Einfach selbst gemacht: Weinessig selber machen aus Weinresten

Der selbst gemachte Weinessig steht neben der abgefüllten Essigmutter in einer Flasche auf dem Esstisch.

Meist bleibt von einem gemütlichen Abend mit Freunden mit leckerem Essen und guten Getränken allerlei übrig. Am nächsten Tag stellt sich nur immer die Frage: wohin mit all den Resten? Wenn Sie Wein übrig haben, können Sie etwas Tolles für Ihre Küche herstellen – indem Sie einfach Weinessig selber machen. Wie das geht, verrate ich Ihnen jetzt.

Warenkunde Essig

Essig entsteht durch die Fermentation von Alkohol mithilfe von Essigsäurebakterien. Die Essigzubereitung zählt zu den ältesten Verfahren, um Lebensmittel herzustellen. Früher wurde Essig aus Bier, Wein oder sauer gewordenen Früchten hergestellt und mit Wasser verdünnt als Getränk genossen. Es gibt viele verschiedene Essigarten, deren Ausgangsmaterial sich unterscheidet. Grundlage für den Essig können zum Beispiel Früchte wie Äpfel, Birnen oder Kirschen, aber auch Kartoffeln oder Reis sein. Alkohol wie Whisky, Wodka oder Wein kann ebenfalls die Grundlage bilden – oder sogar Honig. Der Säuregehalt von Essig liegt generell zwischen fünf und 15,5 Prozent. Die einfachste und schon seit Langem verwendete Herstellungsmethode ist das sogenannte Orléans-Verfahren. Dabei wird der Behälter mit dem Ausgangsmaterial wie etwa Wein oder Bier offen stehen gelassen. Dadurch haben die Essigbakterien Kontakt mit Sauerstoff und die Flüssigkeit wird zu Essig. Diese Herstellungsmethode benötigt etwas Zeit, ist aber zu Hause sehr gut umsetzbar.

Was ist eine Essigmutter und wozu braucht man sie?

Ja, sie haben richtig gelesen: Es gibt tatsächlich etwas, das sich Essigmutter nennt. Dabei handelt es sich um eine Art kleinen Kuchen oder Qualle aus einer gallertartigen Masse. Bei näherer Betrachtung ist das Ganze eine Ansammlung von Millionen Essigsäurebakterien. Je nach Alter und Reifegrad der Essigmutter ist diese dünn und sehr zart. Wenn sie älter ist, kann sie jedoch auch richtig fest und dick werden. Die Essigmutter ist vom Prinzip her mit einem Sauerteig oder dem Hermann-Teig zu vergleichen. Sie muss gut gepflegt werden und braucht immer etwas Nahrung. Unseren Essig aus Weinresten haben wir ohne Essigmutter hergestellt, dabei ist aber eine entstanden.

In dem Glas sieht man, dass sich in dem selbst gemachten Weinessig eine Essigmutter gebildet hat.
Die Essigmutter können Sie zur Herstellung weiterer Essigkulturen verwenden.© Constanze H.

Rezept für selbst gemachten Weinessig aus Weinresten

Hier können Sie das Rezept für selbst gemachten Weinessig als PDF herunterladen.

Das brauchen Sie für den Essig

  • 1 Teil Weinreste (Weißwein oder Rotwein)
  • 1 Teil naturtrüber Bio-Apfelessig
  • 1 Teil Wasser
  • bauchiger Glasbehälter (doppelt so groß wie die Summe der gesamten Flüssigkeiten)
  • Tuch zum Abdecken des Behälters und 1 Gummiring
  • Mulltuch und Sieb

Und so können Sie den Weinessig selber machen

  1. Die Weinreste, den Apfelessig und das Wasser zu je gleichen Teilen in den sauberen Glasbehälter geben und mit einem Holzlöffel vermischen.
  2. Mit dem Tuch die Öffnung des Gefäßes abdecken und das Tuch mit dem Gummiring fixieren.
  3. Das Gefäß an einen warmen Ort stellen, zum Beispiel in die Küche. Sechs Wochen stehen lassen.

Wie werden die Weinreste zu Essig umgewandelt?

Die durch den Apfelessig zugeführten Essigsäurebakterien wandeln den enthaltenen Alkohol in Essig um. Dieser Vorgang dauert mehrere Wochen. Wichtig dabei ist: Die Flüssigkeit benötigt Sauerstoff, damit die Essigsäurebakterien „arbeiten“ können. Ein beißender Geruch ist normal und entsteht während der Umwandlung von Alkohol zu Essig. Sobald die Flüssigkeit nicht mehr nach Alkohol schmeckt und der beißende Acetatgeruch verschwunden ist, ist der Essig bereit zum Verzehr. In der Flüssigkeit entstehen nach zwei bis drei Wochen Schlieren und Fäden – da wird gerade eine Essigmutter „geboren“. Nach etwa vier Wochen ist die Essigmutter fertig ausgebildet. Die Essigmutter können Sie später weiterverwenden, wenn Sie neuen Essig selber machen möchten.

Abfüllen des fertigen Essigs

Nach etwa sechs Wochen Gärung kann der Essig in der Regel abgefüllt werden. Nehmen Sie die Essigmutter mit einem Löffel heraus. Dann schütten Sie den Essig durch ein mit einem Mulltuch ausgelegtes Sieb in eine sterilisierte Flasche um. Der Essig muss dann dunkel und kühl gelagert werden und ist mindestens ein Jahr haltbar. Lassen Sie den Essig vor dem Verzehr noch sechs bis acht Wochen nachreifen, dadurch wird der Geschmack noch „runder“. Im Laufe der Zeit entstehen Trübungen, die aber vollkommen normal sind.

Weinessig selber machen: Tipps und Ideen

  • Sollte der Essig zu sauer schmecken, können Sie löffelweise abgekochtes, abgekühltes Wasser hinzugeben, bis die gewünschte Säure erreicht ist.
  • Bei der Essigherstellung darf es nicht zu kalt sein. Ideal sind 25 bis 28 °C. Perfekt ist es also, den Essig im Sommer herzustellen.
  • Nutzen Sie zur Abdeckung des Gefäßes ein Tuch aus Naturmaterialien – Baumwolle oder ein Taschentuch zum Beispiel.
  • Grundsätzlich lässt sich jede Art von Alkohol für die Essigherstellung nutzen. Probieren Sie es einfach aus.
  • Nutzen Sie den fertigen Weinessig zum Würzen von Salaten oder auch zum Abschmecken von Pfannengerichten. Zum Einlegen von Gemüse oder zur Herstellung von Schnittlauchblüten-Essig eignet er sich ebenfalls prima.
  • Verarbeiten Sie den Essig weiter zu einer leckeren Balsamicocreme, die ganz hervorragend zu Tomaten aus dem eigenen Garten oder vom Balkon passt.
  • Als Geschenk ist der selbst hergestellte Essig besonders gut geeignet. Vielleicht verschenken Sie ja einen Essig aus Weinresten an die Freunde, die am betreffenden Abend zu Besuch waren. Eine witzige Anekdote vom Abend, an der Flasche angebracht, lässt Erinnerungen auf eine besondere Weise wieder aufleben.
  • Verfeinern Sie den fertigen Essig mit Kräutern aus dem Garten oder Gewürzen wie Chili, Pfeffer und Anis. Oder verarbeiten Sie frische Beeren aus dem Garten, zum Beispiel zu Himbeer-Essig.

 

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