl an zertifizierten Produkten, eine DIY-Alternative lässt sich zu Hause aber auch blitzschnell zaubern.

Aus Roggenmehl lässt sich schnell ein Shampoo anrühren – das Mehl ist auch unverpackt erhältlich.© Jessica B.

Haarewaschen? Nein danke! Die No-Poo-Bewegung

Die wohl nachhaltigste und gleichzeitig radikalste Form der Haarpflege ist, auf jegliche Form von Shampoo zu verzichten. Das Haar wird lediglich mit warmem Wasser gewaschen und bei Bedarf mit einer Bürste gekämmt. So soll der Talg der Kopfhaut im Haar verteilt werden. Durch diese Minimalpflege soll das Haar wieder in seinen natürlichen Zustand versetzt werden. Wie effektiv diese Methode ist, ist unter Dermatologen allerdings umstritten. Gerade Menschen mit gereizter Kopfhaut und fettigen Schuppen sollten von dieser extremen Methode absehen.

Aber vielleicht muss es ja auch gar nicht so radikal sein. Die Umstellung von Flüssigshampoo auf nachhaltige Alternativen zum Haarewaschen lohnt sich in jedem Fall – für das Haar und die Umwelt.

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