Richtig heizen im Winter: So heizen Sie energiesparend und nachhaltig
Wird es draußen kalt, kommen drinnen die Heizungen zum Einsatz. Und das verbraucht Energie – rund 70 Prozent laut Umweltbundesamt. Verbraucherinnen und Verbraucher können ihren Blick auf zwei Bereiche lenken, wenn sie im Winter richtig heizen und Geld sparen möchten: Einmal geht es darum, bewusst auf den eigenen Energieverbrauch zu achten. Das ist ein Aspekt, den Sie aktiv und meist durch einfache Maßnahmen beeinflussen können. Zum anderen geht es jedoch auch um die Beschaffenheit eines Gebäudes. Ein Faktor also, auf den vor allem Eigenheimbesitzer und -besitzerinnen einwirken können.
Inhalt
Energie sparen und nachhaltig heizen
Blicken wir zunächst auf das Herzstück dessen, was Ihre Wohnung an kalten Tagen warm hält: den Heizkörper. Und wie so oft in einem ökologischen Haushalt gilt auch hier: Je weniger die Heizung läuft, desto nachhaltiger der Lebensstil. Die Heizsaison startet in der Regel im Oktober und endet Mitte April. Dabei handelt es sich um einen groben Richtwert. Er kann sich von Jahr zu Jahr und je nach Wetterlage natürlich nach vorn oder hinten verschieben. Bringt der September beispielsweise bereits einige kühlere Tage, können Sie aber auch erst einmal auf dicke Socken und eine Decke zurückgreifen. Die Heizung müssen Sie dann vielleicht erst im Oktober aufdrehen.
Ein Indikator dafür, ob Sie die Heizung nun anschalten sollen oder nicht, ist mitunter die Raumtemperatur in den von Ihnen benutzten Räumen. Diese sollte laut Umweltbundesamt nicht unter 17 Grad fallen, da andernfalls die Bildung von Schimmel droht. Ist dies nicht der Fall, können Sie während des Übergangs zur kälteren Jahreszeit erst einmal nur die Räume heizen, in denen Sie sich viel aufhalten – beispielsweise das Büro. Und auch später im Winter ist es ökologisch effektiv, Räume je nach Nutzung zu heizen. Das Umweltbundesamt empfiehlt folgende Raumtemperaturen:
- Wohnzimmer: zwischen 20 und 22 Grad
- Schlafzimmer: 17 bis 18 Grad
- Küche: 18 Grad
- Bad: 22 Grad
Nachts könne man die Temperatur im Wohn- und Arbeitsbereich um 4 bis 5 Grad senken, um Heizkosten zu sparen.
Richtig heizen dank Thermostat
Um die einzelnen Räume auf die jeweiligen Temperaturen hochzuheizen, sollten Sie sich mit dem Thermostat Ihrer Heizung vertraut machen. Hier gibt es unterschiedliche Modelle. Das manuelle Ventil mit fünf Stufen findet sich dabei recht häufig in den Haushalten Deutschlands. Ein Heizungshersteller gibt auf seiner Website folgende Werte für die einzelnen Stufen an: Stufe eins entspricht circa zwölf Grad, Stufe zwei entspricht etwa 16 Grad, Stufe drei ungefähr 20 Grad, Stufe vier circa 24 Grad und Stufe fünf in etwa 28 Grad. Beim genauen Hinsehen fällt auf, dass sich zwischen den einzelnen Stufen drei Striche befinden. Dabei steht jeder Strich für ein Grad. Informieren Sie sich beim Hersteller über die genaue Funktionsweise des in Ihren vier Wänden verbauten Ventils.
Weiterhin befinden sich auf einigen Thermostaten die Symbole einer Sonne, einer Schneeflocke und eines Halbmondes. Nutzen Sie Ersteres für eine Grundeinstellung von 20 Grad. Die Schneeflocke repräsentiert die Frostschutzeinstellungen für besonders kalte Tage, während der Halbmond für die Nachtabsenkung bei 14 Grad steht. Die Stiftung Warentest empfiehlt, die Heizung so einzustellen, dass nachts nicht geheizt wird. In diesem Fall muss jedoch die Wohnung morgens wieder aufgeheizt werden. Alternativ könne auch die Temperatur nachts konstant auf ein niedrigeres Niveau abgesenkt werden. Dies gelte es individuell auszuprobieren. Im Zweifel sollten Sie sich für Ihren Anwendungsfall von Fachleuten beraten lassen.
Tipp: Programmiertes Heizen
Moderne Thermostatventile lassen sich programmieren. Laut Umweltbundesamt kann diese Funktion richtig eingesetzt bis zu zehn Prozent Heizenergie einsparen. Die Programmierung erlaubt es, oft auch per App, die Temperatur der Räume bei Abwesenheit zu senken. Bis zum Zeitpunkt Ihrer Rückkehr können Sie sie dann wieder auf wohlige Wärme temperieren. Der eigenständige Austausch von Thermostaten in einer Mietwohnung ist nach Angaben der Verbraucherzentrale kein Problem. Allerdings sollten Mieterinnen und Mieter die alten Ventile aufbewahren, um die Heizung beim Auszug wieder in den Ursprungszustand versetzen zu können.
Richtig heizen und lüften
Circa zwölf Liter Feuchtigkeit gibt ein Vierpersonenhaushalt laut Umweltbundesamt durchschnittlich durch Waschen, Duschen, Kochen und Atmen an die Luft in den eigenen vier Wänden ab. Regelmäßiges Lüften ist daher nicht nur wichtig für ein gutes Raumklima, sondern auch fürs richtige Heizen. Denn Frischluft enthält in der Regel einen geringeren Feuchtigkeitsanteil und erwärmt sich daher schneller als die bereits abgestandene Raumluft. Fachleute empfehlen daher, mindestens zwei- bis dreimal am Tag die Fenster für einige Minuten ganz zu öffnen. Drehen Sie beim Stoßlüften aber die Heizung herunter, selbst wenn es sich nur um zehn Minuten handelt. Denn moderne Thermostate versuchen den entstehenden Temperaturunterschied auszugleichen – und heizen unter Umständen dann unnötig hoch.
Exkurs: Heizung entlüften – so funktioniert’s
Nehmen Sie fürs richtige Heizen auch einmal die Luft in der Heizung selbst unter die Lupe. Wer seine Heizkörper regelmäßig entlüftet, sorgt für eine optimale Wasserverteilung in denselben. Der Heizkörper erwärmt sich dann gleichmäßiger und Sie sparen Heizkosten. Das Entlüften gelingt Ihnen ganz einfach mithilfe eines Heizkörperschlüssels in wenigen Schritten:
- Schalten Sie die Umwälzpumpe der Heizung oder Gastherme ab. Diese befindet sich in der Regel in der Nähe des Heizkessels, also oft im Keller.
- Drehen Sie den zu entlüftenden Heizkörper voll auf.
- Warten Sie mindestens eine Stunde, um sicherzugehen, dass der Heizkörper samt allen Dämpfen abgekühlt ist.
- Nutzen Sie den Heizkörperschlüssel, um den Entlüfterstopfen zu öffnen. Eine Viertel bis halbe Drehung reicht in der Regel.
- Die im Heizkörper enthaltene Luft entweicht nun mit einem Zischen. Halten Sie eine Schüssel bereit, um austretendes Wasser aufzufangen.
- Wenn nur noch Wasser austritt, ist der Heizkörper vollständig entlüftet.
Richtig heizen bedeutet energieeffizient heizen
Nachdem Sie Ihre Heizung einsatzbereit gemacht und richtig eingestellt haben, sollten Sie dafür sorgen, dass sich die Wärme optimal im Raum verteilen kann. Stellen Sie daher keine Möbel vor die Heizung. Auch nach oben hin sollte nichts dauerhaft auf der Heizung liegen. Kürzen Sie Vorhänge, falls diese den Heizkörper berühren sollten. Somit vermeiden Sie den Stau der Wärme am Fenster, das ohnehin durchlässiger ist als Wände.
Und apropos Fenster: Existieren in Ihren vier Wänden sogenannte Wärmebrücken, wird es schwer, im Winter richtig nachhaltig zu heizen. Wärmebrücken sind Stellen, an denen die erhitzte Energie schneller als an anderen Stellen nach außen gelangt. Beispiele sind etwa schlecht isolierte Fenster und Türen. Erkennen können Sie diese Energielecks mithilfe von sogenannten Thermografieaufnahmen. Oftmals können Sie Wärmebrücken aber auch mit der Hand erfühlen, eben, wenn Sie das Gefühl haben, es zieht. Um Wärmebrücken umfassend zu beheben, müssen eigentlich Profis an das Dämmmaterial des Mauerwerks ran. Als Verbraucherin und Verbraucher können Sie beispielsweise undichte Fenster mit Gummidichtungen selbstständig verschließen.
Achtung, Schimmel!
Wärmebrücken machen es Ihnen unter Umständen nicht nur schwer, die Räume warm zu halten, es besteht zudem erhöhte Schimmelgefahr. Das gilt grundsätzlich für alle Wohnräume, die viele kalte Außenwände besitzen. Stellen Sie in diesem Fall die Möbel einige Zentimeter von diesen Wänden entfernt auf. Denn an den kalten Außenwänden kann die Feuchtigkeit der Raumluft kondensieren. Das bietet optimale Bedingungen für Schimmel und Bakterien.
Räume warm halten
Zugluft heißt der Gegner, den es fürs richtige Heizen in den Griff zu kriegen gilt. Um Ihre Räume vor allem abends warm zu halten sind Rollläden wirksame Helfer. So hat es die warme Luft schwerer, nach draußen zu gelangen. Dicke Vorhänge verstärken diesen Effekt, wenn sie nicht den Heizkörper verdecken. Im Internet erhalten Sie auch sogenannte Thermovorhänge, die besonders dicht gewebt sind und daher isolierend wirken. Berichte über die konkrete Wirksamkeit der Vorhänge sind allerdings verhalten. Die Plattform Vergleich.org verweist in einem aktuellen Artikel darauf, dass der Thermovorhang die Dämmung stellenweise beziehungsweise zeitweise verbessern könne. Zudem sei er preiswert. Allerdings könne er die entsprechende Wärmedämmung nicht wettmachen. Setzen Sie Thermovorhänge oder Vorhänge allgemein ebenso wie Zugluftstopper für Türen ein, um ungewollte Luftbewegungen in Ihren vier Wänden zu stoppen.
Heizkosten im Blick
Der Teufel ist ein Eichhörnchen und der Mensch ein Gewohnheitstier. Um zu überprüfen, wie nachhaltig Ihre Heizgewohnheiten sind, können Sie Ihren Wärmeverbrauch während der kalten Jahreszeit im Auge behalten. Das gelingt zum Beispiel über Apps, die mittlerweile einige Stadtwerke zum Download anbieten. Laut der vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Sicherheit geförderten Plattform Heizspiegel.de liegen die Heizkosten für eine Wohnung mit 70 Quadratmetern und Erdgasheizung im Schnitt zwischen 485 und 1.030 Euro. Der damit einhergehende CO2-Ausstoß liegt somit zwischen 1.455 und 3.905 Kilogramm. Mithilfe der Plattform können Sie individuelle Angaben zu Ihrer Wohnsituation tätigen, um Ihren Energieverbrauch fürs Heizen zu berechnen und anschließend zu prüfen.
Richtig heizen im großen Stil
Neben den genannten Maßnahmen können Sie sich auch ans Eingemachte heranwagen und Veränderungen an der Baumasse Ihres Wohngebäudes oder der Heizungsart anstreben. Die Verkleinerung der Wohnfläche ist natürlich ebenfalls ein Mittel. Zwar sind all diese Möglichkeiten hocheffektiv, um die Heizkosten zu senken und nachhaltig zu heizen. Allerdings hat nicht jeder und jede die Mittel, sie auch umzusetzen. Allein der Umzug in eine Wohnung mit weniger zu beheizenden Quadratmetern stellt sich beim aktuellen Mietmarkt als Problem dar. Und auch der Umbau der Heizung von Erdgas auf erneuerbare Energien ist eine Maßnahme, die vorwiegend Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer anstoßen können.
Falls Sie gerade aber auf der Suche nach einer neuen Mietwohnung sind, können Sie von Anfang an auf einige Dinge achten. Ist in einer Wohnung eine Elektroheizung installiert, sollten Sie beispielsweise hellhörig werden. Kombiniert mit einer schlechten Wärmeisolierung des Hauses kann Sie das laut Verbraucherzentrale Hamburg viel Geld kosten. Zwar gelten Elektroheizungen allgemein als sparsam, auch in Sachen CO2. Die Verbraucherzentrale Hamburg weist jedoch zum einen darauf hin, dass die CO2-Emissionen sich nur dann reduzieren würden, wenn für die Heizung Ökostrom eingesetzt würde. Zum anderen würden Heizungen, wie etwa die Infrarotflächenheizung, die auch tagsüber Strom verbrauchen, gerade im Vergleich zu Gas und Öl hohe Kosten erzeugen.
Den Ausweis, bitte!
Ob Wohnung oder Haus: Achten Sie beim Einzug in Ihr neues Heim auf den Energieausweis. Darin befinden sich in der Regel alle Daten, die Sie benötigen, um einschätzen zu können, ob energiesparendes und nachhaltiges Heizen in diesem Gebäude möglich ist. So können Sie anhand dieses Steckbriefs beispielsweise den Energiebedarf ähnlich wie bei Elektrogeräten ablesen. Gleichzeitig ermöglichen diese Informationen Ihnen ebenfalls, Ihren potenziellen Energieverbrauch mit Blick aufs Heizen in der neuen Wohnung besser einzuschätzen. Die Verbraucherzentrale widmete sich erst im März 2021 in einem ausführlichen Beitrag dem Energieausweis für Gebäude.