Radioaktives Radon im Haus: Das müssen Sie wissen

Radon im Periodensystem der Elemente

Wenn der Begriff „Radioaktivität“ fällt, denken viele an Reaktorunfälle und vielleicht auch an die letzte Röntgenuntersuchung. Was kaum jemand ahnt: Tag für Tag sind wir zusätzlich einer natürlichen Strahlung ausgesetzt. Die Haupt-Strahlungsquelle aus der Natur: Das radioaktive Edelgas Radon. Es steigt aus uranhaltigem Gestein zur Erdoberfläche auf und gelangt so in die Atmosphäre – und damit in die Luft, die wir einatmen.

Wie wirkt Radon auf den Menschen?

Die Grafik zeigt, wie Radon in die Lunge vordringen kann.
Radon und seine radioaktiven Zerfallsprodukte gelangen beim Einatmen in die Lunge. Die von den Zerfallsprodukten ausgehende Strahlung kann die Zellen schädigen und Krebs auslösen.© Bundesamt für Strahlenschutz

Mit der Atemluft gelangt nicht nur das Gas Radon in unsere Lungen. Auch seine radioaktiven Zerfallsprodukte, die sich an kleinste Schwebeteilchen in der Luft binden. Vor allem die sind gefährlich, wie Jan Henrik Lauer, Pressesprecher beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erklärt: „Während Radon größtenteils wieder ausgeatmet wird, lagern sich die Zerfallsprodukte in der Lunge ab, zerfallen dort und senden dabei ionisierende Strahlung aus.“ Im schlimmsten Fall, so Lauer weiter, würden die Zellschichten des Lungengewebes dabei so beschädigt, dass sie zu Krebszellen entarten.

Radon in Wohnräumen kann Lungenkrebs verursachen

Im Freien ist das Gesundheitsrisiko gering, denn hier verteilt sich das Gas recht schnell. Anders in geschlossenen Räumen. Wenn Radon aus dem Boden in Gebäude eindringt, kann es sich in der Raumluft anreichern. Und das ist fatal: „Mit zunehmender Konzentration, sprich mit zunehmender Menge an eingeatmeten Zerfallsprodukten, steigt das Lungenkrebsrisiko“, so Lauer. Hinzu komme, dass wir uns in Innenräumen länger als im Freien aufhalten. Radon in Gebäuden ist damit eine ernst zu nehmende Gefahr: Es gilt nach dem Rauchen als zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. Nach Angaben des BfS sterben in Deutschland jedes Jahr etwa 1.900 Menschen an radonversursachtem Lungenkrebs.

Ab wann ist Radon gefährlich?

Gemessen wird die Zerfallsaktivität von Radon in der Einheit Becquerel (Bq). Ein Becquerel entspricht einem Zerfall pro Sekunde. Wie BfS-Sprecher Lauer sagt, hätten Studien für einen jahrzehntelangen Aufenthalt in Räumen mit Konzentrationen zwischen 100 und 200 Bq pro Kubikmeter Luft einen signifikanten Anstieg des Lungenkrebsrisikos gezeigt. Das heißt aber nicht, dass niedrigere Werte harmlos sind: „Es wurde bisher kein Schwellenwert nachgewiesen, unter dem Radon ungefährlich wäre.“

„Risikofaktor“ Bodenbeschaffenheit

Im Durchschnitt sind Wohnungen in Deutschland mit 50 Bq pro Kubikmeter Luft belastet. Die Konzentrationen schwanken jedoch erheblich und können von einigen wenigen bis hin zu einigen Tausend Bq reichen, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt beziffert. Ein Grund für diese Schwankungen: Urangehalt und allgemeine Gasdurchlässigkeit des Bodens sind regional sehr unterschiedlich. Weite Teile Deutschlands, wie etwa die Norddeutsche Tiefebene, sind kaum radonbelastet. In den bergigen Regionen hingegen steigt viel Radon aus dem Boden auf. „Entsprechend häufig sind dort auch Radon-Konzentrationen von über 100 Becquerel pro Kubikmeter Luft anzutreffen“, so Lauer.

Die Grafik zeigt, wie Radon ins Haus gelangen kann.
Radon tritt aus Urangestein von der Erdoberfläche in die Atmosphäre. Durch Undichtigkeiten gelangt Radon in Gebäude und kann sich dort in der Raumluft anreichern.© Bundesamt für Strahlenschutz

„Risikofaktor“ Bausubstanz: So gelangt Radon ins Haus.

Dennoch können zwei direkt benachbarte Häuser völlig unterschiedliche Werte aufweisen. Denn letztlich entscheidet der Gebäudezustand darüber, wie viel radonhaltige Bodenluft sich anreichern kann. Vor allem über undichte Stellen an erdberührenden Hausbereichen wie Fundament und Hauswände holt man sich Radon ins Haus. Eine Animation des BfS macht sichtbar, wie sich das Gas über Risse, Fugen und entlang von Rohrleitungen seinen Weg ins Gebäudeinnere bahnt. In Kellern ist die Konzentration meist am größten. Von dort kann sich Radon über offene Treppen, undichte Geschossdecken und Kabelschächte in die oberen Räume des Hauses ausbreiten.

Ist mein Haus betroffen? Klarheit schafft nur eine Messung

Wohne ich in einem punktuell belasteten Gebiet? Hat mein Haus Schwachstellen? Trifft dies zu, empfiehlt sich eine Radon-Messung. Auch für alle, die einfach nur auf Nummer sichergehen wollen, ist solch eine Messung leicht durchzuführen. Eine Möglichkeit besteht darin, sich von Messstellen sogenannte Exposimeter zuschicken zu lassen. Diese werden im Haus aufgestellt und nach Ende der Aufstellzeit zur Auswertung zurückgeschickt.

Ebenfalls einfach zu bedienen, sind elektronische Hand-Messgeräte wie der Corentium Home-Detektor. Der Vorteil hierbei: Messwerte sind direkt auf dem Display ablesbar. Nach Lauer sollte man jedoch bedenken, dass die Radonkonzentration jahreszeitlich stark schwanken kann. Die entscheidende Größe sei daher der Jahresmittelwert. Dieser sollte wenn möglich nicht mit kurzzeitigen Messdaten geschätzt, sondern tatsächlich über eine Messdauer von einem Jahr ermittelt werden. Wer sich nun überlegt, ein Messgerät für die eigenen vier Wände anzuschaffen, sollte also auf diese Langzeit-Funktion achten.

Tipp: Das BfS empfiehlt, elektronische („aktive“) Messgeräte regelmäßig kalibrieren zu lassen oder eines anzuschaffen, das sich selbst kalibriert.

Ab welchem Messwert muss ich handeln?

Ergibt die Messung einen Jahresmittelwert über 100 Bq/m³, sollten Schritte zur Reduzierung unternommen werden. Das jedenfalls empfiehlt das BfS auf Grundlage mehrerer Studien zur Radon-Gesundheitsbelastung. Deutlich über dieser Empfehlung liegt die Regelung im Strahlenschutzgesetz, die am 31.12.2018 in Kraft tritt. Danach liegt der Referenzwert für Radonkonzentrationen in Aufenthaltsräumen und an Arbeitsplätzen bei 300 Bq/m³. Bei Neubauten in Regionen mit erhöhter Radonbelastung darf dieser Wert von vornherein nicht überschritten werden. Bei bestehenden Gebäuden hingegen sind Messungen und Maßnahmen zur Einhaltung des Referenzwertes nur an Arbeitsplätzen in Keller- und Erdgeschossen verpflichtend.

Wie kann ich mich vor Radon schützen?

Der Schutz vor Radon ist somit weitgehend eigene Sache. Doch was kann man gegen zu hohe Belastungen tun? „Je nach Jahresmittelwert sowie Lage und Nutzung der Räume sind ganz unterschiedliche Maßnahmen denkbar“, so Lauer. Eine simple und doch effektive Art der Radonreduzierung sei häufiges und intensives Lüften. Ebenfalls relativ einfach und auf eigene Faust könnten Hauseigentümer offensichtliche Eintritts- und Ausbreitungswege von Radon abdichten. Konkret heißt das: Risse und Fugen in der Bodenplatte und an den Kellerwänden auffüllen, Bodensiphons, offene Stellen an Rohrzuführungen und Kellertüren abdichten oder welche einbauen. Im Anschluss sollte eine Kontrollmessung durchgeführt werden. Ab 1000 Bq/m³ empfiehlt das BfS aufwendigere Sanierungsmaßnahmen, denen immer eine fachgerechte Ursachenermittlung vorausgehen sollte.

Tipp: Detaillierte Informationen zu allen in Frage kommenden Schutzmaßnahmen – auch bei geplanten Neubauten – bietet das Radon-Handbuch Deutschland, das beim BfS via info@bfs.de angefordert werden kann.

Radon tritt in ganz Deutschland auf, die Belastung ist regional jedoch sehr unterschiedlich. Die Übersicht zeigt die Radonkonzentrationen in der Bodenluft (1 kBq = 1000 Bq). Die Karte hat nur orientierenden Charakter und lässt keinen Rückschluss auf die Belastung an einem bestimmten Standort oder in einem einzelnen Gebäude zu.© Bundesamt für Strahlenschutz
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