Warenkunde Kaffee: Bio-Kaffee vs. konventioneller Kaffee

Kaffeebohnen werden in einer Pfanne geröstet.

Der Duft von frischem Kaffee am Morgen – für viele Menschen der Start in den Tag. Während aber bereits in der Intensität und Zubereitung unterschiedliche Vorlieben bestehen, spielt für immer mehr Menschen Bio-Qualität eine entscheidende Rolle. Doch wo liegen die Unterschiede zwischen Bio-Kaffee und konventionellem Kaffee? Ist der Konsum von Bio-Kaffee besser für die Umwelt? Und wie nachhaltig ist Kaffee überhaupt? Wir haben genauer hingeschaut und den Vergleich Bio-Kaffee vs. konventioneller Kaffee angestellt.

Wie nachhaltig ist unser Kaffeekonsum?

Kaffee ist weltweit eines der meistkonsumierten Getränke. Da Kaffeebohnen hierzulande jedoch nicht heimisch sind, müssen weite Transportwege zurückgelegt werden. Das hat Auswirkungen auf den CO₂-Fußabdruck sowie auf die gesamte Umwelt. Aber bereits die Herstellung hinterlässt ihre Spuren.

Besonders in der Produktionskette von konventionellem Kaffee leiden beteiligte Menschen unter schlechten Arbeitsbedingungen und geringen Löhnen. Unser Kaffeekonsum ist daher leider nicht nachhaltig. Für nachhaltigen Kaffeegenuss ist der Wechsel zu biologischem und fairem Kaffee sowohl aus Umweltschutzgründen als auch aus sozialer Sicht sinnvoll.

Wofür genau steht das „Bio“ bei Bio-Kaffee?

Damit Kaffee das Label „Bio“ tragen darf, müssen einige Anforderungen erfüllt sein. Darunter fallen die Bodenqualität, das unmittelbare Umfeld der Produktionsfläche, die Produktionsweise, der Einsatz von natürlichen Pflanzenbehandlungsmitteln und weitere Verarbeitungsschritte.

Das bedeutet: Die Kaffeepflanzen wachsen in Mischkulturen heran und es kommen weder Gentechnik noch mineralische Stickstoffdünger oder chemische Pestizide zum Einsatz. Die Ernte der Kaffeefrüchte findet größtenteils per Handarbeit statt. Zusätzliche Kriterien sind der Schutz von Boden, Wasser und Luft sowie der Verzicht auf Süßstoffe, Stabilisatoren, synthetische Farbstoffe, Konservierungsmittel und Geschmacksverstärker. Diese Bedingungen, die vor allem eine ressourcenschonende und biologische Produktion anstreben, sind Hauptkriterien für die Zertifizierung.

Zertifizierte Öko-Siegel: ein Garant für Bio-Qualität

Bio-Kaffee erkennen Sie am Siegel: Die Verpackung enthält das EU-Bio-Siegel, das seit 2012 europaweit geltend ist. Das Vorgängerlogo, hellgrün und sechseckig mit der Inschrift „bio“, wird zwar weiterhin verwendet, verpflichtend ist aber das grünblättrige EU-Logo. Dennoch sollten Sie beachten, dass das EU-Siegel fünf Prozent konventionelle Wirtschaft erlaubt. Es garantiert also keine 100-prozentige Bio-Qualität, sondern „nur“ eine 95-prozentige. Siegel, die 100 Prozent Bio-Qualität bieten, sind private Anbauverbände, wie Bioland, Demeter und Naturland.

Das grünblättrige EU-Bio-Siegel kennzeichnet Bio-Kaffee.
Das Bio-Siegel der EU ist für Bio-Hersteller verpflichtend.© EU-Kommission

Viele Kaffeesorten tragen ein Fair-Handels-Siegel, wie zum Beispiel von Fairtrade oder Gepa. Zudem gibt es noch die Nachhaltigkeitssiegel von Rainforest Alliance. Diese Siegel verifizieren jedoch keine Bio-Qualität. Gut zu wissen: Die Begriffe „bio“, „öko“ und „aus kontrolliert biologischem Anbau“ werden synonym verwendet und sind durch die EG-Öko-Verordnung EU-weit geschützt.

Übrigens: Auch in unserem Waschbär-Onlineshop finden Sie Bio-Kaffee in verschiedenen Sorten.

Ist Bio-Kaffee immer automatisch fair?

Oftmals wird Bio-Kaffee für Fairtrade-Kaffee gehalten. Das ist jedoch nicht der Fall. Während der Schwerpunkt bei Ersterem auf ökologischen Standards liegt, fokussiert sich Fairtrade insbesondere auf Sozialstandards und Handelsgerechtigkeit. Dazu zählen unter anderem bessere Preise für Kleinbauernfamilien und menschenwürdige Arbeitsbedingungen auf Plantagen. Produzentenorganisationen von fairem Kaffee betrachten also die Wertschöpfungskette, Bio-Kaffee hingegen strebt eine ökologisch nachhaltige Produktion im Allgemeinen an.

Wenn Sie das Thema Fairtrade vs. Bio vertiefen möchten, gibt es hier weiterführende Informationen.

Bio-Kaffee vs. konventioneller Kaffee: der Vergleich

Schauen wir uns hier einmal Unterschiede von Bio-Kaffee vs. konventionellem Kaffee genauer an.

Wie unterscheidet sich der Anbau von Bio-Kaffee vs. konventionellem Kaffee?

Bio-Kaffeepflanzen wachsen zusammen in Mischkulturen mit heimischen Bäumen, wie Avocado-, Bananen- und Grapefruitbäumen heran. Die Kaffeefrüchte von herkömmlichem Kaffee hingegen werden auf Monokultur-Plantagen gezüchtet. Der Vorteil von Mischkulturen liegt darin, dass die sogenannten Schattenbäume den Boden auflockern. Zudem reduzieren sie die Erosionsgefahr, schützen vor Schädlingen und fördern die Artenvielfalt. Wie der Name verrät, reduzieren die Bäume gleichzeitig die Verdunstung. Da Schattenbäume für Erntemaschinen aber hinderlich sind, wird beim konventionellen Anbau auf Schattenbäume verzichtet. Das erhöht den Wasserverbrauch. Nach intensiver Nutzung der Monokultur-Plantagen ist außerdem der Boden meist nur noch als Weidefläche nutzbar. Es müssen neue Anbauflächen durch Rodung des Regenwaldes geschaffen werden.

Im Vergleich zum konventionellen Anbau ist beim ökologischen und nachhaltigen Kaffeeanbau die Verwendung von Gentechnik und Pestiziden verboten. Der nachhaltige Anbau setzt darüber hinaus auf eine Kompostwirtschaft: Zersetzte Pflanzenreste werden als Dünger für die Kaffeepflanzen verwendet. So entsteht ein natürlicher und nachhaltiger Kreislauf.

Was ist der Unterschied bei der weiteren Verarbeitung von Bio-Kaffee vs. konventionellem Kaffee?

Bei der Weiterverarbeitung ist vor allem die Erntemethode der Kaffeekirschen für die Qualität des Kaffees ausschlaggebend. Die industrielle, maschinelle Ernte der konventionellen Kaffeepflanzen rückt die Effizienz in den Vordergrund. Daher werden sämtliche Blätter wie auch unreife und überreife Früchte geerntet. Beim manuellen Pflücken der Bio-Kaffeekirschen hingegen steht die Qualität im Vordergrund. Es werden ausschließlich die tatsächlich reifen Kaffeekirschen geerntet. Das arbeitsintensive Handpflücken ist dabei nicht nur nachhaltiger, sondern garantiert eben auch einen Kaffee mit Qualität.

Ein Mensch hält geerntete Kaffeekirschen in den Händen.
Reife Kaffeekirschen leuchten in einem satten Rot.© CC0 / Livier Garcia

Ein weiteres Qualitätsmerkmal des Bio-Kaffees ist das schonende Röstverfahren. Nur durch eine schonende Röstung der Bohnen lassen sich unerwünschte Fruchtsäuren entfernen. Es werden lediglich solche beibehalten, die das individuelle Aroma des Kaffees ausmachen. Bio-Kaffeebohnen werden deshalb bei niedrigen Temperaturen mit Sorgfalt geröstet, sodass die hohe Qualität erhalten bleibt und lediglich bittere Fruchtsäuren abgebaut werden. Herkömmliche Kaffeebohnen röstet man hingegen meist zu schnell und bei zu hohen Temperaturen: Sie verbrennen und hinterlassen später einen bitteren Geschmack.

Wie sehen die Arbeitsbedingungen bei Bio-Kaffee vs. konventionellem Kaffee aus?

Gerade bei günstigen Kaffeesorten sind die Herstellungsbedingungen bedenklich. Die Arbeit auf Kaffeeplantagen in Entwicklungsländern ist körperlich anspruchsvoll und anstrengend. Es herrschen hohe Temperaturen und Kinderarbeit ist keine Seltenheit. Niedrige Löhne sind dabei für die meisten Kleinbauernfamilien Standard. Da für viele Arbeiter und Arbeiterinnen keine andere Option besteht, nehmen sie die schlechten Arbeitsbedingungen auf sich. Aber auch das Bio-Siegel reguliert nicht die Arbeitsbedingungen. Somit kann es bei Bio-Kaffee ebenfalls zu menschenunwürdigen Bedingungen kommen.

Wie ist der ökologische Fußabdruck von Bio-Kaffee vs. konventionellem Kaffee?

Sowohl die Ökobilanz von konventionell angebautem als auch die von biologisch angebautem Kaffee ist nicht sonderlich gut. Vor allem der Anbau, die weiteren Verarbeitungsschritte, der Transportweg und die Zubereitung sind energieintensiv und treiben den CO₂-Fußabdruck in die Höhe: Dabei verursacht eine Tasse Kaffee durchschnittlich 50 bis 100 Gramm CO₂ und einen Wasserverbrauch von 140 Litern.

Dennoch ist die Umweltbelastung beim konventionellen Anbau im Vergleich zum ökologischen Anbau stärker mit Problemen behaftet. Die Monokultur-Plantagen ohne Schattenbäume benötigen eine intensivere Bewässerung. Zudem haben der Verlust von Anbauflächen durch Dürren sowie der Einsatz von Monokulturen zusätzliche Rodungen zur Folge, die sich auf das Weltklima auswirken. Laut einer Meta-Studie, die im Wissenschaftsjournal Science veröffentlicht wurde, gehört konventionell angebauter Kaffee zu den klimaproblematischsten Lebensmitteln. Die Treibhausgasemissionen sind hier besonders hoch, da große Mengen an Düngemittel und Pestiziden auf den Plantagen verwendet werden. Weil bei Bio-Kaffeeplantagen größtenteils auf chemische Mittel verzichtet wird, ist der ökologische Fußabdruck von Bio-Kaffee niedriger als bei herkömmlich produziertem Kaffee.

Wie gesund ist Bio-Kaffee verglichen mit konventionellem Kaffee?

Dass Koffein der Müdigkeit entgegenwirkt, ist bekannt. Aber wussten Sie auch, dass Kaffee Inhaltsstoffe enthält, die die Zellen vor hochreaktiven Molekülen schützen? Dabei sind insbesondere Antioxidantien hervorzuheben, die laut Studien den Blutdruck und Blutzucker reduzieren und sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. Aber besonders im konventionellen Kaffee ist einer dieser Naturstoffe enthalten, der einen höheren Wirkstoffgehalt aufweist als in Bio-Kaffeebohnen: Chlorogensäure. Das zeigt unter anderem eine Studie, die 67 Kaffeesorten aus biologischem und herkömmlichem Anbau auf den Gehalt des Naturstoffs untersuchte. Dennoch sollte dies kein Grund sein, nicht auf Bio-Kaffee umzusteigen. Denn bereits zwei Tassen Bio-Kaffee enthalten dieselbe Menge des gesundheitsfördernden Naturstoffs.

So kann nachhaltiger Kaffeekonsum aussehen

Damit Sie Ihren Kaffee genießen können, haben wir einige Tipps zusammengestellt, die das Kaffeetrinken nachhaltiger gestalten.

  • Auf das Herkunftsland achten: nach Möglichkeit Kaffee aus näheren Ländern, wie z. B. Gran Canaria, kaufen. Tipp: Werden die Bohnen im Herkunftsland geröstet, bleibt meist mehr Geld bei den Produzenten.
  • Kaffeezubereitung: Testen Sie Zubereitungsmethoden, die ohne Filter und Kapseln funktionieren, wie eine French-Press oder einen Espresso-Kocher. Meiden Sie Aluminium-Kaffeekapseln oder verwenden Sie kompostierbare Kaffeekapseln. Zur nachhaltigen Kaffeezubereitung finden Sie Kaffeezubehör im Waschbär-Shop.
  • Kaffeealternativen: Testen Sie Malz-, Getreide-, Zichorien- oder Lupinenkaffee. Aus Löwenzahnwurzeln können Sie sogar eigenen Löwenzahn-Kaffee herstellen.
  • Ressourcen sparen: nur die Menge an Kaffee zubereiten, die Sie konsumieren.
  • Müll vermeiden: Kaffeebohnen oder -pulver in Unverpackt-Läden kaufen.
  • Strom sparen: Vollautomaten oder Maschinen nach der Nutzung ausschalten.
  • Achten Sie beim Kauf von Kaffee auf die Siegel: wenn möglich, Bio- und Fairtrade-Sorten wählen. Verwenden Sie Mehrwegbecher und hinterfragen Sie Ihren Kaffeekonsum: Muss die dritte Tasse Kaffee sein oder genügt auch eine Alternative?
  • Pflanzliche Milchalternativen wählen: Wer seinen Kaffee nicht schwarz mag, reduziert mit Milchalternativen statt Kuhmilch den CO2-Abdruck des Getränks. Wie wär’s zum Beispiel mit regionalen Hafer- oder Erbsendrinks?

Fazit: Bio- und Fairtrade-Qualität – beides ist beim Kaffee wichtig

Unser Vergleich zeigt, dass konventioneller Kaffee oft unter fragwürdigen Bedingungen hergestellt wird und nicht nachhaltig ist. Daher ist Bio-Kaffee die bessere Wahl. Optimal ist jedoch eine Kombination aus Bio- und Fairtrade-Kaffee, damit sowohl ökologische als auch soziale Werte entsprechend Beachtung finden.

 

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