Pflanzenporträt: Ringelblume – traditionelle Medizin aus dem Blumengarten

Das zweigeteilte Bild zeigt den Blick von oben in eine Ringelblüte und seitlich in ein Beet voll von ihnen.

Die Gartenringelblume (Calendula officinalis) ist eine beliebte Zierpflanze in unseren Gärten. Auch in früheren Zeiten durften die hübschen gelb-orangenen Farbtupfer in keinem Bauerngarten fehlen. Die Menschen waren schon immer angetan von der unglaublichen Blühkraft dieser fröhlichen Sommerblume. Von Juni bis Oktober streckt sie täglich neue Blüten der Sonne entgegen. Darauf weist auch der botanische Name „Calendula“ hin, weil sie über so viele Monate (lat. calendis) hinweg blüht.

Aber nicht nur optisch ist die Pflanze eine Bereicherung. Denn Ringelblumen sind sehr heilkräftig und gehören seit Jahrhunderten zu den wichtigsten Heilpflanzen. Deshalb bekamen sie auch den Zusatznamen „officinalis“, der anzeigt, dass die Pflanze in Apotheken gehandelt wurde (frz. offcine=Apotheke). Noch heute gehört die Ringelblumensalbe zu den bekanntesten Heilmitteln aus der Pflanzenapotheke.

Also wollen wir uns nachfolgend die Besonderheiten der Ringelblume im Garten und in der Heilkunde genauer ansehen.

Die Ringelblume als Gartenpflanze

Die Calendula officinalis hat ein großes genetisches Potential, was sich in Blütengröße und Blütenfarbe der verschiedenen Sorten äußert. Heute gibt es je nach Züchtung hellgelb bis dunkelorange blühende Sorten, mit gefüllten, halbgefüllten oder ungefüllten Blüten, mit hellgelbem oder dunkelrotem Auge (Körbchen). Die gefüllten Sorten besitzen besonders viele Zungenblüten. Für Heilzwecke verwendet man vorzugsweise orangefarbene, gefüllte Sorten, weil sie aufgrund des hohen Carotinoid- und Flavonoidgehaltes als besonders wirksam gelten. Solche Sorten sind z.B. „Erfurter Orangefarbige“, „Pacific Orange“, „Orange King“ oder „Orangekugel“.

Calendula braucht wenig Dünger

Im Garten ist die Ringelblume sehr anspruchslos und gedeiht auf fast allen Böden. Als sogenannter „Schwachzehrer“ benötigt sie kaum Dünger, zu viel Stickstoff vermindert sogar die Blühfreudigkeit. Am liebsten steht sie an warmen sonnigen Plätzen, wo sie die meisten Heilstoffe entwickeln kann. Allerdings darf der Standort nicht zu trocken sein. Sorgen Sie für genügend Feuchtigkeit im Wurzelbereich. Bei langanhaltender Trockenheit verändern die Blüten Größe und Farbe; sie werden kleiner und Orangetöne wechseln zu Gelb.

Die einjährige Pflanze kann von April bis Juni direkt ins Freiland gesät werden. Am günstigsten ist eine Reihensaat in 30–40 cm Abstand; in der Reihe werden die Pflänzchen nach dem Aufgehen auf 10 cm vereinzelt. Die Ringelblume liebt die Nähe ihrer Artgenossen, der dichte Stand in der Reihe erhöht die Blütenbildung. Auch Phosphor erhöht die Blühfreudigkeit, sodass Sie das Ringelblumenbeet vor der Aussaat mit etwas Holzasche bestäuben können. Wo die Ringelblume einmal steht, sät sie sich oft selbst aus. Die geringelten Samen waren Namensgeber für die Ringelblume.

Ringelblumen sind anfällig für Mehltau – Knoblauch hilft

Die Ringelblume ist sehr anfällig für Mehltau, was auf ihre südländische Herkunft zurückzuführen ist. Sie liebt es warm und trocken, während bei uns im Sommer eher hohe Luftfeuchtigkeit vorherrscht. Im Spätsommer, meist ab August überzieht die Pilzerkrankung Blätter und Stängel mit einem weißen Belag und die Ringelblumen verlieren bald die Lust am Blühen. Ein Mischanbau mit Knoblauch reduziert die Pilzgefahr und bringt beiden Kulturen messbare Ertragsvorteile. Außerdem können Sie die Pflanze mit Spritzungen (z.B. Schachtelhalm) frühzeitig gegen den Befall stärken.

Der Boden liebt den „Gartendoktor“ Ringelblume

Die Ringelblume wirkt übrigens heilsam auf den Gartenboden. Die langen Pfahlwurzeln lockern den Boden und die Wurzelausscheidungen vertreiben Nematoden. Nematoden sind kleine, bis zu 1 mm lange Fadenwürmer, die Wurzeln ansaugen und absterben lassen. Deshalb kann sie gut als Mischkultur zwischen gefährdetes Gemüse (Kartoffeln, Möhren) gepflanzt werden. Man nennt sie deshalb auch „Gartendoktor“!

Ringelblumenernte: Regelmäßiges Pflücken regt die Blüte an

Sobald sich die ersten Blüten zeigen, beginnt die Ernte. Zweimal wöchentlich werden die Blüten mit dem Kelch gepflückt, denn regelmäßiges Ernten erhöht die Neubildung von Blüten und verlängert die Blühdauer. Die günstigste Tageszeit bezüglich des Wirkstoffgehaltes liegt zwischen 12.00 und 14.00 Uhr, wenn die Blütenköpfe voll aufgeblüht sind. Sonniges, trockenes Wetter bringt die beste Erntequalität. Beim Pflücken ist zu bedenken, dass man vom harzigen Pflanzensaft unangenehm klebrige Hände bekommt. Die Blüten können Sie nun frisch verarbeiten oder trocknen.

Im Korb leuchtet die orangenen Blütenköpfe um die Wette.
Die Blüten können zweimal wöchentlich gepflückt werden.© Rudi Beiser

Ringelblumenblüten richtig trocknen

Für die Vorratshaltung werden die Blütenköpfchen als Ganzes getrocknet. Die Ringelblumenfarbstoffe sind sehr lichtempfindlich. Damit das Erntegut die schöne leuchtende Farbe behält, nutzt man entsprechenden Kräutertrocknungsgeräte. Bei den Ringelblumen ist diese künstliche Trocknung zu bevorzugen, denn sie trocknen ansonsten sehr langsam. Schnelles Trocknen unterbindet die Enzymtätigkeit und sorgt somit für eine wunderschöne Farbqualität der Droge. Die getrockneten Blüten nehmen Feuchtigkeit aus der Luft auf, daher sollten Sie diese dunkel und unter Luftabschluss lagern.

Die getrockneten Blüten leuchten orange.
Mit Wärmezufuhr künstlich getrocknete Ringelblumen bestechen durch eine schöne Farbe.© Rudi Beiser

Sehr oft werden nur die außen sitzenden Zungen- oder Strahlenblüten für Heilzwecke verwendet. Ich empfehle, den ganzen Blütenkelch zu verwerten, denn dann nutzen wir auch die unscheinbaren Röhrenblüten im Innern des Körbchens, die wesentlich mehr ätherisches Öl enthalten als die äußeren Zungenblüten (fast zehnmal so viel!).

Es gibt jedoch eine Ausnahme: Sollten Sie an einer Korbblütlerallergie leiden, dann nehmen Sie nicht die gesamte Blüte, sondern nur die ausgezupften Strahlenblüten. Im Gegensatz zu anderen Korbblütlern verursacht die Ringelblume jedoch kaum allergische Reaktionen.

Ein Balsam für Haut und Wunden – Einsatz der Ringelblume in der Medizin

Die Gartenringelblume ist eine der bekanntesten Heilpflanzen der westlichen Kräutermedizin, die in keiner Hausapotheke fehlen sollte. Im Vordergrund steht die äußerliche Anwendung bei Verletzungen der Haut. Die Ringelblume wirkt vor allem wundheilungsfördernd, entzündungshemmend und antiseptisch. Die granulationsfördernde Wirkung beschleunigt den Wundverschluss und sorgt für eine gute Vernarbung.

Aufgrund dieser Eigenschaften ist sie eines der besten Heilmittel bei schlechtheilenden oder eiternden Wunden, bei Hautentzündungen, aber auch bei Nagelbettentzündungen, Krampfadern, Sonnenbrand und Brandverletzungen. Weiterhin wird sie aufgrund ihrer fungiziden Wirkung bei Pilzinfektionen der Haut erfolgreich angewendet. Unentbehrlich geworden ist die heilsame und hautschonende Calendula bei wunden Babypopos und bei entzündeten Brustwarzen stillender Mütter.

Die Anwendung mit Ringelblume erfolgt je nach Erfordernissen in Form von Salben, Ölauszügen, Tinkturen oder Tee. All diese Zubereitungen lassen sich leicht selbst herstellen, zum Beispiel aus Ringelblumen vom eigenen Garten. Am geläufigsten sind Anwendungen mit Ringelblumensalbe und Ringelblumentinktur, deren Anwendung und Herstellung untenstehend ausführlich beschrieben wird.

Mit wenigen Zutaten lässt sich eine wohltuende Salbe herstellen. (Rezept siehe unten)© Rudi Beiser

Ringelblume in der Volksmedizin

Aber in der Volksmedizin wird die Pflanze auch innerlich als Tee eingesetzt, zum Beispiel bei Entzündungen im Magen-Darmbereich oder zur Linderung von Menstruationsbeschwerden. Von dem Teeaufguss werden täglich 2–3 Tassen getrunken. Man benötigt für eine Tasse (200 ml) 2 TL getrocknete oder 4 TL frische Ringelblumenblüten. Die Blüten werden mit heißem Wasser übergossen und 8 Minuten ziehen gelassen. Mit dem Tee kann man auch gurgeln, denn er ist sehr hilfreich bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum.

Sehr bewährt hat sich die Ringelblume bei der Versorgung offener und schlecht heilender Wunden. Dazu werden Umschläge und Waschungen mit einem starken Teeaufguss (6 g Ringelblume auf 1 Liter abgekochtes Wasser) oder mit verdünnter Ringelblumentinktur gemacht. Für diese Umschläge wird 1 TL Tinktur (5 ml) mit 150 ml Wasser verdünnt und mehrmals täglich 15 Minuten auf die Wunde gelegt. Fetthaltige Ringelblumen-Salben sollten hingegen nur im Bereich der Wundränder eingesetzt werden, da sie die Wunde verschließen und das Abheilen behindern. Das Rezept für selbst hergestellte Ringelblumensalbe finden Sie im Waschbär-Magazin.

Herstellung einer Ringelblumentinktur

Zutaten

  • 40 g frische oder 20 g getrocknete Ringelblumenblüten
  • 120 ml Alkohol (ca. 40%ig)

So geht´s

  1. Ringelblumen zerkleinern und zusammen mit dem Alkohol in einem Mörser oder Mixer zu einem dünnflüssigen Brei verarbeiten. So zerkleinert können die Wirkstoffe vollständig aufgenommen werden.
  2. In ein verschließbares Gefäß füllen und 2 Wochen stehen lassen.
  3. Durch ein feines Sieb abfiltern. Die Tinktur ist dunkel gelagert mindestens 2–3 Jahre haltbar. Sie eignet sich verdünnt mit abgekochtem Wasser zum Gurgeln und für Wund-Umschläge.

Die Ringelblume im Mittelalter: Mit Zauberei die Liebe erzwingen

Im Mittelalter spielte die Ringelblume eine große Rolle beim Liebeszauber. Das hängt sicherlich mit ihrer Blühfreudigkeit zusammen, wovon man sich eine blühende und wachsende Liebe versprach. Eine Liebe, die nie versiegt, weil sie immer wieder neue Blüten treibt. Man glaubte, dass sich mit dieser Blume die Liebe erzwingen ließe und nutzte sie für einen sogenannten „Nachlaufzauber“: Die Frau grub im Garten die Erde aus, in welcher sich die Fußspur ihres Auserwählten abgedrückt hatte, gab sie in einen Blumentopf und pflanzte oder säte eine Ringelblume hinein. Sobald die ersten Blüten erschienen, war der Zauber besiegelt und die Liebe des Burschen entflammte. Er war dazu verdammt der „Zauberin“ nachzulaufen!

Beim Ausprobieren dieses alten Zaubers sollte man sich aber unbedingt sicher sein, dass es sich um den richtigen Fußabdruck handelt. Wer weiß, wen man sonst am „Bändel“ hat! Der Kräuterbuchautor und Theologe Hieronymus Bock (1498 – 1554) entrüstete sich über diese Bräuche: „Etliche weiber treiben Superstition (Aberglaube) damit, brauchen sie zur Bulschaft.“

 

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