„Ich muss aktiv werden“

Mitglieder des Klima-BR stehen gemeinsam vor einem Rathaus.

Klimaschutz, demokratische Teilhabe und Stärkung der gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit in der Region Freiburg: Das sind die Ziele des „Klimabürger:innenrats“ (Klima-BR) der Region Freiburg. Waschbär unterstützt die Initiative finanziell als Sponsor und befähigt somit Menschen, gemeinsam für den Klimaschutz aktiv zu werden. Darüber hinaus wurde Waschbär-Mitarbeiterin Agata Fuhl zufällig ausgewählt, um aktiv konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik zu entwickeln.

Agata, du bist ja eigentlich Mitarbeiterin bei Waschbär. Wie kommt es, dass du auf einmal Klima-Bürgerrätin der Region Freiburg bist?

Lustigerweise habe ich mir in den letzten Monaten Gedanken darüber gemacht, wo ich mich ehrenamtlich engagieren kann. Und auf einmal hatte ich Post im Briefkasten vom Klima-BR – da habe ich mich gleich berufen gefühlt, mich da zu beteiligen. In dem Brief stand, dass etwa 90 Klima-Bürgerrätinnen und Bürgerräte gesucht werden – aus den Landkreisen Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald und der Stadt Freiburg.

Magst du nochmal erklären, was der Klima-BR eigentlich ganz genau ist und was du da machst?

Von über 600.000 Einwohnerinnen und Einwohnern aus den eben genannten Landkreisen wurden mehr als 90 Menschen ausgewählt. Sie repräsentieren die Bürgerinnen und Bürger in der Region Freiburg. Denn wir im Klima-BR werden mitbeteiligt an einem Maßnahmenplan, der gefüllt ist mit Handlungsempfehlungen für die Kommunen. Auf diesen Maßnahmenplan können die Politikerinnen und Politiker in den Kommunen dann Bezug nehmen, um Entscheidungen zum Thema Klimaschutz im Sinne der Bürgerinnen und Bürger zu treffen, und bringen dabei unterschiedliche Perspektiven ein – beispielsweise unterschiedliche Perspektiven aus dem städtischen und dem ländlichen Bereich.

Natürlich bekommen wir vorab bei den unterschiedlichen Veranstaltungen ganz reichhaltige Informationen – beispielsweise in Form von Fachvorträgen, um gute Laien-Ratschläge entwickeln zu können und um unsere Perspektiven noch zu schärfen. In Gesprächsrunden bearbeiten wir dann fünf unterschiedlichen Themen. Ich arbeite hierbei in einer Gruppe zum Thema „Energieeinsparung“ mit.

Ich finde die Möglichkeit der Mitsprache toll! Wir Bürgerrätinnen und -räte sind hier als Laien gefragt. Keiner ist hier Expertin oder Experte – es geht hauptsächlich um die unterschiedlichen Blickwinkel aus unserer Perspektive.

Eine kleine Arbeitsgruppe des Klimarates sitzt auf Stühlen in einem Kreis beisammen.
In Kleingruppen erarbeiten die Teilnehmenden des Klima-BR Lösungsansätze für die Politik.© AllWeDo e.V.

Was hat dich bewegt, an der Initiative teilzunehmen?

Das hat verschiedene Gründe: Ich möchte einfach für mich selbst in einigen Bereichen konsequenter sein. Zusätzlich fühle ich mich in vielen Fragen zum Thema Klimaschutz noch zu schlecht informiert, um mir darüber eine Meinung bilden zu können. Es ist also ein persönliches Interesse, darüber etwas zu erfahren. Beispielsweise über neue Energieformen, über die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Klimakrise und der Energiewende oder über neue wissenschaftliche Erkenntnisse.

Schlussendlich habe ich einfach gefühlt: Ich muss aktiv werden – für mich selbst, aber auch für andere! Und ich bin einfach glücklich, dass auch die Menschen dieser Region nach ihrer Einschätzung gefragt werden.

Warum ist es wichtig, solche Projekte zu unterstützen?

Die Frage ist gar nicht so einfach. Mithilfe dieses Bürgerrats schaffen wir Transparenz und beteiligen die Bürgerinnen und Bürger an Lösungsansätzen für das sehr komplexe Thema „erneuerbare Energien“. Außerdem fühlen wir uns im Rat auch als Botschafterinnen und Botschafter für den praktikablen Klimaschutz. So ist es beispielsweise eine unserer Aufgaben gewesen, auf andere Menschen zuzugehen und sie auf das Thema anzusprechen oder sogar Diskussionen mit ihnen zu führen. Kontroversen und verschiedene Blickwinkel machen den Klima-BR aus! Ich glaube, dass es das Wichtigste ist, aus der Überforderung beim Thema Klimaschutz herauszukommen und uns zu dem Thema besser zu informieren. So können wir – jeder für sich und auch gemeinsam als Gesellschaft – besser sehen, wie wir effektiv zum Klimaschutz beitragen können.

Welche Erfahrungen oder Wünsche bringst du in die Handlungsempfehlungen für die Politik ein?

Es geht nicht einfach nur darum, sich irgendwelche ziellosen Gedanken zu machen. Wir entwickeln in der Tat ganz konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik. Hier sind wir sehr klar und machen Vorschläge darüber, wie aus unserer Sicht Maßnahmen aussehen sollen. Dabei machen wir auch Vorschläge beispielsweise zu den Fragen „Wer ist für welche Maßnahmen verantwortlich?“ oder „Wer finanziert die Umsetzung?“.

Die Entscheidungen darüber treffen wir im Klima-BR natürlich demokratisch. Wenn ich einen klaren Wunsch formulieren möchte, würde ich sagen: Ich wünsche mir, dass wir alle einerseits mehr in die Pflicht genommen werden und es vielleicht einen politischen Rahmen gibt, der uns zum Klimaschutz auffordert. Allerdings ist es mir genauso wichtig, dass wir in diesem Rahmen alle unseren Platz haben, wo wir mitwirken können und sich niemand überfordert oder übergangen fühlt.

Hat es sich gelohnt beim Klima-BR mitzumachen?

Es war für mich auf jeden Fall eine spannende Erkenntnis. Gleichzeitig wurde mir schon sehr schnell klar: Es gibt echt noch total viel zu tun! Die Treffen für den Klima-BR waren immer wieder eine gute Erfahrung. Menschen zu treffen, die nicht immer einer Meinung sind, aber das gleiche Ziel haben, ist ein Gewinn. Hier habe ich „unperfekte“ Menschen getroffen, die sehr an sich selbst arbeiten und die sich wünschen, dass wir aus dem Gefühl der Ohnmacht ins Tun kommen.

Über die Interviewpartnerin

Agata Fuhl hat sich schon während ihres Geografiestudiums mit dem Thema Klimawandel, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. Die Bedeutung eines sinnvollen Wirtschaftens hat sie schließlich zu Waschbär geführt. Sie genießt kleine Fluchten in den Wald oder an den See und kann auch kleinen Campingabenteuern viel Schönes abgewinnen. Außerdem hofft sie, dass sie bald wieder mit ihrem Gleitschirm in die Lüfte steigen kann, um die Welt mit etwas Abstand von oben zu bestaunen und die Naturgewalten zu spüren.

Mitglied Agata Fuhl im Porträt.
Das Engangement im Klima-BR war für Agata eine tolle Erfahrung.© Agata Fuhl

Weitere Informationen über den Klima-BR

In den letzten Monaten haben sich die Stadt Freiburg und 15 Umlandgemeinden in den Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald für die Initiierung eines Rats für Bürgerinnen und Bürger zum Thema „100 % erneuerbare Energien“ in der Region Freiburg entschieden. Expertinnen und Experten aus verschiedenen Disziplinen beleuchten unterschiedliche Themenfelder und geben den Losbürgerinnen und Losbürgern wertvolle Impulse weiter. Zusätzlich stehen die Expertinnen und Experten auch für Rückfragen zur Verfügung. In insgesamt fünf Sitzungen im Zeitraum von Mai bis einschließlich Juli 2022 erarbeitete der Klima-BR Handlungsempfehlungen für die Gemeinderäte der Region Freiburg. Hierbei bringen Bürgerinnen und Bürger auch ihre eigenen Erfahrungen mit ein. In kleinen Gruppen, im direkten Gespräch, erarbeiteten die Teilnehmenden konkrete Vorschläge für die Politik zur Lösung von politischen oder gesellschaftlichen Herausforderungen.

Das Projekt wird zum einen aus kommunalen Mitteln gedeckt, zum anderen haben die Organisatoren des Projekts Sponsoren gesucht. Waschbär ist neben weiteren Unternehmen Unterstützer der Initiative und befähigt somit Menschen gemeinsam gegen den Klimawandel zu kämpfen.

 

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