Pflanzenporträt: Gundermann – gut zum Heilen, Würzen und Zaubern

Gundermann wächst als lilablühendes Pflänzchen in einer Wiese.

Mit Ausnahme der Blütezeit ist der mehrjährige Gundermann (Glechoma hederacea) ein unscheinbares Pflänzchen. Er wird mancherorts auch „Gundelrebe“ oder „Erd-Efeu“ genannt, weil er sich mit seinen kriechenden Ausläufern am Boden schlängelt. Auch der Artname hederacea weist darauf hin, denn „hedera“ bedeutet „Efeu“. Man begegnet dem blau-violetten Lippenblütler häufig an Wald- und Wegrändern sowie auf Wiesen und in Gärten. Die niederwüchsige Pflanze wächst bevorzugt an etwas feuchteren und nährstoffreichen Standorten und ist im Garten eine wertvolle Zeigerpflanze.

Gundermann-Blätter offenbaren beim Zerreiben einen würzigen, charakteristischen Duft. Sie sind rundlich und nierenförmig und der Blattrand ist grob gekerbt. Während der Blütezeit richtet sich die ansonsten kriechende Pflanze auf. In den Blattachseln der oberen Blattpaare erscheinen von März bis Mai die charakteristischen Lippenblütchen. Der seltsame Name Gundermann hat seinen Ursprung im Althochdeutschen. „gund“ bedeutete „Kampf“ und „gunt“ bedeutete „Eiter“. Da man weiß, dass der Gundermann im Mittelalter eine wichtige Pflanze zur Wundversorgung war, ist das sinnvoll: Beim Kampf entstehen Wunden und entzündete Wunden können eitern.

Gundermann wächst zahlreich an einer Bordsteinkante.
Durch seine kriechenden Ausläufer kann der Gundermann ganze Flächen teppichartig bedecken.© Rudi Beiser

Der Gundermann ist ein kräftiges Gewürz für die Frühjahrsküche

Der Gundermann hat eine lange Tradition als würzende Zutat. Alte Namen wie „Soldatenpetersilie“ oder „Suppenkraut“ weisen darauf hin. Er war eine wichtige Zutat der traditionellen Gründonnerstagssuppe, deren Genuss das ganze Jahr über vor Krankheiten bewahren sollte. In dieser Suppe wurden neun Frühlingskräuter verarbeitet. Zudem war Gundermann vor dem Reinheitsgebot (1516) eine beliebte Bierwürze, die dann vom Hopfen verdrängt wurde. Gründe genug, das würzige Pflänzchen wieder in die Küche zu holen.

Die jungen Blätter an den Triebspitzen kann man als Gewürz für Salate, Suppen, Kartoffelgerichte, Kräuterbutter und Likör einsetzen. Sie haben ein sehr strenges Aroma, weshalb man sie nur sehr sparsam dosieren sollte. Gundermanntee schmeckt überraschend gut. Die typisch herben Aromen verschwinden durch das Aufbrühen mit heißem Wasser.

Wann kann man Gundermann sammeln?

Die beste Erntezeit für die Nutzung als Gewürz ist bei Blühbeginn von März bis April. Die wesentlich milder schmeckenden Blüten dienen als hübsche Speisedekoration. Ältere Blätter werden bitter und können einen unangenehm scharfen Nachgeschmack entwickeln und im Hals kratzen.

Gundermann blüht lila.
Im April und Mai erscheinen die blauvioletten Lippenblütchen des Gundermanns.© Rudi Beiser

Manchmal wird Gundermann als giftig bezeichnet. Beim Menschen sind jedoch keine Vergiftungen bekannt und auch nicht zu befürchten. Allerdings vermutet man eine Giftigkeit bei einigen Säugetieren, insbesondere bei Pferden. Die Belege hierzu sind aber sehr dürftig.

Der Gundermann im Mittelalter: gut gegen Milch klauende Hexen

Der Gundermann war im Mittelalter eine wichtige Zauberpflanze, die vor allem Kühe vor Verhexung schützen sollte. Man glaubte, dass Hexen entweder die Milch stehlen oder dafür sorgen, dass sich die Milch nicht mehr buttern lässt. Der Hexenzauber konnte mithilfe von Gundermann und speziellen Beschwörungssprüchen gebrochen werden. Ein solcher Spruch aus dem Jahr 1617 lautete beispielsweise: „Gundreben Ger (= Gerte), ich brich dich unserer Lieben Frau (= Maria) zu Ehr/Und in der Ehr unseres lieben Herrn Jesus Christ/Ich wirf dich auf in die Wolken/Dass mir unser lieber Herr Jesus Christ/Wiedergib mein Käs und mein Molken (= Molke).“ Zuvor wurde ein Gundermannkranz geflochten. Diesen warf man während der „Zeremonie“ in die Luft.

Bei einem anderen Beschwörungsspruch verfütterte man den Gundermannkranz an die Kuh: „Kuh, ich geb dir die Gundelreben, dass du mir die Milch wollst wieder geben!“ Überhaupt war der Gundermann in Kranzform besonders zauberkräftig. Der Kranz symbolisierte den Schutzkreis und besaß wie dieser starke abwehrende Kräfte.

Gundermann ist zu einem Kranz geflochten, der an einem Baumstamm hängt.
Mit zu Kränzen geflochtenen Gundermanntrieben versuchte man im Mittelalter alles Unheil abzuwehren.© Rudi Beiser

Die Nutzung von Pflanzen zur Hexenabwehr stammt aus der Zeit der Hexenverfolgung, die im 16. und 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt hatte. Damals brach aufgrund von Seuchen und Hungersnöten eine regelrechte Hexenhysterie aus. Die vermeintlichen Hexen machte man für das ganze Unheil verantwortlich. So wurden Zehntausende unschuldiger Frauen, denen man magische Praktiken und den Kontakt mit dem Teufel vorwarf, gefoltert und verbrannt.

Die Geschichte als Heilkraut: Gut für Wunden und mehr

Der Gundermann war schon bei den germanischen Völkern als Wundheilpflanze geschätzt. Im Mittelalter galt die Pflanze nahezu als Allheilmittel. Hildegard von Bingen lobte den Gundermann als Lungenheilmittel. Leonhart Fuchs beschrieb ihn als harntreibend und als wirksames Gurgelmittel bei der „Mundfäule“, einer Entzündung der Mundschleimhäute. Einer christlichen Legende zufolge soll sogar Jesus seinem Jünger Petrus die Gundelrebe bei Mundfäule empfohlen haben: „Petrus hol drei Gundelreben und lass sie in deinem Mund umschweben. So wird dein Mund gesund!“

Der Arzt Tabernaemontanus (1522–1590) lobte ihn bei Kopfschmerzen sowie als Hustenkraut und Leberheilmittel. Äußerlich eingesetzt pries er ihn als Wundkraut und als Gurgelmittel bei einem wunden Hals. Gundermann stand auch im Ruf, Gifte aus dem Körper zu spülen. Alle Berufsgruppen (Büchsenmacher, Maler, Bleiglaser), die mit dem Schwermetall Blei zu tun hatten, tranken Gundermanntee, um einer Vergiftung vorzubeugen.

Neuere Forschungen über die Inhaltsstoffe des Gundermanns und deren Wirkung deuten darauf hin, dass die zahlreichen Erfahrungen früherer Heilkundiger nicht von der Hand zu weisen sind. Die Zusammensetzung des ätherischen Öls macht den Einsatz bei festsitzendem Husten plausibel. Die äußerlichen Anwendungen sind durch die entzündungshemmenden und adstringierenden Inhaltsstoffe gut erklärbar. Es konnten auch zytotoxische Eigenschaften gegenüber verschiedenen Krebsarten nachgewiesen werden. Außerdem hat man antikarzinogene, antibakterielle und antioxidative Wirkungen festgestellt.

Rezepte mit Gundermann

Gundermanntee

Für Gundermanntee sammelt man im Frühling das blühende Kraut. Die blühenden Triebe trocknet man als Ganzes. Erst kurz vor der Teezubereitung zerkleinert man sie. Zwei Teelöffel genügen für eine Tasse. Den Tee fünf bis sechs Minuten ziehen lassen.

In der Volksmedizin nutzt man den Tee bei Erkrankungen der Atemwege und bei Magen-Darm-Beschwerden. Äußerlich setzt man ihn in Form von Umschlägen ein, bei Hauterkrankungen und schlecht heilenden Wunden. Bei Entzündungen in Mund und Rachen gurgelt man damit.  

Wiesenpralinen aus Gundermann

Sammeln Sie im Frühling möglichst junge Gundermannblättchen. Dann schmelzen Sie zartbittere Schokoladenkuvertüre in einem Wasserbad. Die Blättchen einzeln auf einen Teller legen, am Stiel festhalten und mit einem Pinsel beidseitig „schokolieren“. Die Blättchen anschließend auf Backpapier legen und im Kühlschrank ein bis zwei Stunden fest werden lassen. Schon haben Sie eine herb-süße Dekoration für Desserts, Eis und Kuchen oder zum Naschen.

Gundermannblätter sind in Schokolade getaucht und liegen auf Backpapier.
Schokolierte Gundermannblättchen sind ein toller Hingucker auf Nachspeisen.© Rudi Beiser

Hinweis: Dieser Beitrag wurde mit größter Sorgfalt erstellt. Der Autor ist jedoch kein Arzt oder Apotheker. Die im Beitrag gegebenen Informationen sind nicht als Gesundheitsberatung zu verstehen. Besprechen Sie eine Anwendung der Tipps mit gesundheitlichem Bezug daher bitte mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt.

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