Do it yourself: Weidentipi bauen

Vor dem hellblauen Himmel hebt sichdie Kuppel des Tipi ab.

Das Gartenjahr hatte gerade erst begonnen und mich hat es sprichwörtlich in den Fingern gejuckt, endlich wieder loszulegen. In unserem schönen Garten haben wir viel Sonne, das ist natürlich wirklich toll für die Gemüse- und Kräuterpflanzen. Doch im Hochsommer kann das schon fast etwas zu viel Sonne sein. Vor allem, wenn man wie ich ein Kleinkind im Garten rumflitzen lässt. Ein Schattenspender wäre also super. Wir möchten unseren Garten allerdings so plastikfrei und natürlich wie möglich gestalten. Klar gibt es etliche Möglichkeiten, Schattenplätze künstlich zu schaffen, doch fand ich die Idee eines „natürlichen“ Unterschlupfes viel ansprechender. Mit einem Weidentipi entsteht nicht nur ein natürlicher Schattenplatz, man hat auch einen tollen Rückzugsort für die kleinen Lieblingsmenschen, an dem sich auch mal ein kleines Mittagsschläfchen machen lässt. Nicht nur der Mensch profitiert vom Weidentipi: Man bietet bedrohten Bienen und Hummeln schon ganz früh im Jahr eine erste Nahrungsquelle.

Bauzeit und Material für ein Weidentipi

Der Vorfrühling ist am geeignetsten für den Bau eines Weidentipis. Das ist der Zeitraum von Mitte Februar bis Ende März. Doch auch danach, je nach Bodenfrost und Witterung, können Sie mit dem Bau starten. Nur im Hochsommer nicht, da es einfach zu heiß ist und die Weidenruten nicht anwachsen würden.

Ich habe mich etwas schlau gemacht und habe schon bei der Planung bemerkt, dass es gar nicht so einfach war, das Material für das Weidentipi zu beschaffen. Denn: Weiden stehen unter Naturschutz, eben aus dem Grund der ersten Nahrungsquelle für Bienen. Das ist auch richtig so und man sollte nicht einfach irgendwo ungefragt Weidenruten in der Natur absägen. Nach ein paar Telefonaten mit ein paar Gärtnern und Freunden in der Umgebung bin ich dann fündig geworden. Ich durfte an einem Bach von einem Privatgrundstück eines Freundes Weidenruten abschneiden. Vor dem Hintergrund, dass man die Weiden nicht zerstört, sondern an einem anderen Platz weiterwachsen lässt, ist der Eingriff in die Natur vertretbar.

Ich empfehle Ihnen, einfach beim Grünschnittamt in der Region, bei Baumschulen oder großen Gärtnereien nachzufragen. Dort werden Sie sicher fündig, um genügend Baumaterial zusammen zu bekommen.

Den Bau des Weidentipis richtig vorbereiten

Zuerst habe ich einen Platz im Garten ausgesucht, wo das Tipi genug Raum hat und nicht in unmittelbarer Nähe eines Gemüsebeets steht. Weiden sind feuchtigkeitsliebende Pflanzen und können, wenn Sie angewachsen sind, ordentlich Wasser aus dem Boden ziehen. Unser Garten grenzt an ein feuchtes Waldrandgebiet an, somit gibt es genügend Wasser im Boden, um die Pflanzen auch im Sommer zu versorgen.

Gut sichtbar im Rasen ist die vorgezeichnete Linie für das Weidentipi.
Mit einem Stock und einer Schnur gelingt der (fast) perfekte Kreis.© Constanze H.

In der gewünschten Größe wird nun als Erstes die Erde abgesteckt. Ich habe mich für einen Durchmesser von 2 Metern entschieden. So kann sich auch die Mama mal mit ins Tipi setzen, um ein spannendes Buch vorzulesen. Um einen gleichmäßigen Kreis zu zeichnen, habe ich einfach einen Stock mit einer Schnur in die Erde gesteckt und bin so mit einem Radius von einem Meter um den Stock herum und habe den Kreis mit einem Spaten markiert.

Dann geht es daran, mit dem Spaten einen Graben auszuheben. Am besten sticht man immer kleine viereckige Stücke aus dem Rasen. Diese Rasensoden beiseitelegen. Je nach Dichte der Erde, kann das eine ganz schön schweißtreibende Arbeit sein. Man sollte auf jeden Fall tief genug graben, denn die Weiden benötigen genügend Erdreich um sich herum, um gut anzuwurzeln. Eine Tiefe von 25-30 cm sollte ausreichen. Den Eingang des Tipis lässt man frei. Ich habe hierfür eine Breite von 80 cm gewählt, so ist genügend Platz um rein- und rauszuflitzen.

Der Graben ist ausgehoben und wird durch den Eingang durchbrochen.
Entlang des vorgezeichneten Kreises einen kleinen Graben ausheben. Dabei ein Stück für den Eingang übrig lassen.© Constanze H.

Weidenruten für das Tipi richtig setzen

Jetzt kommen die Weidenruten ins Spiel. Ich habe die Ruten im Abstand von etwa 20 cm eingepflanzt und brauchte dafür ungefähr 25 Ruten. Mit der Anzahl erreichen Sie eine gewisse Stabilität des Tipis. Die Länge der Ruten sollte mindestens 2,50 m betragen. Sobald Sie alle Ruten in die Erde gesteckt und die Rasensoden wieder eingebracht haben, können die Spitzen der Ruten, also das Dach, geformt und mit einem Bindfaden oder Draht zusammengebunden werden. Sie können ein spitz zulaufendes oder rundes Dach formen. Ich fand die Form einer Kuppel sehr ansprechend. Runde Formen strahlen sehr viel Harmonie aus und finden sich überall in der Natur wieder. Auch den Eingang habe ich durch zwei Bögen in einer runde Form gebracht und so einen fließenden Übergang zur großen Kuppel geformt.

Für mehr Stabilität können Sie noch ein paar übrige oder zu kurze Ruten in das Tipi einflechten. Entweder gerade am unteren Ende oder schräg nach oben laufend. Das macht das kleine Häuschen noch gemütlicher und geborgener.

Links sind die gesteckten Weidenruten zu sehen, rechts die geflochtenen.
Erst werden die Weiden gesteckt, dann bedeckt und anschließend verflochten.© Constanze H.

Jetzt sollten Sie die Weidenruten ordentlich angießen. Am besten in den ersten zwei Wochen jeden zweiten Tag reichlich gießen.

Ein paar Tipps und Ideen für Ihr Weidentipi

Im ersten Jahr wird das Tipi noch nicht so dicht bewachsen sein. Daher habe ich ein paar Samen der Zuckererbse eingepflanzt. Das Tipi ist für die Erbse ein perfekter Ort, denn sie hat eine ideale Rankhilfe. Außerdem hat der Weidentipi-Bewohner immer etwas zum Naschen in Reichweite. Sie können auch rankende Kapuzinerkresse oder ähnliche ungiftige Kletterpflanzen einpflanzen. Bitte keine Bohnen nutzen, diese sind roh schon bei geringen Verzehrmengen stark giftig.

Einen tollen Abschluss bilden runde, große Flusssteine im Inneren den Tipis. Die haben wir nach und nach bei Spaziergängen am heimischen Bach gesammelt.

Es bleiben auf jeden Fall ein paar Rasensoden übrig. Diese können entweder auf den Kompost, mit der Rasenseite nach unten, oder als Befüllung für ein Hochbeet genutzt werden.

Das Tipi lässt sich noch gut durchschauen, so fällt der Blick auf zwei Holzstühle.
Ein gemütliches Fleckchen im Garten. Wenn das Tipi groß genug geplant wurde, passen auch mehrere Stühle rein.© Constanze H.

 

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