Pflanzenporträt: Kamille – nützlich für Garten und Hausapotheke

Echte Kamille wächst auf einer Wiese.

Die Echte Kamille gehört laut Statistik zu den beliebtesten Kräutertees der Deutschen. Der Bedarf liegt bei etwa 5.000 Tonnen jährlich. Meist wird sie aus fernen Ländern wie Ägypten, Argentinien oder Ungarn importiert. Eigentlich schade, da die beliebte Tee- und Heilpflanze in unseren Breiten wunderbar wächst und gedeiht.

Kamille wild sammeln oder anbauen

Die Echte Kamille (Matricaria recutita) ist eine heimische Wildpflanze, die in der Landwirtschaft als lästiges Ackerunkraut gilt. Der ursprüngliche Lebensraum des kleinen Korbblütlers ist nämlich die Agrarlandschaft, vor allem Getreidefelder.

Sammeln auf Getreidefeldern: Hoher Pestizidgehalt

Auf Getreidefeldern könnte man beim Wildpflanzensammeln entsprechend fündig werden. Aber diese Flächen sind leider nicht die besten Sammelplätze, da dort recht häufig Pestizide zum Einsatz kommen. Wer Pestizidrückstände vermeiden möchte, kann die Heilpflanze im eigenen Biogarten aussäen und gesund aufwachsen lassen.

Bitte nicht verwechseln: Die Echte Kamille und ähnliche Kräuter

Auf Feldern und Feldrändern des Bioanbaus lässt sich die Kamille natürlich sammeln. Dann sollten Sie aber darauf achten, dass die Echte Kamille im Sammelkörbchen landet, denn am gleichen Standort findet man auch drei „Verwechslerpflanzen“:

  • die Geruchlose Kamille
  • die Hundskamille
  • die Stinkende Hundskamille.

Zu unterscheiden sind sie am Duft, denn die Kamille hat einen charakteristischen aromatischen Geruch, den manche Menschen als apfelartig beschreiben. Um sicherzugehen, können Sie folgenden Test machen: Ein Blütenköpfchen mit einem scharfen Messer senkrecht durchschneiden. Ist der Blütenboden hohl, dann ist es die echte Kamille. Ist er mit Mark gefüllt, dann ist es leider eine Verwechslungsart. Diese sind zwar nicht giftig, aber auch nicht besonders heilkräftig.

Echte Kamille liegt mit aufgeschnittenen Blütenköpfen auf einem Holzuntergrund.
Am Querschnitt der Blüte lässt sich die Echte Kamille gut erkennen.© Rudi Beiser

Mehr als nur eine Zutat für Tee: Die Kamille als Pflanzendoktor

Wenn Sie sich die Echte Kamille in den Garten holen, dann können Sie nicht nur Ihren eigenen Kräutertee herstellen, sondern Sie haben auch eine dekorative Blütenpflanze, die dem Garten guttut. Denn Matricaria recutita eignet sich sehr gut als Mischkulturpflanze. Sie ist förderlich für das gesunde Gedeihen ihrer Nachbarpflanzen. Deshalb ist es sinnvoll, die Kamille einfach zwischen Gemüsepflanzen im Garten zu setzen.

Selbst hergestellter Tee aus Kamille gegen Pilzkrankheiten

Auch wenn die Gartenpflanzen einmal krank sind, hilft ein Kamillentee. Er stärkt sie gegen Pilzkrankheiten und regt ihr Wachstum an.

Dazu überbrühen Sie 30 bis 40 Gramm getrocknete Blüten mit zwei Liter heißem Wasser, lassen das Ganze zehn bis 15 Minuten ziehen und verdünnen den Aufguss dann mit acht Litern kaltem Wasser. Die Mischung in einen Pumpzerstäuber geben. Damit lässt er sich nun auf die Blätter der kranken Pflanzen sprühen. Bei Pilzerkrankungen hilft das Kombinieren dieser Mischung mit Lavendel. Auch dieser hat eine antifungizide Wirkung. Sie können diesen Tee zudem über den Kompost brausen. Das wirkt wie ein Kompostbeschleuniger, denn es unterstützt die Mikroorganismen.

Verwendung von Kräutertee zur Vorbehandlung von Saatgut

Außerdem können Sie Kamillentee als Saatgutbeize einsetzen. Dann darf beispielsweise der Samen von Zucchini, Bohnen, Erbsen, Tomaten oder Paprika darin 30 bis 60 Minuten lang ein Bad nehmen. Danach lassen Sie das Saatgut auf einem Tuch einige Stunden trocknen und säen es anschließend aus. Auf diese Weise vorbehandelte Samen keimen schneller und sind widerstandsfähiger gegen Pilzerkrankungen.

Kamille anpflanzen: Das Wichtigste auf einen Blick

Standort: sonnig

Vermehrung: wird nicht vorgezogen

Aussaat ins Freie: im Herbst (September) oder im Frühjahr (März/April), Aussaat direkt ins Freie, das feine Saatgut ggf. mit Sand vermischen, festdrücken oder anwalzen, keinesfalls mit Erde bedecken, Keimung erfolgt innerhalb von 7–14 Tagen

Boden: mäßig feucht – zu viel Nässe und zu viel Trockenheit vermeiden, optimaler pH-Wert 6–7

Pflege: nicht zu stark düngen, in einem gut versorgten Garten gar nicht düngen

Ernte: ab Juni, Blütenböden sollten sich nach oben gewölbt haben, die weißen Strahlenblüten zeigen nach unten

Verarbeitung: am besten künstliche Trocknung mit einem Dörrgerät bei 30–35 °C oder natürliche Trocknung im Schatten über 7–14 Tage

Damit der Anbau gelingt

Ein sonniger Standort ist für die Kamille ideal geeignet. Der Boden sollte nicht zu feucht sein, denn sowohl zu viel Nässe als auch zu starke Trockenheit vermindern den Ertrag wie auch den Wirkstoffgehalt. Kamille kommt auf Böden mit einem pH-Wert zwischen sechs und sieben prima zurecht.

Obwohl die stickstoffliebende Kamille gern auf gut gedüngten Flächen wächst, hat ein Zuviel an Düngung einen negativen Einfluss auf die Qualität. Es kommt zu einer unerwünscht starken Krautbildung auf Kosten der Blüten und auch der Gehalt an Heilstoffen nimmt ab. In einem gut versorgten Gartenboden benötigt sie also keine zusätzliche Düngung.

Aussaat

Die Kamille wird nicht vorgezogen, sondern direkt ins Freie gesät. Dafür sollten Sie das Beet unkrautfrei und feinkrümelig vorbereiten, denn der Samen ist ausgesprochen winzig. Das sehr feine Saatgut auf der gut angefeuchteten Erde aussäen und lediglich festdrücken oder anwalzen. Der empfindliche Lichtkeimer darf keinesfalls mit Erde bedeckt werden. Da das Saatgut außergewöhnlich fein und leicht ist, wird es zum besseren Ausbringen auch gerne mit Sand vermischt. Die Keimung erfolgt schon innerhalb von sieben bis 14 Tagen. Sie können die einjährige Kamille entweder im Herbst oder im Frühjahr aussäen. Die Herbstaussaat erfolgt im September, während die Frühjahrs-Aussaat im März und April stattfindet.

Sorten

Aus Wildbestand wurden von Züchtenden einige empfehlenswerte Sorten selektiert, die einen hohen Blütenertrag und einen hohen Gehalt an ätherischen Ölen vorweisen. Dazu gehören beispielsweise „Bodegold“, „Mabamille“ und „Margaritar“. Für den Hausgarten können Sie aber durchaus auch Saatgut aus Wildbeständen verwenden.

Hilfe bei Schädlingsbefall

Die Kamille wird während der Blüte manchmal von Blattlauskolonien heimgesucht, vor allem wenn sie zu trocken steht. Hilfreich sind dann biologische Spritzungen mit Kaliseife (Schmierseife). Man benötigt 15 bis 20 Milliliter auf einen Liter Wasser.

Ernten und trocknen

Ab Juni können Sie mit der Ernte der Blütenköpfchen beginnen. Erntereif sind die Blüten, wenn sich die Blütenböden nach oben gewölbt haben und die weißen Strahlenblüten nach unten zeigen.

Die Kamillenblüten zeigen mit ihren Blütenblättern nach unten.
Die Kamille ist bereit für die Ernte.© Rudi Beiser

Die beste Qualität erreicht man mit künstlicher Trocknung durch ein Dörrgerät bei Temperaturen von 30 bis 35° C. Mit steigender Trocknungstemperatur nimmt der Gehalt an ätherischen Ölen ab. Es ist aber auch eine natürliche Trocknung im Schatten möglich. Diese sollte allerdings spätestens innerhalb von sieben Tagen abgeschlossen sein, sonst kommt es zu Qualitätsverlusten.

Kamille: Kleine Pflanze mit großer Wirkung

Kaum eine Pflanze hat so viele Heileigenschaften zu bieten wie die Kamille. Sie wirkt entzündungshemmend, krampflösend, blähungstreibend, wundheilungsfördernd, beruhigend und antibakteriell und schützt die Schleimhaut, um nur die wichtigsten Wirkungen zu nennen. Die Haupteinsatzgebiete des Kamillentees sind deshalb entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen, krampfartige Verdauungsbeschwerden und Menstruationsschmerzen. Bei Erkältungskrankheiten verwendet man die Blüten zum Inhalieren.

Äußerlich verwendet man die wundheilungsfördernde und antibakteriell wirksame Kamille bei Haut- und Schleimhautentzündungen oder bei oberflächlichen Wunden, entweder als Salbe (siehe zum Beispiel unser Rezept weiter unten), Teeumschläge oder auch zum Gurgeln bei Entzündungen in Mund und Rachen.

In manchen europäischen Ländern, wie zum Beispiel Italien, gilt Kamillentee in der Volksmedizin als beruhigend und schlaffördernd.

Rezepte mit Kamille

Die Wirkung der Kamille lässt sich prima in einem selbst hergestellten Kamillen-Öl einfangen. Wer mag, kann dieses nutzen, um daraus eine Salbe herzustellen.

Kamillen-Öl

Ein hervorragendes Mittel bei kleinen oberflächlichen Wunden und bei gereizter Haut.

Zutaten für das Kamillen-Öl

  • 15 g getrocknete Kamillenblüten oder 30 g frische Blüten
  • 200 ml Olivenöl oder Rapsöl

So stellen Sie das Kamillen-Öl her

  1. Die Kamillenblüten mit dem Öl übergießen und in einem dunklen, lichtgeschützten Gefäß drei Tage an einen sonnigen Ort stellen.
  2. Das Gefäß atmungsaktiv mit einem dünnen Stoff oder Baumwollgaze bedecken.
  3. Dann noch mal drei Tage im Haus an einem warmen Ort nachreifen lassen.
  4. Nun durch ein feines Sieb abfiltern und in sterile Braunglasfläschchen füllen.

Kamillen-Salbe

Das Öl können Sie nun durch Zugabe von Bienenwachs und Lanolin zu einer hautberuhigenden Salbe verarbeiten, die sich auch wunderbar für raue, rissige Gärtner-und-Gärtnerinnen-Hände eignet.

Zutaten für die Kamillen-Salbe

  • Das oben genannte Kamillen-Öl (200 ml)
  • 20 g Lanolin anhydrid
  • 20 g Bienenwachs

Zubereitung der Salbe

  1. Das Kamillen-Öl, das Lanolin und das Bienenwachs in ein Becherglas geben.
  2. Das Glas im Wasserbad auf 65 °C erwärmen, bis das Wachs und das Lanolin geschmolzen sind.
  3. Die Masse aus dem Wasserbad nehmen und noch einige Minuten weiterrühren. Dann in Döschen füllen.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde mit größter Sorgfalt erstellt. Der Autor ist jedoch kein Arzt oder Apotheker. Die im Beitrag gegebenen Informationen sind nicht als Gesundheitsberatung zu verstehen. Besprechen Sie eine Anwendung der Tipps mit gesundheitlichem Bezug daher bitte mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt.

 

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